Fundstücke (makabres, trauriges, erheiterndes)

Gibt es irgendwo eine Möglichkeit solche Einträge sinnvoll kategorisiert zu sammeln, so dass sie der Forschung zur Verfügung stehen? Ich meine z.B. eine Kaiserschnittgeburt aus den 1790ern, bei der das Kind einige Tage und die Mutter ca. zwei Wochen überlebt hat oder die Geburt des Kindes eines farbigen Soldaten um 1800. Uta Härtling
 
Hallo Uta
Gibt es irgendwo eine Möglichkeit solche Einträge sinnvoll kategorisiert zu sammeln, so dass sie der Forschung zur Verfügung stehen? Ich meine z.B. eine Kaiserschnittgeburt aus den 1790ern, bei der das Kind einige Tage und die Mutter ca. zwei Wochen überlebt hat oder die Geburt des Kindes eines farbigen Soldaten um 1800. Uta Härtling
Du kannst ja hier verschiedene Kategorien als Beitrag eröffnen oder Du erstellst eine Website auf der Du solche Fundstücke der Forschung zur Verfügung stellst.

Grüße
Bernd
 
„Gottes Güte, Lieb und Treu / Sei uns alle Morgen neu“
http://www.archion.de/p/00153892ef/

Immer wieder habe ich mir diesen Spruch angeschaut und gerätselt was dahinter stecken könnte,.. und neulich bin ich endlich draufgekommen:
Im Eingangsspruch zum Verzeichnis der Ehen aus dem Jahr 1677 in Pommelsbrunn hat der Pfarrer die JAHRESZAHL mittels „Buchstabencode“ versteckt:
Groß hervorgehoben sind die römischen Ziffern V, L, I, D, und M:
Gottes GVte, LIeb VnD treV,
SeI Vns aLLe Morgen neV.


Alle hervorgehobenen Ziffern summiert ergeben:
V+L+I+V+D+V+I+V+L+L+M+V = 1677

(Dasselbe Spiel übrigens einige Seiten zuvor für 1675)

Und ein "späterer" Pfarrer setzt noch eins oben drauf, genauer gesagt sind es sogar gleich DREI Sprüche, in deutsch und lateinisch...: (gleicher Ort, nächstes Buch)
„O dass Gerechtigkeit und Friede sich küsseten!“ ...etc.
http://www.archion.de/p/7a659c329a/
Wer nachrechnen mag: Natürlich ergibt sich für alle drei Zeilen jedesmal korrekt
die Jahreszahl 1714!

(War denen manchmal evtl auch langweilig? Gab es diesen Begriff damals überhaupt schon???)

Gruß,
MIChaeL, In VoLLer BewunDerung fVr soLCh VIeLe RätseLeIen (2019 :) )


 
Ein tragisches Unglück beim Begräbnis des Schultheiß von Neckargemünd.

Am 10. Juni 1681 wurde Johann Casimir Müller begraben, der Schultheiß von Neckargemünd, der nach mehreren Monaten des Siechtums verstorben war. Sargträger war unter anderem der langjährige Glöckner der reformierten Gemeinde, Johann Philips Plappert, zu diesem Zeitpunkt ca. 59 Jahre alt. Dabei geschah ein tragischer Unfall:

"Johann Philips Plappert, Sechster(?) und Glöckner, wie auch Kramer und Schneider allhir, fiel bey jetzt vermeldt H. Schultheißes Begräbnis, da er den Leichnam wollen helfen einsenken, und ihm das Seil entwichen, rücklings über das Grab, in welches er auch nach seinem Tod, d. ihm durch die darob entstandene Schrecken und zugestoßene Schwachheit verursacht wurde, gelegt worden."

Er erlitt also vermutlich durch den Schreck einen Herzinfarkt, verstarb, und wurde am 17. Juni im gleichen Grab wie der Schultheiß beerdigt.

KB Neckargemünd > Mischbuch 1635,1639,1650 - Sept. 1720,1734,1749, Blatt 112/145

http://www.archion.de/p/2445b95cc5/
 
Hallo Bernd,

also ich interpretiere das so, daß er über das (ungeöffnete und wohl leere) Nachbargrab gefallen ist. Nur das macht Sinn!

Viele Grüße,
Gerhard
 
Hallo Bernd,

also ich interpretiere das so, daß er über das (ungeöffnete und wohl leere) Nachbargrab gefallen ist. Nur das macht Sinn!

Viele Grüße,
Gerhard

Kann gut sein. Da man beim Herablassen des Sargs üblicherweise mit dem Gesicht zum Grab steht, ist es wenig wahrscheinlich, dass man rücklings hineinfällt. Dann ist er wohl im Nachbargrab bestattet worden ...
 
