Bitte um Lesehilfe 1691

Es geht um zwei Einträge hinter einander am 8. und 12.(?) Feb. 1691 http://www.archion.de/p/27202a6755/

(Sonntag), Den ...8. Februar abends zwischen 6 und 7 Uhr ist an dem? .... gestorben ...... Christoph Ensingers Tochter.....4 Jahr

(Donnerstag) Den 12.(?) ist an dem ...gestorben....Christina...Christoph Ensinger...Catherina Töchterlein somit...2 Jahr 8 Monat

Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand mir helfen könnte, das zu vervollständigen.
 
Ich lese:

☉ (Sonntag) Den 4. ten Februarij Abends zwischen 6. und 7. Uhr ist an denen Blattern gestorben,
Georg Albrecht, Herrn Christoph Ensingers hoch___⟨lich⟩ Erbachischen ___ schafftlichen Cassarij, Söhnlein, seines Alters - 4. Jahr.

♃ (Donnerstag) Den 19. Febr. ist an denen Blattern gestorben und den 22. begraben worden Anna
Christina, H⟨err⟩n Christoph Ensingers, Cassarij, et Conjug(is?) Catherinae Töchterlein
seines Alters - 2. Jahr 8. Monat.
 
Super!! Vielen Dank! Dass diese Cassarii erwähnt wurde, bedeutet dass er für den Graf Erbach im Hof gearbeitet hat, oder?
Ist Cassari ein Nachname?
 
Ich mag mich irren und kann auch keine Alternative anbieten, aber ich habe erhebliche Zweifel daran, dass die Bedeutung Netzstricker für Cassarius hier zutrifft.

Ein Netzstricker stellt Fischernetze her.
Dies mag ein ehrbares Handwerk sein, aber wohl kaum bedeutend genug, um dafür einen lateinischen Begriff zu verwenden und den Betreiber als Herrn zu titulieren.
Überdies ist die Mümling mir nicht als Zentrum der deutschen Binnenfischerei bekannt. ;)
Christoph Ensinger ist wohlhabend, auch das passt nicht zu einem Netzstricker.

Mir scheint es eher ein Amt in der Verwaltung zu sein, eventuell auch im klösterlichen Umfeld, worauf mehrere Belege in dieser Quelle hindeuten:
https://archive.org/stream/Cc14-17_608/Cc14-17_djvu.txt .

Vielleicht findet ja noch jemand einen Beleg für eine andere Bedeutung als Netzstricker?
 
Ich habe eine Quelle für eine standes- bzw. "berufs"-assozierte Verwendung des Begriffs Cassarius gefunden, die die Überlegung von Franz_Ridler stützt.

In der Publikationsreihe "Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands" (Band 49/1999) findet sich ein Artikel: "Quellen zur Geschichte der Stadt Heilsberg im 16.-18. Jahrhundert". Hieraus zitiert:

"...Bis zum Ende der polnischen Zeit (1772) regelte die 1534 erlassene Willkür das innerstädtische Leben in Heilsberg2• U. a. legte sie die Bedingungen für die Erlangung des Bürgerrechts, das Verhältnis zu Bürgermeistern und Rat, den Kauf und Verkauf auf den Märkten, das Brauen und den Ausschank des Bieres, die Heiligung der Sonnund Feiertage, das Verhalten bei Bränden und anderen Katastrophenfällen, die Rechte und Pflichten der Handwerksmeister und -gesellen sowie die Nutzung der Äcker, Wiesen, Wälder und Fischteiche fest. 1772 -beim Übergang des Ermlandes an Preußen -bestand der Heilsherger Magistrat aus einem präsidierenden und einem zweiten Bürgermeister, sechs Ratmannen, die als Cassarius, Camerarius, Richter und Aufseher über die Spritzen fungierten, und einem Stadtschreiber. ..."

Weiterhin war mangels vorheriger Konfrontation meine persönliche erste Assoziation und Vermutung zum Begriff Cassarius eine italienisch beeinflusste gewesen:
Cassa= Kasse, Cassarius dann derjenige der sich um die Kassf oder das Geld kümmert, also ein Finanzverantwortlicher im weitesten Sinn?

Und jetzt kann ich nur noch hoffen, dass ich den megalangen Link zu der von mir zitierten PDF hier funktionierend einfügen kann, da ich diesen als google-Suchergebnus nur über Umwege öffnen habe können:

https://www.google.com/url?sa=t&sou...8QFnoECCkQAQ&usg=AOvVaw2M8S1V02eCytT7JDXJFBR0
 
Ganz herzlichen Dank, es gibt also doch noch etwas!

Ich sollte mich gelegentlich daran erinnern, dass einem Google seine ganze Kraft nur auf ausdrücklichen Wunsch zeigt.

Der Link funktioniert - bei mir jedenfalls - nicht, aber von dieser Seite aus die Bände 46 und 49 aufzurufen sollte klappen: http://his.ermlandfamilie.de/index....e-geschichte-und-altertumskunde-ermlands.html .

