Fundstücke (makabres, trauriges, erheiterndes)


also ich habe ja schon ein paar Kirchenbücher durchgesehen, aber Backrezepte habe ich noch in keinem gefunden. Hier aus Beltheim im Hunsrück: Wie man eine Mandeltorte backt.
Ich habe das Rezept transkribiert (transkribus sei Dank) und es entspricht in etwa dem, was unter Mallorquinische Mandeltorte in diversen Rezeptportalen zu finden ist. Stammt diese in Wirklichkeit aus dem Hunsrück? Hatte der entsprechende Kirchenmann oder seine Pfarrersköchin (katholisches Kirchenbuch) Ahnen aus Mallorca? Genealogie der Mandeltorte - rätselhaft! ;)
 
Ein Fall von unglücklicher Ehe......
https://www.archion.de/p/f8757fec9d/
1668
Grünau
Meister Paul Trummer, Müller zu Lützschena
bey Leipzig gelegen hat sich wegen seines
gewes bösen Weibes welche ihn übel gehalten
eine Zeitlang Friede vor s. Weibe zu ha-
ben kränklich bey seinem Bruder Hannß
Trümmern zu Grünau auffgehalten,
und weil er immer schwächer wurde hat
er sich mit seinem lieben Gott versöhnet
seines bösen Weibes von Hertzen vergeben
hat das h. Abendmahl empfangen ist
endlich selig verstorben den 7. August
und darauf den 10 ejusdem m. einem
sehr guten Zeugnis von seinem gewesenen hl.
Beichtvater von Lützschena ….. allhier
zu Rüdersdorff ehrlich begraben wor-
den 1668
 

also ich habe ja schon ein paar Kirchenbücher durchgesehen, aber Backrezepte habe ich noch in keinem gefunden. Hier aus Beltheim im Hunsrück: Wie man eine Mandeltorte backt.

Falls von Interesse....

Quelle:
Rheinland-Pfalz > Bistumsarchiv Trier > Beltheim - St. Goar > Kirchenbuch Kb 5 1798-1825, Bilder 31 und 32
www.archion.de


Pro Memoria [Zum Gedächtnis]

a.) Wie man eine gute Mantelntarte machen soll.

Man nehme erstlich 8 Eier, schlaget sie mit
einem saubern Besen in einer grossen Schüssel, oder
Kesselyne wohl untereinander, darnach nimt man
1/2 Pfund gestossenen Zucker, und thut diesen in die
zerschlagnen Eier, und setzet es auf eine Kohlpfanne,
und schlaget es wohl und recht untereinander; man
muß aber das Feuer nicht zu starck machen, sondern
nur daß er warm wird, wenn solches eine halbe
Stund oder etwas länger geschehen ist : thut man solchen
vom Feuer hinweg, und man nimmt 1/2 Pfund Manteln,
welche mit Rosenwasser recht klein gestossen sind,
und thut ein Paar Löffel voll von dem Teich in die
Mandeln, und rühret es recht untereinander darnach
nimmt man es aus dem Mörsell, thut alles wohl mit
einem Kochlöffel untereinander, und schüttet es in
eine Form, welche unten mit Obladen oder mit starckem
Regalpapier belegt seyn muß, als dann wenn
man es in einer Tartenpfanne backen will, das
Feur nicht zu starck NB oben seyn muß, sondern
fein langsam ausgebacken werden muß soll; wenn
es oben zu braun werden will : so muß man Papier
darauf legen, biß es ausgebacken ist. NB die Prob:
Man nimmt ein sauberes Hölzlein und sticht es in die
Form, wenn der Teich noch daran hanget : so ist es nicht
ausgebacken, biß es sauber bleibt. Wenn solches
geschehen, so muß man, wenn sie ausgebacken, die
Obladen oder das Papier sauber davonziehen;
so ist es recht schön braun unten, und backet sie recht
schön aus. Man kann auch, wenn man will, aller=
hand Geschmack machen : nämlich gut Gewürz, Citronen,
Pomeranzen, Zitronath, und was man will, hinein
thun; darnach es Liebhaber giebt!

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Mantel = Mandel
Tarte = Torte: www.woerterbuchnetz.de/DWB/torte
Kesselyne = Kesselin - Kesselein; "im späten 18. / frühen 19. Jahrhundert i.d.R. ein irdenes (tönernes) Gefäß"
Pfund = 500 Gramm
Kohlpfanne = Kohlenpfanne: www.woerterbuchnetz.de/DWB/kohlpfanne
Mörsell / Mörsel = Mörser
Obladen = Oblaten: www.woerterbuchnetz.de/Meyers/Oblaten
NB = nota bene [Achtung - Obacht]
Regalpapier = "So ist Regal=Papier, Papier von ungewöhnlicher Größe und Stärke,..." https://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/r/kr01906.htm

Pomeranzen / Pomeranze (Bitterorange) -- www.woerterbuchnetz.de/DWB/pomeranze

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b) Ein anderes Mandeln zu backen

Man nimmt 1 Pf. Mehl, 4 Eier, 1/4 Pf. Mandeln, 1/4 Pf. Zucker,
ein halb Gläßlein Rosenwasser, so viel Zimmet, als man
will; es kann auch ein wenig Pfeffer darunter gethan
werden, und das zu einem steifen Teig wohl geknödt,
und mit einem Welgerholz auseinander getrieben und
mit dem Formgen ausgedruckt und in Butter gebacken.

