Wieso eigentlich nicht "heÿset" - ich sehe zwei Tüpfel über dem y ...
Dass "ÿ" am Ende von Monatsnamen als "ii" zu lesen und transkribieren ist, weiß ich mittlerweile. Gibt es auch hier einen Grund für die Umschrift als "nacktes" y?
Zu dieser Frage gibt es keine einhellige Antwort:
Es gibt unterschiedliche Transkriptionsrichtlinien und im wissenschaftlichen Bereich gibt man an, welche Richtlinien man für einen Text verwendet.
Das eine Extrem ist die möglichst lückenlose Wiedergabe aller erkennbaren Textmerkmale, dazu zählen Pünktchen über dem y, die Verwendung unterschiedlicher Satzzeichen, die Beibehaltung von "vnd" für "und", Groß-/Kleinschreibung wie in der Vorlage, aber auch der Wechsel zwischen lateinischer und deutscher Schrift (zum Teil innerhalb eines Wortes), aber auch unterschiedliche Formen für denselben Buchstaben (häufig z. B. bei "r" ), die genaue Unterscheidung verschiedener Kürzungszeichen etc.
Eine solche Vorgehensweise ist durchaus für Germanisten interessant, die anhand dessen eventuell Schreibtraditionen verfolgen können, aber auch dann, wenn die Bedeutung des Textes unklar ist, und man möglichst nahe am Original bleiben möchte.
Für den Hausgebrauch als Familienforscher halte ich die Befolgung solch strenger Transkriptionsrichtlinien allerdings für maßlos übertrieben.
Ich verwende nur Zeichen unseres heutigen Alphabets.
Bei Satzzeichen in der Vorlage verwende ich die heutige sinngemäße Entsprechung, nicht das Satzzeichen, das der Vorlage am ähnlichsten sieht;
bei letzterem sieht man hier im Forum aber auch andere Praxis (worüber ich mich regelmäßig ärgere ist die Verwendung von "=" als Bindestrich oder ":" als Abkürzungszeichen; es gibt keinen inhaltlichen Grund dafür, außer den Text künstlich zu antiquieren).
Hinsichtlich u/v plädiere ich aus Gründen der Lesbarkeit, entsprechend dem Lautwert zu transkribieren (es gab in bestimmten Schriften nur das Zeichen "v" am Wortanfang und "u" im Wortinneren, jeweils für beide Lautwerte), denn mit "zuuor" oder "beuel" kann man nur schwer etwas anfangen.
Das "ii" am Ende von Monatsnamen ist natürlich ein lateinischer Genitiv, doch gibt es hier auch Fälle, wo eindeutig ein y steht, warum auch immer dies - sprachhistorisch falsch - geschrieben wurde.
Die Erkennung von Groß-/Kleinschreibung macht in der Vorlage oft Schwierigkeiten.
Hier bin ich zu meiner Schande gnadenlos inkonsequent; sinnvoll ist zum Beispiel entweder die Befolgung heutiger Rechtschreibregeln, oder die regelmäßige Großschreibung aller Namen.
Auch das behutsame Ergänzen von Satzzeichen, um die Satzgliederung zu verdeutlichen, halte ich für vertretbar, allerdings kann man dadurch auch den Sinn verändern, deswegen sollte man sich sicher sein.
Die grundsätzliche Frage lautet einfach:
Ändere ich durch meine Vereinfachung die inhaltliche Bedeutung des Textes?
Was man - abgesehen von offensichtlichen Schreibfehlern - nicht tun sollte, ist, Buchstaben hinzuzufügen (ganz beliebt: "copuliert" ), denn es lässt stets vermuten, dass man zwar den Zusammenhang errät, aber die Schrift eigentlich nicht lesen kann.
Ergänzen darf bzw. muss man aber Buchstaben, die im Text durch eindeutige Kürzungszeichen angedeutet werden (Verdoppelungsstrich, Bogen nach ober für "-er", Bogen nach unten für "-en" etc.). In diesen Fällen löse ich ohne Klammer auf.
Allgemeine Kürzungszeichen ohne festen Lautwert wie die l-artige Schleife am Wortende sollte man - soweit erschließbar - in Klammern auflösen (eigentlich in eckigen Klammern, aber damit gibt es hier im Forum Probleme mit nachfolgenden Leerzeichen, daher runde Klammern).
Das sind die Regeln, an die ich mich mehr oder weniger halte.
Die einzelnen Punkte sind sicherlich diskutierbar, vielleicht gibt es ja noch weitere Wortmeldungen dazu?