Taufeintrag: Ein Wort und eine Frage

Liebes Forum,

ich habe einen bzw. zwei Taufeinträge für Anna Hahnemüller ≈17.12.1708, bei denen ich jeweils das gleiche (?) Wort nicht richtig lesen kann:

- Taufeintrag 1708 in Massen:
Gohre.
Anna, Filia Hans Hahnemüllers und Elisabeth
den 17. Decembr
T. 1). Christina, Hans Zwicks auff ____??_______Mühle uxor
(…)
http://www.archion.de/p/a13e936802/


- Taufeintrag 1708 in Finsterwalde:
Decemb. (…)
17. Anna filia Hans Hahne Müllers von Gohre Test. Christina
ux. Hans Zwicks auf ______??_______mühle, (…)
http://www.archion.de/p/ff526bac66/

Abgesehen von dem fehlenden Wort habe ich noch eine allgemeine Frage – wobei ich mit meinen Suchwörtern in „unserem“ Forum nichts Passendes finden konnte und auch über google nicht wirklich fündig geworden bin.

Die Frage lautet: Warum gibt es zwei Taufeinträge?

Bei „doppelten“ Eheeinträgen ist die Erklärung ja relativ einfach – aber bei Taufen???

Eine mögliche Spekulation, die ich gefunden habe, ist, dass die Amtshandlung von einem Pfarrer vorgenommen wurde, der die Taufe in einer „fremden“ Kirche vorgenommen hat (und diese dort eingetragen wurde) und er sie dann gleichzeitig auch in das KB „seiner“ angestammten Kirche notiert hat.

Dagegen könnte sprechen (muss aber nicht), dass a) die jeweilige Handschrift eine andere ist und b) in dem zweiten Eintrag (egal, welcher es wäre) kein Hinweis auf den eigentlichen Ort der Amtshandlung existiert.

Was halten Sie von diesem Deutungsversuch? Oder gibt es eine andere / bessere Erklärung? Vielleicht um die Geburt in besonderer Weise zu zelebrieren?

Wie immer, freue ich mich über eine Rückmeldung.

Beste Grüße
Netti1
 
Guten Abend,

@doppelt eingetragener Taufeintrag

meine Vermutung geht dahin, daß die kirchliche Zuordnung des Ortes Gohre (oder Teilen davon) zur infragestehenden Zeit ggfls. nicht eindeutig nur zu einem einzigen Kirchspiel gegeben war. Ließe sich sicherlich -in letzter Konsequenz über das zuständige Archiv- verifizieren oder verwerfen.

>>siehe z.B. der direkt auf Ihren Eintrag folgende Eintrag, der ebenfalls in beiden KB eingetragen wurde - oder der direkt Ihrem Eintrag vorausgehende Eintrag.


@Name der Mühle
?Lappasch?

BG, Vera
 
Liebe Vera,
besten Dank für Ihre Ausführungen zum doppelten Taufeintrag und für die Lesehilfe - Lappasch kann ich jetzt auch „sehen“ bzw. erkennen. 🙂
Einen schönen Abend und herzlichen Gruß
Anette
 
Hallo,
zur Mühle:
siehe Artikel und Zitat hier: https://dewiki.de/Lexikon/Lichterfeld
"Eine weitere Wassermühle war die Lapatschmühle, die auch als Buschmühle bezeichnet wurde. Diese nach ihrem einstigen Besitzer benannte Mühle befand sich am Abflussgraben des Lichterfelder Weinbergteichs und wurde schon im Jahre 1575 urkundlich erwähnt. Der spätere Mühlenbesitzer Hans Zwygk (1694) verlegte die Mühle an den später bekannten Standort."

zum doppelten KB Eintrag:
Im KB Finsterwalde St. Trinitatis, steht auf Digilatisat seite B3: "Tauffen jener Kinder die aus der Stadt, .........Gohre in die hiesige Kirche zur heiligen Taufe sind gebracht worden."; weßhalb ich davon ausgehen würde, dass die Taufe auch dort stattfand.

Warum dann im KB Massen auch erwähnt: evtl. Vermutung von Frau Nagel oder vielleicht nur der Vollständigkeit halber- um alle Schützlinge der Parochie aus Massen in einem Buch zu haben?
 
Guten Abend, Patootie,

ganz herzlichen Dank auch an Sie für die ausführlichen Informationen!
Ich habe mich darüber sehr gefreut - auch über den Hinweis auf das KB-Blatt.

Beste Grüße
Anette
 
Liebe Vera,

ganz lieben Dank für die zusätzliche Information aus dem KB.

Lektion gelernt – auch bei dem Hinweis von Patootie – : die Kirchenbücher, abgesehen von den eigentlichen Einträgen genauer studieren!

Ihr Hinweis auf die Darstellung der Kirchfarth von Massen hat mich zufällig auch noch zusätzlich weitergebracht, denn ich recherchiere gerade über die „Puschmühle“ in Gohra, die Annas Vater und Bruder betrieben haben. Und genau auf dieser Seite, deren Link Sie mir geschickt haben, steht die Mühle, ganz klein hinzugefügt. 😊


@ Doppelter Taufeintrag
Ich habe noch zwei mögliche „Erklärungen“ für meinen Fall gefunden, die sich aber auch generalisieren lassen könnten.

1) Renovierung der Kirche im eigentlichen Kirchspiel.
Die Dorfkirche in Massen wurde im 18. Jahrhundert (nach Inschrift über dem Südeingang 1705) renoviert. Zwar ist Anna 1708 geboren – aber das könnte ja vielleicht auch ein Grund sein….

2) Entfernung und Witterungsbedingungen
Für die Bewohner von Gohra war der Kirchgang nach Massen nicht unproblematisch, zumal bei schlechtem Wetter (Anna wurde im Dezember geboren!).
Abgesehen davon, war der Weg nach Finsterwalde viel kürzer als der nach Massen.
Hier eine Beschwer der Einwohner von Gohra, die sich zwar auf Beerdigungen bezieht, aber mit einem gerade geborenen Kind mitten im Winter nach Massen zu fahren, das hätte ich als Vater oder Mutter auch nicht machen wollen:

„Sie [die Einwohner von Gohra] wollen die sterbende Hülle ihrer Toten der Mutter Erde und nicht dem Wasser anvertrauen. Auf dem Kirchhof in Massen werden ihre Leichen nach dem Tode noch mal ersäuft. Bei Glatteis müssen die Hufe der Pferde geschärft, bei Regenwetter muss der Leichenzug öfters anhalten, wodurch auch die guten Kleider der Trauernden leiden. Dazu kommt, dass bei der Länge des Weges (…) Vor mehreren Jahren sei der Dorfschullehrer Donath, als er sich auf dem Heimweg verirrte, erfroren.“

Beste Grüße
Anette
 
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