Seltsame Wiedergeburt oder Auferstehung?

Auf der Suche meiner Vorfahren habe ich in den Kirchenbüchern folgendes festgestellt:

Am 10.2.1847 wurde Wilhelm Kikuth in Witten geboren. Die Taufe erfolgte am 28.2.1847. Vater war Johannes Friedrich Wilhelm Kiekuth. Als Mutter ist Lisette geborene Volkmann dokumentiert.

18 Tage nach seiner Geburt verstarb Wilhelm Kikuth. Er wurde am 2.3.1847 beerdigt.

Am 10.5.1874 "tauchte" Wilhelm Kiekuth wieder auf und heiratete an diesem Tag im Alter von 27 Jahren und 3 Monaten Lisette Wegermann. Die Altersangabe im Traugegister stimmt exakt mit dem o.g. Geburtsdatum 10.2.1847 überein.

Wilhelm und Lisette bekamen zwischen 1874 und 1878 vier Kinder die allesamt nicht älter als ca. zwei Jahre wurden.

Auf der Suche nach weiteren Todestagen von Wilhelm und Lisette bin ich bislang nicht fündig geworden.

Wie ist die "Wiedergeburt oder Auferstehung" von Wilhelm Kiekuth wohl zu erklären?
 
Ich habe einen fast identischen Fall in Berlin, der nicht nur kirchlich, sondern auch standesamtlich dokumentiert. Ich vermute, daß die Eltern nach dem Tod des Kindes ein anderes an dessen Stelle großgezogen haben ... ich frage mich nur, ob die betreffende Person das überhaupt wußte!
 
Tipp:
Ich VERMUTE dass nach dem Tod des ersten Wilhelm ein weiterer Sohn der Familie geboren und ebenfalls auf den Namen Wilhelm getauft worden ist. Dann kann passiert sein, dass bei Heirat des Wilhelm in irgendeiner Form die Geburtsdatum seines verstorbenen Bruders ins trauregister übernommenen worden sind (evtl. lag eine Geburtsurkunde nicht vor, das Alter war nicht exakt bekannt, und es wurde in den Büchern hastig rückwärts recherchiert und man hat aus versehen das Geburtsdatum des gleichlautenden Bruders "erwischt").
Ich habe neulich den fast identischen Fall schon bei einer Person aus dem 17.Jahrhundert gefunden.
Also bitte die taufen nach der Geburt des ersten verstorbenen Wilhelm durchsuchen,da müsste m.E. bald ein weiterer Wilhelm zu finden sein.
Gruß,
Michael
 
Hallo,
möglich auch das es 2 Familien mit den gleichen Namen gab,
oder eine Zwillingsgeburt war, das eine Kinde verstorben ist ohne Taufe.

Sven
 
"Kiekuth" gab es zu dieser Zeit in Bochum und Witten einige. Nicht einer kommt dem genannten Geburtsdatum auch nur annähernd nahe.

Wilhelm K. wurde laut Taufregister am 10.2.1847 geboren und am 28.2.1847 getauft. Anderseits ist Wilhelm K. laut Sterberegister am Tage der Taufe (28.2.1847) gestorben und am 2.3.1847 beerdigt. Theoretisch und praktisch wäre dieses möglich.

Auch eine Zwillingsgeburt mit einem tot geborenen Kind macht hier m.E. keinen Sinn.

Als Vater von Wilhelm K. ist im Tauf- und Beerdigungsregister sowie im Traugegister 26 Jahre später "Johann Friedrich Wilhelm K." aufgeführt.

Eine Namensgleichheit in Verbindung mit exakter Dokumentation des identischen Todes- bzw. Hochzeitsdatums wäre so wenig wahrscheinlich wie ein heutiger Lottovolltreffer.
 
Laut Index der Mormonen wurde den Eltern Johann Friedrich Kikut und Lisette Volkmann am 24.1.1849 in Stiepel ein Kind "Heinrich Wilhelm" geboren. Schau doch mal, was aus dem geworden ist.
 
Teffer: Heinrich Wilhelm Kiekuth am 24.1.1849 ist als Kind von Johann Friedrich und Lisette Volkmann im Taufbuch von Bochum-Stiepel eingetragen. Hier werde ich weitersuchen....

