Fundstücke (makabres, trauriges, erheiterndes)

Aus dem Kirchenbuch Grifte 1739-1814, darin enthalten u.a. Holzhausen (heute zur Gemeinde Edermünde, nördlicher Schwalm-Eder-Kreis, südlich von Kassel, Hessen); Permalink: http://www.archion.de/p/2e5d1ce87f/

Es wäre interessant, etwas über Verbleib/Herkunft dieser Personen (und Tiere) zu erfahren.

1764
20. April: Auf der Neüen Herberge zu Holtzhaußen
einem durchreyßendem Schweitzer Jacob Eger(?)
aus dem Canton Bern et uxori Anna ge=
bornen Dollerin einen Sohn welcher durch den
Vatter selbst den Namen Jacob empfangen.
Ist geboren d. 19. ejusd:
NB: Dieser Schweitzer führete einen großen Löwen, einen
ostindischen Pavian, und einen großen seltzamen Vo=
gel bey sich, welche Thiere ich nebst meiner Frauen
und Kindern in eißernen Gittern daselbst ge=
sehn, [..] auch der Löwe in unserer
Gegenwart seine entsetzliche Stimme mit
Brüllen eine Zeitlang hören ließe.
In dieser Zeit mit einer hochschwangern Frau und teilweise gefährlichen Tieren aus der weit entfernten Schweiz durch halb Deutschland zu reisen. Allerdings eine sehr abenteuerliche Expedition. Bei diesem Mann muss es sich mindestens um einen ausgewachsenen Abenteurer gehandelt haben.
 
Einige Schweizer Kantone haben ihre Kirchenbücher bereits online gestellt. Es wäre natürlich einfacher, wenn man den genauen Heimatort der beteiligten Personen kennen würde.

Kirchenbücher Bern
 
PS: Echte Paviane gibt es übrigens nur in Afrika. Ich habe mal gegoogelt.. In Indien gibt es nur (?) Languren und Makaken und hier den Indischen Hutaffen (-> https://de.wikipedia.org/wiki/Indischer_Hutaffe). Letztere zählen allerdings zu den Pavianartigen. Vielleicht dürfen wir von so einem Exemplar ausgehen. Über den möglicherweise bedauernswerten Zustand der Tiere, v.a. des Löwen, möchte ich lieber nicht spekulieren..
 
Das Familiennamenbuch der Schweiz gibt die Bürgerorte der Familien an, also den Ort, wo sie das Bürgerrecht hatten. Der muss nicht mit dem Wohnort identisch sein, aber er ist zumindest ein Ansatzpunkt für weitere Forschungen.

Im 18. Jahrhundert ist außerdem zu beachten, dass große Teile des heutigen Aargaus zum Kanton Bern gehörten.
 
In einem kleinen abgelegenen Ort würde man nicht unbedingt einen königlichen Bediensteten vermuten,
in diesem Fall einen Unterförster. Der Familienname Peschlow klingt für diese Zeit (1827) und diese Gegend (tiefste Provinz) auch
eher ungewöhnlich, also wurde er vielleicht von irgendwo andersher dorthin versetzt. Vielleicht ein
Versorgungsposten?
 
In einem kleinen abgelegenen Ort würde man nicht unbedingt einen königlichen Bediensteten vermuten,
in diesem Fall einen Unterförster. Der Familienname Peschlow klingt für diese Zeit (1827) und diese Gegend (tiefste Provinz) auch
eher ungewöhnlich, also wurde er vielleicht von irgendwo andersher dorthin versetzt. Vielleicht ein
Versorgungsposten?

Warum ein "Versorgungsposten"?
In Belzig gab es schon seit "Ewigkeiten" eine Forstverwaltung / Oberförsterei.
Der Mann war "Regierungsangestellter" / Beamter und wurde dorthin versetzt bzw. dort eingesetzt, wo Bedarf war bzw. wohin sein Dienstherr ihn mitsamt seiner Familie beorderte.
Ggfls. existierte in Mützdorf auch ein Forsthaus, in dem er Wohnung bezog.
Ist doch eine spannende Angelegenheit hier reale Hintergrundinformationen zu recherchieren.
 