Schließlich habe ich doch noch eine Aufgabenbeschreibung für einen Cassarius gefunden (S. 462): "... (Es) Soll ein Cassarius aus denen Mitglieder erwählet werden, der die Rechnung über die Einkünffte und Ausgaben führen, und davon der Gesellschaft Rechenschaft geben soll. ..."

https://www.google.de/books/edition/Oberbayerisches_Archiv_für_vaterländis/RX0LAAAAIAAJ?hl=de&gbpv=0

Heute nennt man das wohl Buchhalter, oder schöner: Schatzmeister.
Im Gegensatz zum Kämmerer war damit wohl kein direkter Einfluss auf die Verwendung der Gelder verbunden.

Damit ist auch Michaels Ableitung aus ital. Cassa bestätigt! :)
 
Das sind sehr interessante Überlegungen. Wir haben gerade übers Abendessen uns überlegt welche Netze jemand braucht mitten im Odenwald.
Bei der Eheschließung seines Sohnes wird er auch erwähnt. Da steht Cassarius nicht, sondern...Hofbacker?
http://www.archion.de/p/0d3ef1698e/
 
Bürger u. Krämer, desg(leichen) Fürstenauscher Hoff-Becker
Also doch nicht der Beruf von Christoph Ensinger, sonder nur von seinem Sohn, Theodor. Ist Hoff-Becker das gleiche wie Hofbäcker?
Und hier ist der Sterbereg. Leider kann ich das nicht genau entziffern. Ich frage mich ob es die Schatzmeister-Theorie bestätigt. http://www.archion.de/p/4371401267/
 
Neue Aspekte:

Den 1. ten Augusti ⟨1702⟩ ist Hr. (Herr) Johann Christoffel Ensinger, Gerichtsburger
u.⟨nd⟩ Gast=geber alhier begraben worden, seines Alters 58 Jahr, 7 Monat
minus 6. Tag.
 
Hier die Heirat:

http://www.archion.de/p/003db4b30c/

Christoph Ensinger kam aus Marienkirch in der Grafschaft Rappoltstein. Heute Sainte-Marie-aux-Mines im Elsass.

https://de.wikipedia.org/wiki/Rappoltstein_(Adelsgeschlecht)

https://de.wikipedia.org/wiki/Sainte-Marie-aux-Mines

Vielen Dank, eggi, user, und FranzRidler, für die viele Infos und Tipps! Ich bin Amerikanerin. Wenn ich euch mit englischen Texte das Gefallen zurück bezahlen kann, sagt mir einfach Bescheid! :cool:

eggi, das erste link funktioniert leider nicht. Ich schaue mal ob ich den Heiratseintrag so finde.
Ich habe bei anderen Familienbäume gelesen, dass er aus Sainte-Marie-aux-Mines kommt, ob bisher kein Beweis dafür gesehen. Ich übernehme Daten nur mit Quellen.
Er war kein Adelsgeschlecht, richtig?

Aber ich versuche das zu verstehen. Er war Wirt mit Wirtshaus, das macht Sinn, dass er als Gastgeber und Hofbäcker beschrieben war, aber Schatzmeister? Oder ist das eine Aufgabe, die ein Geschäftsmann nebenbei ausführte?
 
Laut der folgenden Quelle bei Ancestry sind die Eltern Johann Ludwig Ensinger, gebürtig aus Öhringen, und Anna Maria Güntzer, gebürtig aus Basel.

https://www.ancestry.de/family-tree/person/tree/120747507/person/190198245449/facts

Johann Ludwig Ensinger ist auch hier erwähnt:

https://gedbas.genealogy.net/person/show/1150197043

Der angebliche Großvater Johannes Ensinger stirbt 1664 im Alter von 87 Jahren in Schwäbisch Hall. In seinem Sterbeeintrag findet sich ein kompletter Lebenslauf. Er ist 1577 in Abstatt geboren,hat auf Vermittlung seines Vetters eine Lehre als Seiler in Mainhardt absolviert, war danach 2 Jahre auf Wanderschaft und hat 1601 in Schwäbisch Hall das erste Mal geheiratet. Danach lebte er 6-7 Jahre in Öhringen, bevor er nach Mainhardt zurückkehrte. Tod der ersten Frau 1625, die zweite Heirat dann 1627.

http://www.archion.de/p/eb65e95245/

Sie sollten als erstes versuchen, ob Sie eine Kopie der Taufurkunde von Christoph Ensinger in Sainte-Marie-aux-Mines bekopmmen können. Angeblich wurde er am 7. Februar 1644 dort geboren. Die Kirchenbücher werden im Rathaus aufbewahrt:

https://www.saintemarieauxmines.fr/votre-mairie/tous-les-services/

Von der lutherischen Gemeinde sind die Taufbücher aus dieser Zeit vorhanden. Ebenso französisch-reformiert. Die deutsch-reformierten KB beginnen erst 1687. Aber als gebürtiger Württemberger war er wohl lutherisch.

http://www.archives.haut-rhin.fr/pages/dl?f=customer_2/blog/2634_1305_Registres+paroissiaux.pdf
 
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