Bitte um Lesehilfe

Hallo,
mir fällt das Lesen in Kirchenbüchern noch sehr schwer.
Ich bearbeite den Eintrag für Friedrich Ludwig Bode in
Eheregister_1774-1807_Band_11_Bild54
Ich lese: Friedrich Ludwig Bode Tuchmacher allhier Witwe....
dannach geht es kaum noch.
Kann mir jemand bitte helfen?
Danke
 
Hallo japido,

ich fange mal mit der zweiten Zeile an:

hat s. d. 13. Febr. nach aufgehobener Sponsalia d. 18. Febr.
zwischen ihm ?? der ?? Dispensat. erhalten
sich ohne Proclam. mit der Justina Christina, Phil. Jacob
Beken Gerichtsdiener alhier ehel. ledig. Tochter copulieren
lassen zu dürfen

Vielleicht füllt noch jemand die Lücken

Grüße
Jens
 
Vielleicht paßt das ?

http://www.archion.de/p/cff718eb2c/

Friderich Ludwig Bode, Tuchmacher allhier, Witwer,
hat s.(ich) d.(en) 13ten Febr.(uar) nach aufgehobener Sponsaliea zwischen ihm
u.(nd) des Dürrin. (Dürrenmettstettischen) Dispensat.(ion) erhalten,
sich ohne Proclam.(ation) mit der Justina Christina,
Phil.(ip) Jacob Beken, Gerichtsdiener alhier, ehel.(iche) ledige
Tochter copuliren laßen zu dürfen.

rechte Seite = Cop.(uliert) Dom. Estomihi, d. 18ten Febr.

MfG.

Dürrenmettstetten = von mir vermutet !
 
Herzlichen Dank an Euch beide, Jens und Linde,

jetzt sehe ich schon viel klarer. Den Rest hat
google besorgt und die kümmerlichen Reste meiner
schulischen Lateinkenntnisse.
Vielen Dank nochmal
Grüße Japido
 
Hallo Eva,
danke für deinen wichtigen Hinweis.
Wie findest du so schnell sowas?
Kannst du mir bitte diese Stelle übersetzen. Außer Heirat am 4 Sonntag nach Epiphanias verstehe ich nicht viel. Ich will dann schauen, ob die Braut gestorben ist (Bräutigam wird ja in der 2. Heirat als Witwer bezeichnet)oder ob es tatsächlich die Aufhebung/Scheidung einer Ehe vorliegt, in dem Falle ist allerdings die Bezeichnung Witwer seltsam, oder sie bedeutet was anderes als heute üblich.
Herzlichen Dank für deine Hilfe.
japido
 
Hallo,
also so vielleicht:
Novus Annus 1794, es ist eine neues Jahr begonnen,

Friedrich Ludwig Bode ,Tuchmacher und angehender Bürger,
allhier, weyland. Johann Ludwig Bodes, gewese. Amtsmanns in Tahlheim, Tuttlinger Oberamt hint. ehl. lediger Sohn mit Johanna Elisabetha, weyl. Johann Christian Schulzens, ... Handsattelmachers allhier hinter. Witwer, Dom, proclamiert 2 Sonntag , 3 und 4 nach Epiph. rechts copoliert am 2 Febr. 4 Sonntag nach Epiphania


Sven


 
danke für deinen wichtigen Hinweis.
Wie findest du so schnell sowas?
Hallo japido,
gern geschehen und das ist jahrelange Übung und detektivischer Spürsinn ;)
Die Übersetzung hast du ja schon bekommen.
Ich hab dir dafür noch den Sterbeeintrag seiner ersten Frau mitgebracht. Das ist harter Stoff. So wie es aussieht hat sie Selbstmord begangen indem sie sich die Kehle aufgeschnitten hat und das erst einmal ohne Erfolg. Die Wunde verheilte wieder und beim zweiten Versuch hat sie es dann geschafft. Wurde als Selbstmörderin separat auf dem Kirchhof begraben http://www.archion.de/p/84deac2603/
Also das ist nur eine grobe Zusammenfassung des Textes der dort steht.

