Vornamen - jenseits von Johann und Anna

Nachdem gefühlte 90% meiner Altvorderen auf die Namen Johann oder Anna hörten, bin ich einfach froh, mal etwas anderes zu lesen und freue mich, jetzt nach einem Enoch einen Quirin in meiner Sippschaft entdeckt zu haben. Wolbrig soll auch in meiner Sippschaft vorkommen. Das ist ein Mädchenname gewesen.

Und ich stolpere auch gerne über allerliebste Vornamen. So habe ich schon mal einen Laertes gefunden (wahrscheinlich war der Pastor Fan der alten Griechen) und einen Methusalem mit Johann davor. Keine Ahnung, wie alt der wurde. Vielleicht war der Name ein frommer Wunsch.

Vielleicht geht es euch ja ähnlich und ihr habt bei euren Suchen auch einige hübsche Vornamen entdeckt.

Ich mache mal den Anfang:
Wildebaldine - heiratet 1810 in Salzuflen (http://www.archion.de/p/1884500ef4/)
 
In Franken finde ich jenseits der zigtausenden Margarethas immer mal wieder eine Apollonia oder eine Euphrosyne (Eufrosina, Euphrosyna).
Schick ist ja auf jeden Fall "Wandelbar" als Mädchenname, z. B. hier in Altdorf bei Nürnberg bei einer Heirat 1767 (wohl meist in Kombination mit Maria, also Maria Wandelbar oder Wandelbar Maria):
(Keine Verwandtschaft, habe ich nur schnell anhand der Brenner-Kartei bei ancestry rausgesucht.)
Bei den Männern finde ich gelegentlich sehr altertümliche Namen wie Achatius, Rochus, Salomo/n (Solomon).

Könnte Wolbrig von "Walburgis" kommen?
 
Könnte Wolbrig von "Walburgis" kommen?
Mh, Wolbrig ist ein Name von Bauern vom Rand der norddeutschen Tiefebene. Wolbrigs gibt's z. B. in Ostfriesland. Wahrscheinlich wird/wurde es auch "Wolbrich" gesprochen - wie bei "Heidewich" oder heute noch mancherorts "Guten Tach" statt "Guten Tag".
An Walburgis/Walburg erinnert mich da erst mal nichts. Aber es kann natürlich eine ganz alte und typische norddeutsche Abwandlung sein. Immerhin bin ich da auch auf "Wolter" statt "Walter" gestoßen. Ein Name wie "Wolrad" gehört sicher auch in den gleichen Vorsilbenbereich.

Gelehrte Alt-, Mittel-, Niederhochdeutscher werden da sicher mehr zu sagen können.
 
Ah, okay, ich bin von der dunkel artikulierten süddeutschen Aussprache ausgegangen, und da liegt "Wal-" und "Wol-" nicht so weit auseinander.
Man denke an Herrn Aiwanger und den "Opfisoft" (Apfelsaft). :)
 
Zu Beginn der Coronakrise ist mir in den katholischen Kirchenbüchern der weibliche Vorname Corona begegnet. Meine Recherche in dem Zusammenhang hat ergeben, daß die heilige Corona als Schutzpatronin gegen Seuchen angerufen wird.
 
Mir ist schon einmal eine evangelische Corona (*Harburg 1688) untergekommen. Eine Wandelbar (*Wassermungenau 1735) habe ich auch unter meinen Vorfahren. Der Name ist eine Kurzform von Wandelberta, die vermutlich im Hohenloher Gebiet ihren Ursprung hat und sich dann über Patenschaften ins Fränkische verbreitet hat.

Kürzlich bin ich in der weiteren Verwandtschaft auf einen Fürchtegott gestossen. Dessen Vater war - wen wundert's - Pfarrer.
 
Als Frauenname Potentiana (* Feuchtwangen 1671). Die Mutter hieß ebenfalls Potentiana. Geht zurück auf eine römische Märtyrerin.

Auch der weibliche Vorname Engel kommt heute nicht mehr vor. Wohl aber die romanischen Varianten Angela, Angelika (Engelsgleiche) und Angelina (Engelchen).

Bei den männlichen Vornamen Gallus oder die Kurzform Gall. Finde ich sehr schön, ist aber leider auch ausgestorben. Marx als Kurzform von Markus gibt es wohl auch nicht mehr.

Neulich fand ich ein Ehepaar mit den Vornamen Marx und Engel und musste sehr darüber schmunzeln.
 
Viele meiner Vorfahren waren Engel. 😉

Die meisten allerdings als "Anne Marie Engel". Im Raum Minden und Raum Herford war das vor etwa 200 Jahren sehr beliebt.
 
Euphrosyne kommt in Ostpreußen um 1800 häufig vor. Historisch eine Grazie und Tochter des Zeus.
Woher die Populariät damals herkam, weiß ich nicht. Für Bauernmädchen klingt es etwas überkandidelt.
In Württemberg habe ich Anfang des 17. Jahrhunderts mehrere Euphrosinas gefunden. Bei einer waren die Taufnamen Eva Rosina, woraus dann später Euphrosina wurde.
 
Lucretia


Das hier ist in Bückeburg. Der Name ist mir auch schon um 1600schlagmichtot in Minden aufgefallen.
Ein Name aus dem Bildungsbürgertum. Allerdings irgendwie doch kein schönes Namensvorbild.
Was wohl dazu bewegt hat? Der Wunsch einer ähnlich tugendlichen Tochter? Dann hoffentlich mit anderem Schicksal.
Die römische Lucretia wurde vergewaltigt und nahm sich das Leben.
 
In Württemberg habe ich Anfang des 17. Jahrhunderts mehrere Euphrosinas gefunden. Bei einer waren die Taufnamen Eva Rosina, woraus dann später Euphrosina wurde.
Ähnlich hatte das ich um die Mitte des 18. Jahrhunderts in Mittelfranken (Markt Erlbach): getauft war sie auf Euphrosina, später hieß sie Eva Rosina. Etliches Hin- und Herrecherchieren war nötig, aber beide Damen sind tatsächlich identisch.

Dann ist mir noch ein hübscher Name aus meiner Vorfahrenschaft eingefallen - Candidus, genauer: Paulus Candidus Segitz aus Fürth (geb. 1755). Sein Pate, nach dem er benannt wurde, war der Nürnberger Apotheker Paulus Candidus Leinckart (1713-1776). Dessen Vorname geht wohl zurück auf seinen Vorfahren, den aus Dänemark nach Nürnberg zugewanderten Apotheker Lorenz Canutus Leinker (gest. 1719, Epitaph auf dem Nürnberger Johannisfriedhof) - der Canutus ist ein latinisierter Knut. Der Familie gehörte die Apotheke zur Goldenen Kugel.
Der Vater von Paul Candidus war übrigens ein Gallus Georg (geb. 1718 in Fürth).
 
Lucretia


Das hier ist in Bückeburg. Der Name ist mir auch schon um 1600schlagmichtot in Minden aufgefallen.
Ein Name aus dem Bildungsbürgertum. Allerdings irgendwie doch kein schönes Namensvorbild.
Was wohl dazu bewegt hat? Der Wunsch einer ähnlich tugendlichen Tochter? Dann hoffentlich mit anderem Schicksal.
Die römische Lucretia wurde vergewaltigt und nahm sich das Leben.
Hm, so ähnlich hab ich auch sinniert, als ich im Supermarkt eine Frau nach ihrer Tochter Kassandra rufen hörte ...
 
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