Zivilstand Alswede 1811

Hallo zusammen, den folgenden Eintrag kann ich leider nicht ganz lesen, vielleicht kann mir jemand dabei helfen (Bild 19, Eintrag 38)?

https://www.archion.de/de/viewer/?no_cache=1&type=churchRegister&uid=222151

Der von mir transkribierte Text lautet (Fehler möglich!):

"D dritten Mertz des Jahrs tausend acht hundert und eilf, Vormittags neun Uhr, wurde ich Georg Philip Bohn Prediger und Beamter des Civilstands des Kirchspiels Alswede im Canton Lübbecke im Weser Departement von dem Colono Friederich Wilhelm Mohrfeld zu Vehlage auf Nro. ein und zwanzig wohnhaft, sechs und zwanzig Jahr alt, benachrichtigt, daß den zweyten Mertz des lauffenden Jahrs,
Abends sechs Uhr, der Leibzüchter Franz Mohrfeld aus Nro fünf und dreyßig zu Vehlage gestorben sei. Ich begab mich in das Sterb Haus und fand den Besitzer… todt und soll dieser … … …. Der Leibzüchter Franz Heinrich Mohrfeld … d Sohn des im Elsessischen [?] wohnenden [?] Franz … [?] Niehoff jetzt [?] … und dessen gleichfalls gestorbenen Ehefrau Marie Elisabeth Niehoffs, ehel Sohn, … zu … mit Marie Agnesa Mohrfelds zu Vehlage auf No. Vier und dreyßig, und nach deren Ableben mit Maria Dorothea Reilings aus Rahden gebürtig Ehemann. Ist also ein Ehemann und Leibzüchter zu Vehlage und im Alter von drey und siebzig Jahren gestorben. Die Anzeige des Todes habe ich … … … Colon Friederich Wilhelm Mohrfeld aus Vehlage und durch den Colon Friederich Schaeper zu Vehlage No. Sechs und …zig wohnhaft, … Jahr alt. Beyde … sind Nachbarn [?] und … …

G. P. Bohn Prediger
Mohrfeld Schefer"

Die Informationen zu den Eltern sind mir besonders wichtig.
Danke im Voraus für die Hilfe!
 
Jetzt ist die Frage nach Lesehilfe schnell weit nach unten gerutscht, sodass man sie schnell übersieht. Aber vielleicht kann mir ja jemand helfen...
 
Da keiner hilft und ich den langen Text auch nicht so ganz entziffern kann, schreibe ich wenigstens meine Vorschläge, die vielleicht den bemerkenswerten Leseversuch noch verbessern können. Vor allem das Entschlüsseln der Kürzel ist aber auch für mich ein Ratespiel:

Ich begab mich in das Sterb Haus und fand die besagte Leiche würcklich todt und ?...
Der Leibpächter (halte ich auch für möglich oder ist das Wort irgendwo mal ausgeschrieben?)...
Sohn des in Ilsessischen Wald (sollte Isenstedter Wald gemeint sein?) Franz ?endliner Niehoff [?] vh (verheirateter?) Bot und Vh (Vehlager?) Scheff(l)er gestorbenen Ehefrau Marie Elisabeth Niehoffs, ehelicher Sohn, verheyrathet zum erstmahl mit Marie Agnesa Mohrfelds zu Vehlage aus No. Vier und dreyßig, ...
Die Anzeige des Todes habe ich diesen als Benachbardten Colon Friederich Wilhelm Mohrfeld aus Vehlage und durch den Colon Friederich Schaeper zu Vehlage No. sechs und dreyßig (wo sonst wohnt der Nachbar?) wohnhaft, ? Jahr alt. Beyde (Zeugen?) sind Nachbarn und habe ich in die gesamte Urkunde ? persönlich deutlich vorgelesen und unterschrieben an besagten Tag und Jahr.

