Archion ist sicherlich das Portal, nach dem sich alle Ahnenforscher lange gesehnt haben. Die Suche am heimischen PC zu einem Zeitpunkt seiner Wahl statt langer Fahrten zu Archiven und Gemeindebüros, statt Suche zu eigentlich unpassenden Zeitpunkten (zumindest wenn man nach berufstätig ist), statt der wagen Möglichkeit vielleicht eines Tages zu einem weit entfernten Archiv fahren zu können, statt der zwar gerechtfertigte aber dennoch hohen Kosten für Archivreserche sind für viele ein Traum. Und dennoch stellt sich für jeden Benutzer die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis und damit für den Lieferanten die Frage, ob seine angebotene Dienstleistung genügend Absatz findet.
Zur Frage des Nutzens möchte ich nach meinen bisherigen Erfahrungen folgende Bemerkungen machen.
Bedienbarkeit
Prinzipiell halte ich die Handhabung für brauchbar. Wenn aber mehr Landeskirchen, Kirchkreise und Kirchspiele in das Portal eingestellt werden, sollte es eine vernünftige Suchmöglichkeit geben. So sollte es z.B. möglich sein, direkt nach eine Kirchspiel suchen zu können.
Größe auf dem Bildschirm
Die Dastellung der Scans ist meines Erachtens viel zu klein. Im Vergleich sind die Scans z.B. bei familysearch.de um 66% und bei matriky.soalitomerice.cz um 54% größer. Man hat hier viel mehr Informationen im Überblick und muss nicht so viel verkleinern, vergrößern und verschieben.
Geschwindigkeit
Die Geschwindigkeit, in der die Scans scharf darstellt wurden, war meistens nicht berauschend, aber dennoch ausreichend. Wie es bei einer größeren Anzahl von Benutzern im Echtbetrieb aussieht, steht auf einem anderen Blatt.
Download
Ich bin selbst Software-Entwickler und Unternehmer und kann daher die Problematik gut nachvollziehen, vor der der Anbieter von Archion steht. Auf der einen Seite muss man den Kunden einen ausreichenden Nutzen zur Verfügung stellen (sonst wird oder bleibt er kein Kunde) und auf der anderen Seite muss man den Missbrauch verhindern. Es besteht wohl grundsätzlich die Gefahr, dass sich Nutzer ganze Kirchenbücher runterladen, um dann offline zu suchen und vielleicht diese sogar dann weiterzugeben, womit Archion künftige Einnahmen entgehen. Archion versucht durch die Begrenzung der Downloads und eine schlechte Auflösung der Downloads den Missbrauch zu verhindern. Was die Auflösung betrifft, sind nur die Downloads in der höchsten Auflösung einigermaßen brauchbar. In der höchsten Auflösung enthalten die Downloads aber nur einen kleinen Ausschnitt.
Damit sind die Downloads aus meiner Sicht unbrauchbar. Wünschenswert wäre eine Handhabung wie bei den oben bereits erwähnten kostenlosen Portalen:
- Download als jpg-Datei, nicht als PDF. Da die bisherigen Dowloads nur bei sehr kleinen Ausschnitten brauchbar ist, müssen diese in einer Bildverarbeitung zusammengefügt werden. Dafür braucht man jpg-Dateien, keine PDF's. Würde eine komplette Seite in ausreichender Auflösung heruntergeladen werden, schneiden sich viele Ahnenforscher den für sie interessanten Ausschnitt heraus.
- Download der kompletten Seite, nicht des auf dem Bildschirm sichtbaren Ausschnitts. Bei einer ausreichenden Auflösung kommt man auf etwa 2MB pro Seite.
- Die zahlenmäßige Begrenzung der Downloads ist generell nachvollziehbar, wenn auch sehr ärgerlich für den Anwender. Allerdings muss man die Bedarfe der Ahnenforscher berücksichtigen. Ich selbst habe allein in dem einen oder anderen Kirchspiel schon 30, 50 oder noch mehr direkte Vorfahren gehabt. Interessiert man sich auch - wie ich - für weitere Ehepartner und Geschwister, kommt man allein in einem Kirchspiel manchmal auf mehrere Hundert Personen. Man sucht dann Tauf-, Trau- und Begräbniseinträge. Das macht 2,5 Downloads (wenn es denn die ganze Seite in ausreichender Qualität wäre und nicht, dass man pro Eintrag sogar mehrere Downloads benötigt) pro Person. Man benötigt dann also ggf. allein für ein Kirchspiel mehrere Hundert Downloads. Und man sucht ja im Laufe eines Jahres in mehreren Kirchspielen.
In dieser Testphase bestand für mich die einzige Möglichkeit darin, Scrennshots bei der größten Auflösung zu machen und diese in einer Bildverarbeitung zusammenzustellen. Dies ist sehr mühsam und stellt eine starke Einschränkung des Nutzens dar.
Verfügbare Kirchenbücher
Ein Ahnenforscher hat natürlich nur einen Nutzen vom Portal, wenn er die Kirchenbücher, die ihn interessieren, auch in dem Portal wiederfindet. Zur Zeit ist die Auswahl natürlich noch äußerst eingeschränkt. Ich selbst habe auch nur Kirchspiel gefunden, welches mich interessiert, und dies hatte ich bereits bei den Mormonen schon umfassend erforscht. Bei dem jetzigen Bestand macht für mich die Nutzung von Archion bei diesen Kosten keinen Sinn.
Ich bin gerne bereit auch die im Raum stehenden Kosten zu bezahlen, wenn dem ein entsprechender Nutzen gegenübersteht. Dafür müsste aber der Bestand wesentlich erweitert werden und die Qualität, Menge und Handhabung der Ansicht und des Downloads deutlich verbessert werden.