Ortsuche bei Halberstadt

Liebes Forum,

bei folgendem Eintrag, einem Zufallsfund aus Nordfriesland, benötige ich Lesehilfe bzw. Hilfe bei der Suche nach einem Ort bei Halberstadt:

Eheeintrag 1771 in Kotzenbüll:

https://www.archion.de/p/6f586a6d48/

6./ Jul: 18. Der AmtsChirurgus Mons: Johann Hinrich Samuel Hannemüller,

des weil. Friedrich Hannemüller, Verwalters auf dem adeligen

Gute Pollwitz bei Halberstadt, und der weil: Margaretha

Elisabeth geborene Freien, eheleiblicher Sohn; mit der Frau

Margaretha Elisabeth Steffens, des weil: Otto Christian Mek-

lenburg u. der weil: Elsabe geb. Primers eheleibliche

Tochter und des weil: Amtschirurgi, Herrn Matthies Steffens,

in Tönning hinterlassener Wittwe. Nach beigebrachtem Zeugniße

des H. Pastors Salchow, daß das Aufgebot zu Tönning richtig

geschehen u. gegen die Ehe nichts eingewandt worden.

Vgl. Archion, Schleswig-Holstein / Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland / Kirchenkreis Nordfriesland / Kotzenbüll / Trauungen 1714-1817, 1771, S. 24, Eintrag 6, Bild 13.

Meine Probleme:

1. Ich suche den Geburts- bzw Taufeintrag des obengenannten Bräutigams Johann Hinrich Samuel Hannemüller in Halberstadt – wo ich aber bislang nicht fündig geworden bin.

Vielleicht gibt mir das genannte Gut einen Hinweis, doch dieses Gut finde ich auch nicht.
Ich lese „Pollwitz“ - stimmt das?
(„Pöllwitz“ kann es doch nicht sein, oder? – das liegt in Thüringen; ein „Polvitz“ bei Gardelegen)

Zwei zusätzliche Aufgebote dieser Ehe bestätigen eigentlich den Geburtsort des Bräutigams in oder bei Halberstadt:

Proclamation in Tönning 1771:
https://www.archion.de/p/41f4badc01/

5./ Dies: Jul 18. Der Junggesell, Mons. Johann Heinr. Samuel Hannemüller, Amts Chrirurgus aus der Halberstadt gebürtig mit der Witwe Margarethe Elisabeth Steffens (…).

Proclamation in Tönning 1771:
https://www.archion.de/p/cc6e797d73/

11./ 30 Jun. Der hoch-ehr- und achtbare wie auch kunsterfahrene Jgsell. Johan Heinrich Samuel Hannemüller, Bürger und Amtschirurgus hieselbst; weiland Friedrich Hannemüllers Verwalters auf einem adelichen Gute bei Halberstadt nachgelaßener ehel. Sohn, mit (…)


2. Ich habe auch versucht, über die genannten Eltern des Bräutigams den Geburts- bzw. Taufeintrag zu finden – vergeblich.

Lese ich den Mädchennamen der Mutter des Bräutigams richtig: „Freien“? (Oder ist das wishful thinking?)
Wenn ja, könnten dies nämlich vielleicht die Eltern des Bräutigams sein, da sie aus der Gegend von Halberstadt kommen.

Samuel Friedrich Hannemüller*20.3.1699 Heudeber
- Vater: Friderich Hannemüller, Pastor in Heudeber, Mutter: Clara Sophie Bevern
- Geburtseintrag 1699: Am 20 Martÿ ist mein Söhnlein gebohren vormittage zwischen 9 und 10 Uhr, und am 23 ejusd. getauft. no(m)i (n)e: Samuel Friderich. Die Gevattern: Herr Pastoris Seuerbaums Frau Maria Elisabeth Ruppia von Langenstein. Anna Elisabeth von Warberge Seel. Hr. Hudei Wittbe von Halberstadt. Heinricus Michael Winckelmann Pastor von Bredlem und Upen unser Schwager. [Ehemann der Schwester des Kindsvaters] Herr Fridrich Großkopf Pastor von Drübeck. H. M. Friderich Corvinus Pastor zu Sillstedt [Silstedt] der auch a(nn)o 1663 bey mir des Kindes Vater Gevatter gestanden und also ein doppelter Gefatter. Quod notato dignum est.
Vgl. Archion LKA Magdeburg, Halberstadt, Heudeber St. Stephani, Taufen 1647-1780 (…), 1699, o. Seite, o. Eintragsnr., Bild 44. http://www.archion.de/p/8d930be158/