Grüßle
Eva
 
Hallo Eva64 und heinzi76,
erst mal danke für eure Mühe und Mitgefühl. Ich sage auch: Arme Frau.
Der Mann Friedrich Ludwig Bode ist ein Vorfahre von mir und natürlich interessieren mich auch solche traurigen Geschichten. Die wahren Gründe des Selbstmordes wird man sicher nie erfahren, aber trotzdem bin ich natürlich an der äußeren Geschichte interessiert. Wenn einer von euch es trotz des traurigen und grausamen Inhalt übersetzen kann, wäre ich ihm sehr dankbar.
Grüße und Danke
japido
 
Hallo japido,

hier die traurige Geschichte:

Schon den 2ten Junii d[es] J[ahres] hat Johanna Elisabeta,
des Friedrich Ludwig Bodes Tuchmachers allhier eines
wackern(?) Bürgers Ehefrau, (bei deren man schon einige
Zeit vorher ... .... - ob aus Gewisstes Angst
wegen Pfarrers Sünde(?) oder aus physisch Ursachen?
oder aus beeden zugleich? - bemerkt hatte.) sich ein
Schnitt in den Hals gegeben. Sie thats im Garten am
Haus, wohin ihr doch ihr Ehemann sogleich nach-
lief, um Hülfe rief und sie rettete, so daß
in 5 - 6 Wochen die Wunde ganz heil war.
Sie versprach dergl. Anfälle auf ihr eigen Leben nicht
mehr zu wagen, wurde aber dennoch immer möglichst
beobachtet.
Dem ungeachtet wußte sie ein geschliffen Messer
zur Hand zu bekommen, lief damit d. 12ten Juli
nachmittags 2 Uhr in ihr obere Kammer und schnitt
sich allda den Schlund entzwei daran sie ... ...
starb. Sie wurde secirt und das visum repertum(?) eingeschickt.
Vermög gestr. Reg.R (?) Resolution S.d. 13t Juli 1797
wurde sie nach der Crimin. Ordn. tit IV § 6 in Lo-
cum separatum auf den Kirchhof nächtlicher
Weile durch den Totengräber begraben.
Die Begräbnis geschah d. 14ten Juli früh mor-
gens um 2 Uhr, wobei alles still und ohne Geräusch
ablief.
Möchte dieses neue traurige Beispiel(?) die leichtsinnigen
Leute wecken, fleissig zu beten: HERR lasse uns
thun nach deinem Wohlgefallen
 
Hallo Eva64,
das ist wirklich eine traurige Geschichte. Erschütternd find ich auch, dass der Pfarrer kaum Mitleid und Mitgefühl mit der armen Frau zeigt. Welche 'echten' oder vermeintlichen Gründe sie auch hatte, sie war totunglücklich und da sollte man trösten und nicht urteilen.
Vielen vielen Dank für deine Mühe. Was kann ich für dich tun?
Herzliche Grüße
Thomas
 
Hallo Thomas,
man darf nicht mit unseren heutigen Maßstäben messen. Und ich finde schon alleine die Tatsache, dass der Pfarrer es für wichtig gefunden hat, diese Geschichte so detailliert aufzuschreiben, zeigt ein gewisses Maß an Mitgefühl. Und vergiss nicht, dass Selbstmord zur damaligen Zeit sehr stark verurteilt wurde.

Ich brauch gerade nichts. Aber Danke fürs Angebot ;-) .
Grüßle
Eva
 
Zur Ergänzung:
.....(bei der man schon einige
Zeit vorher einen TiefSinn - ob aus GewissensAngst
wegen schwerer Sünden? oder aus physischen Ursachen?
oder aus beeden zugleich? - bemerkt hatte)

und

...Ab[ends] 7 U


Gruß
Hanna

 
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