Warum ein "Versorgungsposten"?
In Belzig gab es schon seit "Ewigkeiten" eine Forstverwaltung / Oberförsterei.
Der Mann war "Regierungsangestellter" / Beamter und wurde dorthin versetzt bzw. dort eingesetzt, wo Bedarf war bzw. wohin sein Dienstherr ihn mitsamt seiner Familie beorderte.
Ggfls. existierte in Mützdorf auch ein Forsthaus, in dem er Wohnung bezog.
Ist doch eine spannende Angelegenheit hier reale Hintergrundinformationen zu recherchieren.
Ich habe eine Vermutung geäußert warum es einen höheren Angestellten in die Provinz verschlagen könnte. Ich habe keine Wertung geübt im Sinne des heutigen Wortgebrauchs, sondern in dem Sinne das vielleicht ein verdienter Soldat dort Dienst tun kann wenn er vielleicht nicht mehr kriegsfähig ist.
 
Je nach Zeit und Region unterscheiden sich Bezeichnung und genaue Tätigkeitsbeschreibung dieser Unterförster. In Hessen findet man häufig den Begriff "Forstläufer". Sie rekrutieren sich oft aus der ortansässigen Bevölkerung und in den Kirchenbüchern sind sie keine Seltenheit. Forstläufer/Unterförster sind im Gegensatz zum berittenen Förster/Oberförster unberitten. Ich bin aber kein Experte auf dem Gebiet. Siehe auch die Wikipediaeinträge:


 
Kommunikanten im Jahr 16670 [sic]

Ein wunderschöner Schreibfehler:
Sofort nach den Kommunikanten des Jahres 1669 folgen die des Jahres 16670.
Ob besagtes Jahr überhaupt noch ein Mensch erleben wird....?

Mit nachdenklichen Grüßen,
Michael
 
Bier!

Umpferstedt 1681
d[en] 6. Julii Hanß Georg Schmidt,
Andreas Schmidts Sohn, |: welcher montags
p[ost] s[anctissimæ(?)] Trinitat[em?] d[en] 4. Julii abends im Brauhause
in / e[ine] / Wanne voll heiß Bier gefallen u[nd] sich der-
maßen Verbrand, daß er darauf dienstags
d[en] 5. Julii frühe verstorben:| begraben
worden, s[eines] altes 11. Jahr 19 Wochen. 2. tage.

Dieses Fundstück widme ich
der reiferen und unreifen Jugend
als meine Mahnung und Warnung
zum heutigen "Vatertag":
Bier kann tödlich sein!
Nicht nur bei unsachgemäßer äußerlicher Anwendung!
;)
 
Verspäteter Beitrag zum Welttag des Recyclings (18.März 2023):
Onstmettingen, 1746: Recycling der etwas anderen Art

Nachdem der bißherige Pfarrer
Christoph David Grüninger, das alte See-
len- und Communicanten-Register zerrissen ,
und bei seinem Abzug zum einpacken gebraucht,
Alß wurde deßen den 5. Julii 1746
Confirmirter, und Ends- Unterschriebenen Successor
genöthiget, sich um ein Anderes zu bewerben;
Zu dem Ende ist dann Gegenwärttiges Buch wiederum
verfertiget, und von der H. Vogtey in Bahlingen
Zur allhiesigen Pfarr angeschafft worden.
Onstmettingen d. 10. 8br 1746.

T. dermahliger Pfarrer
Johann Georg Stählen
 
Qualitätsprobleme Anno 1773;
Schlussbemerkung ganz am Ende des Eheregisters:
nb. wegen schlechten Papiers wurde hier aufgehört.

Wahrscheinlich war das Papier noch nicht alterungsbeständig gemäß DIN EN ISO 9706, hat aber offensichtlich trotzdem rund 200 Jahre gehalten bis zur Verfilmung :) .

Vielleicht aber auch nur ein Vorwand?🤔
Den ehrenvollen Platz der nächstfolgenden Trauung als ersten Eintrag im Nachfolgeband gönnt der örtliche Pfarrer Morgenstern dem verschwenderisch ganzseitigen Hochzeitseintrag des Pfr. Christoph Ehrenreich Drescher, den er als "Dieser mein geliebter Schwager..." am 22. Juli 1773 copulirt.
Ein Schelm wer böses dabei denkt. :cool:
 
Zurück
Oben