-Verheiratet Trinitatis 1732 (8.6.1732) mit Catharina Freyen
- Eheeintrag 1732: Dom: Trinitatis ist mein Herr Schwager Samuel Friedrich Hannemüller mit Jgfr. Catharina Freÿen copuliret. [geschrieben aus Sicht des Pfr. Sommer, dem Ehemann der Halbschwester des Bräutigams]
Vgl. Archion LKA Magdeburg, Halberstadt, Heudeber St. Stephani, Taufen 1647-1780 (…), 1732, o. Seite, o. Eintragsnr., Bild 147. http://www.archion.de/p/ea52b6f64e/

Hier war ich an einem toten Punkt, denn diese Ehe Hannemüller/Freyen ist das letzte „Lebenzeichen“ des Paares, das ich bislang hatte (d.h. weder Kinder noch ihre Sterbeeinträge habe ich).
Meine Hoffnung nun ist es, herauszufinden, ob der obengenannte Bräutigam, der in Nordfriesland heiratet, möglicherweise ihr Sohn war.

Daher meine beiden Fragen zu dem obigen Eheeintrag aus Kotzenbüll:

a) Steht da Gut Pollwitz und - vor allem - hat vielleicht jemand eine Idee, wo das sein könnte?

b) Steht da als Mädchenname der Bräutigams-Mutter „Freien“?

Besten Dank im Voraus,
Anette
 
Zu a)

Ich nehme stark an, dass es sich um das Rittergut Polvitz bei Gardelegen handelt, auch wenn das ein Stück von Halberstadt weg ist. Der Vater Friedrich war zum Zeitpunkt der Hochzeit bereits verstorben, möglicherweise dort. Zuständige Pfarrei ist Roxförde.



Es muss allerdings nicht sein, dass der Sohn dort geboren wurde. Friedrich könnte vorher auch auf anderen Gutshöfen Verwalter gewesen sein, Wenn er den Arbeitgeber nicht gewechselt hat, war das die Familie von Alvenslebern, der auch Polvitz gehörte. Ich würde mir mal die Güter der Familie, insbesondere in der Nähe von Halberstadt, anschauen, bzw. die dazugehörigen Kirchenbücher.


Die Ehefrau des Johann Hinrich Samuel Hannemüller stirbt am 30. März 1783 in Tönning, im Alter von 67 Jahren. Also ungefähres Geburtsjahr 1716 und bei der Heirat ca. 55 Jahre alt. Wenn man davon ausgeht, dass auch ihr Ehemann ungefähr im gleichen Alter war, muss man also deutlich weiter als die üblichen 25-30 Jahre bei einer ersten Hochzeit zurück gehen, um die Taufe zu finden.


Zu b)

Ja da steht "Freien", D.h. der Familienname könnte Frei/Freie gewesen sein.
 
Nur zur Ergänzung: Polvitz bei Gardelegen, falls Sie in Roxförde nicht fündig werden....

Zur Kirchenbuch-Verfügbarkeit von Gardelegen siehe z.B. hier:

 
Herzlichen Dank für den Hinweis, Vera. Bislang habe ich - in der Tat - in Roxförde noch nichts gefunden.
Ich werde dann mal in Gardelegen nachschauen. Allerdings beginnen die KBs dort erst ab 1814, so dass die Suche wahrscheinlich auch nicht vielversprechend sein wird. Aber, wir lassen uns ja nicht entmutigen...
 
Bislang habe ich - in der Tat - in Roxförde noch nichts gefunden.

Haben Sie auch die Paten ausgewertet?
Gutsverwalter waren durchaus eine "mobile" Bevölkerungsgruppe.

Ihr gesuchter "Hannemüller" muss ja nicht zwingend auf (Gut) Polvitz geboren sein - über ihn heißt es ja in den anderen Einträgen "nur" --- aus dem Halberstädtischen gebürtig.... [nicht: aus der Halberstadt]
 
Mir ist der Name Hannemüller bei der Aufnahme von Schäfern aus Polvitz nicht aufgefallen, was aber auch nichts heissen muß. Zeitmäßig kommen die KB Kloster Neuendorf, Ipse und Weteritz in Betracht, besonders weil dort viele Paten genannt sind.

Eventuell habe ich dort auch Freye, Frehe, Frege gesehen, sicher bin ich mir nicht.
 
Ja, Gutsverwalter (und Chirurgen auch) waren sehr mobil. Ohne flächendeckende Kirchenbuchindexierung sehr schwierig.