 
Der Fall ist keineswegs so selten, wie er auf dem ersten Blick aussieht. Zumindest in meiner Gegend (Ostwestfalen) wurden Geburtstage außerhalb (oder besser unterhalb) der bürgerlichen und adeligen Bevölkerung vor der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht gefeiert. Das sorgte dafür, dass "auf dem Lande" kaum jemand genau wusste, wann er genau geboren war.
Die Pastoren wussten dass und ließen sich bei Hochzeiten und Begräbnissen das ungefähre Alter sagen. Dann suchten sie im Kirchenbuch. Bald war die scheinbare Geburtseintragung gefunden und die Daten wanderten in die Heirats- oder Todeseintragung. Was der Pastor nicht merkte: Dieses Kind starb schon nach wenigen Monaten. Die Eltern verwendeteten seinen Namen bei der Geburt des nächsten Kindes wieder (damals ganz üblich)und dieses Kind war dann das "echte". Genealogisch ist das meist nicht weiter schlimm, da die Eltern die gleichen sind, nur das Geburtsdatum ist falsch. Wenn die Mutter aber beim ersten Kind gestorben war und der Vater wieder geheiratet hat, dann hat man bei der Mutter eine falsche Ahnenlinie. Das gleiche auch, wenn es zwei Familien mit dem gleichen Familiennamen und zwei Kinder mit dem gleichen Vornamen gibt und der Pastor das falsche herausgesucht hat.
Da hilft nur eins: Man muß sich die Mühe machen und bei jedem Vorfahren die Geschwister feststellen und auch auf Namens-Dubletten achten. Jeder wird mal im frühen 18. oder im 17. Jahrhundert einen vermeindlichen Vorfahren wieder streichen müssen. Wem das im tiefen 19. Jahrhundert oder sogar im 20. passiert und wer das nicht rechtzeitig merkt, der erlebt sozusagen den genealogischen GAU. Hunderte von Arbeitsstunden umsonst, das tut weh.
Wenn ARCHION Anmerkungen zu einzelnen Kirchenbucheinträgen möglich macht, werde ich die mir bekannten Falscheinträge (es dürften um die 20 sein) kenntlich machen. Ich bitte alle anderen, es genau so zu machen.

MfG
Bernd
 
Hallo Bernd, das kann ich voll bestätigen.
Solche - teilweise - unrichtigen Ahnenlinien wurden auch im Internet
veröffentlicht und vermutlich tausendfach übernommen. Leider sind
manche Ersteller der veröffentlichten Stammbäume - die es eigentlich
gut meinen und auch nichts Böses im Sinn haben - meistens nicht
Willens - Hinweise und belegbare Änderungen zu akzeptieren -

Auch finden sich oft Sterbeeinträge von Personen in deutschen KB,
wobei diese Personen angeblich ausgewandert sein - in
America Nachkommen haben und dort auch begraben sein sollen.

MfG
 
Ich habe festgestellt, dass einige, vor allem amerikanische Ahnenforscher gefundene Einträge oft sehr unkritisch übernehmen. Vielleicht wegen der Sprachhürden und einem anderen unbekannten System?

Bei mir gab es auch den Fall, dass eine Ahnin den gleichen Namen trug wie eine verstorbene Schwester. Hier waren es aber die exakt identischen mehreren Vornamen (was durchaus ungewöhnlich ist) und ein Eintrag in einer ganz anderen Kirche die die Suche nach der "Richtigen" erschwerten. Gut nur, dass ich aus mehreren Urkunden ein richtiges GEburtsdaum hatte, ansonsten hätte ich wohl die falsche Geburt angenommen.
Viele Vornamen wurden ja "vererbt" und in manchen Familien hatten alle Kinder einen identischen und ggf einen eigenen Namen, der aber auch vom Onkel, Cousin usw entlehnt sein kann. Manche Familienzusammenhänge erkennt man an den VOrnamen.
 
In der Tat wurde 1849 laut Kirchenbucheintrag ein weiterer Sohn Namens HEINRICH Wilhelm Kiekuth in Bochum-Stiepel geboren. Bei dessen späterer Trauung mit Lisette Wegermann im Jahr 1874 wurde im Kirchenbuch das Geburtsdatum 10.2.1847 des (am 28.2.1847) verstorbenen Bruders WILHELM Kiekuth übernommen. Möglicherweise hat hier der Pastor einen Fehler gemacht.
 
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