Was für ein grausames Schicksal mag wohl hinter diesen wenigen Zeilen stehen?
http://www.archion.de/p/ef8af82644/
"Anno 1693 d 18 decembris hab ich einen bettelbuben der zu Tuchenbach beim Hürten gestorben und Abraham N geheißen, so weder Vatter noch Mutter mehr gehabt; ist auß den Thälern bei Savoyen bürtig, hat nicht viel Teutsch können reden, sondern nur französisch, allhier begraben."
 
Eine gescheiterte Eheschließung, Jebenhausen 1731 (Papierkram bzw. Bürokratismus)
http://www.archion.de/p/e01a18c69a/
Jebenhausen, Dekanat Göppingen, Württemberg, 1731:
Der Pfarrer muss leider einen bereits vorbereiteten Hochzeitseintrag plötzlich "abbrechen" und erklären ...

"D: 27. Martÿ am Osterdienstag u. tage Ruparti ist nach vorgezeigten legitimations
schein von einem commandierenden Officier und leibgnädiger Concession hießiger
Herrschaft Wilhelm Flein (?) Garde Reüter mit NB. Er hat mir versprochenermaßen
den Zettel nicht überpflichtet, darumb kan ich die Braut nicht aufziehen."

Alles muss seine Ordnung haben!
Ob der feine Herr Garde-Reüter und verhinderte Ehemann die damals am Ort fällige saftige Heirats-Gebühr an die Liebensteinsche Ortsherrschaft schon entrichtet hatte geht aus dem Text nicht hervor. Das müsste ich vielleicht noch recherchieren :)

Gruß.
Michael
 
Nicht gut Kirschen essen! (Tod durch Verstopfung)

„Anno 1626 …
13 Julÿ Hans Beck begraben worden, der aus grossem Hunger sich mit suvil [?] Kürschen gefült, das er verstopt worden, kein Stulgang mehr haben können, endlich da er d[en] Stulgang wid[er] bekommen, gestorben.“

http://www.archion.de/p/a1382f63e5/
 
Von schwedischen Soldaten erschlagen

Sontag, den 1. July (1632). Ist Hanß Biler Fuhrmann, im 26. Jahr seines
Alters zue Mönchen in dem Herren seelig entschlaffen, Folgenden Tag ehrlich zur
Erden bestattet worden. Gemelter Fuhrmann ist von den schwedischen Soldaten
angegriffen, und mit einem Spitzhammer also geschlagen worden, daß er Hanß Biler
deßwegen sein Leben in der Frembde hat einbüßen müssen und ...
(Der Rest ist teilweise unleserlich.)

Zur falschen Zeit am falschen Ort.

Tatsächlich war die schwedische Armee im Mai und Juni 1632 in München, zog sich dann aber zurück. Hanß Biler muss den Truppen auf seinem Weg nach München dann begegnet sein.

http://www.archion.de/p/2de12ac9ce/
 
LKA Stuttgart, Dekanat Vaihingen/Enz, Roßwag, Mischbuch 1694-1765 (neu 3.3.2020), Band 10, Bild 179, Todesregister
Anno 1748,
D. 2ten. Jan. Morgens um 5. Uhr hat sich Matthäus Maienknecht, gewe-
sener bürgerlicher Innwohner und Kieffer allhier bey der so
genannten Schul-wiesen in den Entz-Fluß gestürzet und
ertränket, nachdem er sonderlich in der letzten Zeit seines
Lebens sich gegen seinem Ehweib und Kindern sehr gott-
und liebloß erzeiget, gräulich gefluchet, erschröckliche und
mörderische Reden gegen seinem Ehweib geführet, auch
der Trunckenheit und einem Verfürerischen Leben sich
ergeben: Vor welch seinem sündlich- und gottlosen Wesen
er zwar vom Pastore und dem Schultheißen zu etlichen ma-
len privatim, und vor dem Versammleten Kirchen-Convent
auff dem Recht-Hause treulich und ernstlich gewereten
zur Führung eines beßeren Lebens mit vielen vorgelegten
Beweg-Gründen, aber leider! Vergeblich ermahnt wor-
den. Wer sonsten ein Mann eines guten natürlichen
Verstandes, hatte auch nach dem äusserlichen Buchstaben
gute Erkenntnüß der Heil(igen) Schrift!, aber ohne die erns-
te Kräfte und Frucht durch derselbigen in seinem Hertzen und
Leben. Es war auch dieser Mann von vielen Jahren her
in puncto adulterii sehr verdächtig. Zum neuen Jahr
hat er nach seinem eigenem Bekenntnüß vor dem Kir-
chen-Convent seinem Ehweib den Teufel angewi-
schet deßen Cönzur ist den 16. Febr. Anni currentis ergangen-
en Hochfürstl(ichen) Gnädigsten Befehls des Abends durch vor Dorff
Schützen aus dem Waßer an das Land heraus gezogen und des
Nachts durch des Scharff-Richters zu Vayhingen konn-
te in einer Wald-Klingen vergraben worden, ät. 45. Jahr
9. Wochen.