Nur Denkanstösse:
- Kurt Bartels hat ca. 40 Ortsfamilienbücher aus Altmark und Börde verfasst und bei der AMF publiziert. Nur: Wer hat die alle zuhause und blätterte die Namensregister nach Hannemüller/Hannemöller durch?
- Einige Orte südwestlich von Polvitz gehörte zum Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel: Zobbenitz, Calvörde u.s.w. Diese Orte gehören bis heute zur Braunschweigischen Landeskirche. Die älteren Kirchenbücher befinden sich aber nicht im Landeskirchlichen Archiv in Wolfenbüttel, sondern im Niedersächsischen Landesarchiv in Wolfenbüttel, das sich an Archion nicht beteiligt.
- Georg Cuno Hannemüller, 1743 CHIRURG in Hornburg, das damals zum Stift Halberstadt gehörte: https://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v5590472

Dies vielleicht der Großvater des Bräutigams von 1771, ebenfalls ein Chirurg?

Vielleicht eine Verwechslung im fernen Nordfriesland. Der Bräutigam war vielleicht in Hornburg im Herzogtum Halberstadt geboren worden, aber seine Eltern lebten später in Polvitz (im Herzogtum Magdeburg).

Wurden die Hornburger Kirchenbücher schon geprüft?

Laut LKA Magdeburg: Polvitz siehe Weteritz: https://www.landeskirchenarchiv-mag...verfilmte-kirchenbuecher.pdf?ts=1622182872745

Die Weteritzer Kirchenbücher müsste man für mehrere Jahrzehnte prüfen: Alle Taufen, alle Paten, alle Trauungen, alle Begräbnisse. Ein Gutsverwalter müsste ja mal irgendwo genannt werden, und sei es "nur" als Pate.

Das Grundproblem bleibt natürlich: Gutsverwalter waren nicht sesshaft.
 
Wurden die Hornburger Kirchenbücher schon geprüft?

Ich nehme stark an: Ja.

....siehe z.B. hier

Diese umfangreichen und intensiven Forschungen "Hannemüller" werden bereits seit einigen Jahren dezidiert betrieben. (Sehr lobenswertes Engagement, Anette. (y))
 
Bei der Taufe einer Schwester des Samuel Friedrich in Heudeber, ist der Bruder des Vaters Taufpate: Jacobus Hannemüller, Apotheker in Hornburg.


Der Pfarrer Friedrich Hannemüller stirbt am 26.12.1732 in Heudeber, im Alter von 70 Jahren. Er war seit Ende 1694, also 38 Jahre dort Pfarrer.

 
Laut LKA Magdeburg: Polvitz siehe Weteritz: https://www.landeskirchenarchiv-mag...verfilmte-kirchenbuecher.pdf?ts=1622182872745

Die Weteritzer Kirchenbücher müsste man für mehrere Jahrzehnte prüfen: Alle Taufen, alle Paten, alle Trauungen, alle Begräbnisse. Ein Gutsverwalter müsste ja mal irgendwo genannt werden, und sei es "nur" als Pate.
Polvitz gehört erst ab ca. 1800 nach Weteritz, was die Paten anbetrifft gehe ich da mit, wenn ich mich recht entsinne sind auch einige Einträge aus Isenschnibbe bei.
 
Ich hatte vorhin die Weteritzer Taufen durchgesehen und fand dort Taufen von Kindern, die in Polvitz geboren wurden, z. B. hier (1768):

https://www.archion.de/p/591d451ad0/
(und auch frühere Funde)

Aus Zeitmangel habe ich aber nicht alle Paten mit der erforderlichen Gründlichkeit durchforstet und dann auch abgebrochen.

Bratring schreibt um 1800: Pollwitz, eingepfarrt zu Weteritz.
(S. 281)

Auch Büsching schreibt 1775:
Polwitz, eingepfarrt zu Weteritz
(S. 212)

Laut Historischem Ortslexikon für die Altmark, S. 1695, gehörte Polvitz im Jahre 1720 zur Pfarrei Roxförde.

Also irgendwann zwischen 1720 und 1768 war der Wechsel von Roxförde nach Polvitz. Das gilt es zu berücksichtigen.

Polvitz war sehr klein: 1772 lebten da 6 Menschen (laut Historischem Ortslexikon für die Altmark, S. 1696).

Das Wirkungsgebiet der Familie Hannemüller war schon eher das Herzogtum Halberstadt, aber da finde ich leider auch keinen Ort namens Pollwitz o. ä.
 
Lieber Helfer,
ich danke Ihnen allen sehr herzlich für Ihre großen Bemühungen.
Ja, wie Vera schon sagt, die Hornburger Hannemüllers habe ich alle - soweit möglich - und dazu gehören auch Jacobus, der Apotheker, sowie, neben anderen Kindern, sein Sohn Georg Cuno, der Chirurg.
Besonders hilfreich sind auch die Hinweise auf mögliche andere Kirchenbücher, aber auch den anderen Anregungen und Hinweisen werde ich nachgehen.
Es tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde - bin aber heute Abend erst nach Hause gekommen.
Nochmals vielen Dank und beste Grüße,
Anette
 
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