Gruß,
Rainer
 
Lieber Rainer,

vielen herzlichen Dank für die Mühe; vier Augen sehen ja bekanntlich mehr als zwei. Mithilfe der Anerkungen habe ich nocheinmal über den Text geschaut und nun das hier daraus gemacht:

""D dritten Mertz des Jahrs tausend acht hundert und eilf, Vormittags neun Uhr, wurde ich Georg Philip Bohn Prediger und Beamter des Civilstands des Kirchspiels Alswede im Canton Lübbecke im Weser Departement von dem Colono Friederich Wilhelm Mohrfeld zu Vehlage auf Nro. ein und zwanzig wohnhaft, sechs und zwanzig Jahr alt, benachrichtigt, daß den zweyten Mertz des lauffenden Jahrs,
Abends sechs Uhr, der Leibzüchter Franz Mohrfeld aus Nro fünf und dreyßig zu Vehlage gestorben sei. Ich begab mich in das Sterb Haus und fand die besagte Leiche würckl. todt und sehl. … … … dort auf. Der Leibzüchter Franz Heinrich Mohrfeld war d Sohn des im Elsessischen [?] wohnenden [?] Franz Ludewig [?] Niehoff jetzt [?] vh.? [?] Bot und dessen gleichfalls gestorbenen Ehefrau Marie Elisabeth Niehoffs, ehel Sohn, verheyrathet zum ersten mahl mit Marie Agnesa Mohrfelds zu Vehlage auf No. Vier und dreyßig, und nach deren Ableben mit Maria Dorothea Reilings aus Rahden gebürtig Ehemann. Ist also ein Ehemann und Leibzüchter zu Vehlage und im Alter von drey und siebzig Jahren gestorben. Die Anzeige des Todes habe ich diesen als benachbardten Colon Friederich Wilhelm Mohrfeld aus Vehlage und durch den Colon Friederich Schaeper zu Vehlage No. Sechs und vierzig wohnhaft, … Jahr alt. Beyde Zeugen sind Nachbarn und habe ich die gesamte Urkunde … und unter… am besagten Tag und Jahr.
G. P. Bohn Prediger
Mohrfeld Schefer"

Ob im Text Leibpächter oder Leibzüchter steht, vermag ich angesichts der Abkürzung nicht zu sagen. Da beide Begriffe synonym verwendet wurden, fällt diese Unsicherheit ja nicht allzu stark ins Gewicht.
Bei der Floskel vor der abschließenden Datierung kann ich allerdingskaum noch etwas erkennen.

Die Hausnummer des Colonats Schäfer (Vehlage Nr. 46) habe ich nachgeschlagen, zumal die Höfe im Fürstentum Minden nicht geographisch durchnummeriert waren, sondern zunächst nach Größe sortiert und die später hinzugekommenen Häuser chronologisch fortnummeriert wurden.

Zur Annahme, dass die Herkunftsangabe aus dem "Elsessischen" heißen könnte, bin ich durch den Taufeintrag seines ersten Kindes im Alsweder Kirchenbuch (Eintrag Nr. 71 vom 29.10.1762: http://www.archion.de/p/aa4e891bfa/) gelangt, in dem es heißt, der Vater sei aus dem Mömpelgardschen gebürtig, stamme also aus der württembergischen Grafschaft Montbéliard an den südlichen Ausläufern der Vogesen an der Burgundischen Pforte. Historisch gesehen gehörte Montbéliard zwar nicht zum Elsass, was in Alswede aber sicherlich nicht unbedingt bekannt gewesen sein dürfte. Allerdings gehörten auch Horburg und Reichenweier bei Colmar zu den linksrheinischen württembergischen Besitzungen und waren möglicherweise Mömpelgard unterstellt.
Franz Heinrich Niehoff hatte mit Marie Agnesa Mohrfeld die Erbin des Hofes Vehlage Nr. 34 geheiratet und ihren Namen angenommen. Die Trauung geschah laut dem Taufeintrag des ersten Kindes im Jahre 1762 bei einem Feldprediger in Herford (allerdings ist die Trauung nicht in den Kirchenbüchern der Heforder Gemeinden nachzuweisen).
Stutzig macht mich auch sein niederdeutsch anmutender Geburtsname Niehoff, zumal die Gegend um Montbéliard (im Gegensatz zum Elsass) damals wie heute rein französischsprachig ist. Auch in der Familie Mohrfeld in Vehlage wurde zudem überliefert, die Vorfahren hätten "Franzosenblut" gehabt...

In jedem Falle bleibt es spannend!
Vielen Dank und viele Grüße!
 
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