Heuerßen: Schwierigkeiten mit dem Taufdatum


letzter Eintrag Taufregister 1666

Den 19 Xbris war der 4 x xxxxxx Jasper Maier von
Reinsen Zweene Sohne tauffen laßen der Eine ward genant
Johan deßen war gevatter Engelke Heisterbergs fraw
der ander ward genand Heinrich, deßen war gevatter
Heinrich Hermann(?)

Wenn der "19 Xbris" = 19 December stimmt, könnte eine 4 in diesem Zusammenhang den 4. Advent bedeuten, aber das sehe ich da nicht stehen. Nach dem gregorianischen Kalender wäre der 19.12. tatsächlich der 4. Advent, aber wir sind in einer evangelischen Gemeinde, und die dürfte meines Wissens bis gegen 1700 den julianischen Kalender verwendet haben (wie im Hannoverschen), oder war das in der Landgrafschaft Schaumburg-Hessen-Kassel (Reinsen) anders? Oder in Heuerßen als zuständiger Kirchengemeinde in Schaumburg-Lippe?
Das lange Wort sieht wie ein falsch geschriebener Nofember aus; die letzten Einträge davor sind vom Octobris, 7bris und Septemb, helfen also auch nicht weiter.

Ich bin dankbar für jede Hilfe...
 
Von Quatember hatte ich noch nie etwas gehört.

Hermening stimmt auch, taucht auch an anderen Stellen auf (war wohl etwas spät gestern...)

Vielen Dank!
 
Von Quatember hatte ich noch nie etwas gehört.
Laut diesem (leider unvollständigen) Schreibkalender für das Jahr 1666 waren die Quatember-Termine (ebenso wie die anderen beweglichen Feiertage) im alten und neuen Kalender parallel gehalten (erster Quatember 17. bzw. 7. März; Fastnacht 9. März bzw. 27. Februar (sic!/Druckfehler): https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11123357?page=8,9). Der vierte Quatember (19. Dezember) ist aber ausschließlich im julianischen Kalender verzeichnet, womöglich, weil er im gregorianischen Kalender irgendwie mit den Weihnachtsfeiertagen kollidierte (Fasten und Büßen ein Tag nach hohen Feiertagen, das passt offenbar nicht so recht: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11123357?page=10,11).

Grundsätzlich verwundert es m.E. schon, dass es in Kirchenbüchern nicht mehr Hinweise auf Komplikationen kirchlicher oder alltäglicher Art gibt, welche die parallele Kalenderführung im 17. Jahrhundert mit sich gebracht heben muss. Wenn in einem zwei Kilometer entfernten Ort, nur weil er einem anderen Herrschaftsgebiet angehört, Weihnachten asynchron gefeiert wird, oder wenn Lichtmess (2. Februar), an welchem traditionell die Bediensteten ihre Stelle wechselten, in der Nachbarschaft zehn Tage früher oder später begangen wird, dann ist das doch mindestens irritierend, wenn nicht Quelle von Problemen und Missverständnissen.

Ein paar dieser Irritationen (u.a. den Fall, dass in ein und demselben Kirchspiel zwei unterschiedliche Kalender zur Anwendung kommen) werden in diesem englischsprachigen Artikel zitiert, welcher sich mit dem Befehl des Brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm zur Umstellung auf den neuen Kalender, jedoch beschränkt auf die eher kleine Region des Fürstentums Minden, in den Jahren 1667/68, befasst. In Abgrenzung zu Minden werden auch die benachbarten Gebiete, u.a. Schaumburg-Lippe erwähnt, welche den Kalender alten Stils zunächst weiter beibehielten.

 
Interessanter Artikel, vielen Dank fürs Teilen.

Allerdings stellt er leider die räumlichen Verhältnisse in Teilen unzutreffend dar und reißt die wirtschaftlichen Verflechtungen und deren Bedeutung für das tägliche Leben nur sehr an der Oberfläche an.

Aber mehr kann man wahrscheinlich in Artikelform auch nicht erwarten.

Primär ging es seinerzeit um rein politische Interessen.

BG
 
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