Church book of Rosswag, Wuertttemberg, Volume 10, 1694-1765, image 179, Deaths.
On the 2nd of January 1748 at 5 o’clock in the morning Matthaeus Maienknecht, late resident citizen and cooper here in Rosswag, plunged into the Enz River and drowned. Particularly during the last part of his life he acted in a very ungodly and unloving manner toward his wife and children and disgustingly cursed, talked threateningly and murderously toward his wife, as well as leading a drunken and loose life, for which he was sincerely and earnestly admonished on account of his sinful and godless nature, namely privately to lead a better life several times by the pastor and mayor and before the assembled church council in the court chambers, citing many cases in point, but alas, in vain. This man, who otherwise had a naturally good mind and outwardly knew the Bible and could quote scripture, nonetheless lacked the real power and result of having the same in his heart and life. He was also seriously suspected in the matter of adultery many years ago. By his own admission before the church council he accused his wife of wiping the devil on New Year’s Day. He was censured on the 16th of February by the most gracious order of His Highness the Prince after he shot from the water onto the land in the front of the village in the evening. His body was recovered from the water and he was buried at night by the executioner at Vaihingen in the middle of the forest, aged 45 years 9 weeks.




 
"Modenamen" (Johannes in Wüstenrot, "Christinen" in Winnenden)

Wenn man in historischen Taufregistern blättert, fallen einem oft Häufungen von gleichen Vornamen ins Auge. Ganz offensichtlich gab es schon vor Jahrhunderten "Modenamen", - so wie es heute immer noch der Fall ist. Allerdings waren diese früher noch viel stärker lokal gebunden (was im Extremfall sogar helfen kann eine Personenherkunft einem bestimmten Ort zuzuordnen, aber das ist eine ganz andere Geschichte).
Mir ist es schon mehrfach so gegangen, dass ich bei Suche nach einer Geburt ohne Kenntnis auch nur des annähernden Geburtsjahrs in einem Taufbuch "rückwärts" suchen musste (Ehedatum minus 18 Jahre, und von dort zurück). Wenn der Täufling einen für die Region oder den Ort seltenen Vornamen hatte (nennen wir den Probanden hier mal einfach "Melchior" ) passiert es zumal, dass man 10 Jahre oder mehr vergeblich nach einem Melchior sucht... und plötzlich kommt doch noch einer (leider erst mal nicht der "richtige" )... und plötzlich noch einer und noch einer.... Und dann findet man doch noch den passenden Melchior...

Hier eine Doppelseite mit fast lauter Buben namens Hans/Johannes ... (bis auf einen Matthaeus) aus Wüstenrot, Dekanat Weinsberg aus dem jahr 1717: http://www.archion.de/p/fb42197962/

Da verwundert es nicht weiter, dass man 20 Jahre nach den Taufen dann auch Namenshäufungen bei den Heiraten finden kann. Dazu ein Beispiel aus Winnenden, Dekanat Waiblingen aus dem Jahr 1836. Alle Bräute auf dieser Kirchenbuchseite heißen mt erstem Vornamen Christine oder Christina oder Christiana :) :
http://www.archion.de/p/bed582d60d/
 
Mord an Weihnachten 1671

Am Weihnachtsabend des Jahres 1671 war der 20jährige Schuster Jacob Berker auf dem Nachhauseweg von Dallau nach Unterschefflenz. "Bey den 2. großen Bäumen" wurde er überfallen und ermordet. Man fand ihn am nächsten Morgen "gar ellendiglich zugerichtet mit abgeschnittener Gurglen". Bei der Beerdigung am 27.12. war der Mörder noch nicht bekannt.

Als Nachtrag ist vermerkt, dass es sich dabei um den 15jährigen Sohn des Schultheißen von Dallau handelte. Er wurde an Fasnacht 1672 hingerichtet, indem man ihm zuerst den Kopf abschlug und ihn dann aufs Rad legte.

Das Motiv für den Mord ist leider nicht vermerkt.

http://www.archion.de/p/601cb17892/
 
An dieser Stelle dann ein liebes "Dankeschön" an Archion für drei Freimonate für meine Fundstücke.

Da ich noch auf Freischaltungen warte, bis ich wieder wirklich weiter vorwärts kommen kann, werd ich einfach Ausschau halten nach weiteren hübschen Fundstücken!
 
... zu Andrea's Fundstück:
Zeichnung Schwert mit Galgen 1571 Neuenstadt am Kocher
... lese ich (z.T. etwas unsicher) wie folgt:

Hanns Franckh 57 mord gestifft, vil bis auff den tod
verwund(en), lig(en) lassen, hat nitt wissen können, ob
sie tod plib(en) od(er) nitt, mitt dem rad gericht, und
4 zich glüenden zang(en) vnnd an ain iung galg(en) daran gefürth word(en)
den 24 Octob(ris). gericht worden, ein greulich mörd(er),
ist gewesen von Kochenthürm bürttig, ist gewe
sen ein Schäeffer.

Gruß,
Michael
 
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