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Pf. = Pfund = 500 Gramm
Zimmet = Zimt
geknödt = geknetet
Welgerholz = Walgerholz = Rollholz / Teigroller - ugs. "Nudelholz": www.woerterbuchnetz.de/DWB/walgerholz
Formgen = Form / Förmchen
ausgedruckt = ausgestochen


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c) Ein Brodtarte zu backen

1/2 Pf. Zucker, 8 Eier, die Doter mit dem Zucker eine
halbe Stund geschlagen, das Weisse allein zum Schaum,
1/2 Pfund Mandeln auch ganz klein mit Rosenwasser
gestossen und mit dem Zucker wohl gerühret, 12 Loth
Brod darzu ganz klein gerieben, und ein wenig trocken
lassen werden, und mit dem Gewürz so viel man
will, hineingethan, als Nägelyne, Citronenschalen,
Citronat, Zimmet, ein wenig Cartimom, und darnach
eine Viertel Stunde gerührt.

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Pf. = Pfund = 500 Gramm
Doter = (Ei-) Dotter
Loth = Lot - historische Maßeinheit / Gewichtseinheit. Meist(!) zwischen 14 und 18 Gramm. [https://de.wikipedia.org/wiki/Lot_(Einheit) ]
Brod = Brot > hier gemeint: "altes / trockenes fein geriebenes Brot"
Nägelyne = Nägelin / Nelken - Gewürznelken
Zimmet = Zimt
Cartimom = Cardamom / Kardamom


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d. Feune [Feine] Hippen zu machen

Nimm ein halb pfund Mehl, anderthalb viertel Zucker,
3 Eier mit dem Weiß, Citronenschalen, Zimmet und mit
Wasser angerühret

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e. Waffeln zu machen

Nimm 1 pf. gutes Mehl, 3/4 pf. Butter und 8 Eier;
die Butter muß wieder zu Rahm gerühret werden,
und von dem Pfund Mehl muß ein wenig mit
Hef angesetzt werden. Zucker, Zimmet
und Rosenwasser nach Belieben.

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pf. = Pfund = 500 gramm
Hef = Hefe
Zimmet = Zimt



Viel Freude beim Backen und Genießen :giggle::coffee:

Nochmals ein großes Dankeschön an @schweinfurtergrün für dieses Fundstück.
 
Manche hat es weit hinausgezogen in die Welt - in diesem Fall vom kleinen thüringischen Frießnitz bis ins ferne Indien.
https://www.archion.de/p/99c7c8dc70/
d. 25. Feb. (1715) ist
Michel Fischern ein junger Sohn geboren
und d. 26. ejd. getauft worden. Testes
war 1) Fr. Maria Mstr. Christoph
Rohlandes Müllers in Muhltendorf Eheweib
2) Mstr. Andreas Faßelbort Mül-
lers allhier
3) Hans Michel Dietrich Mstr. gott-
fried Dietrichs des Wirths und Hufschmieds
allhier ehel. Sohn
das Kind heißt: Johann Caspar

Zusatz: pptr. ao.: 1762 in
Ostindien in der Stadt Nagapatnam gestorben
 
Ein unglücklicher Todesfall durch Schießpulverexplosion....
https://www.archion.de/p/8b5d071775/
Sabina Prüferin, M. Georg Prü-
fers Hartmannsdörffisch. Müllers
eine gedächtniß predigt gehalten
den 15. Juli, welche durch
Gottes verhängniß den 29. Junii
am Peter Paul tag zu Naumburg
durch die unglückliche Entzündung
durchs pulver von tampf und feuer
erstickt worden.
 
Zwei Kindsmörderinnen hingerichtet - die eine enthauptet, die andere ertränkt.
https://www.archion.de/p/6f14c27e4a/
Martha, Gottfried Bergers Weib
allhier zu Lochau ist nach Urtheil
und recht nebenst ihrer Mutter auch
Martha, Peter Schäfers Weibe
vom Leben zum Tode gebracht alß
das die Tochter mit enthauptet, die Mutter
aber in einen Sack gesteckt und ersäufft
worden, wegen eines Kindermords
den Sie ohngefehr zu vorhero und
Mithaftes begangen und das
Cörperlein in der Scheune durch
Gottfried Beyrer begraben laßen
welches von dem Gerichts P. den
1. May aufgehoben und hernach auff
den Kirchhoff in die Erde gelegt
worden, Die Rechtfertigung geschah
in sehr großer Mänge Volckes aus
Städter und Dörfflern Dienstag nach Trini-
tatis war der 23. May. Ihre Cör-
per wurden auff den Kirchhoff
bald hinder das thor begraben.
 


Martha, Gottfried Beyers Weib
allhier zu Lochaw ist nach Vrtheil
vnnd recht nebenst ihrer Mutter auch
Martha, Peter Späters Weibe
vom Leben zum Tode gebracht, alß
das die Tochter mit enthauptet, die Mutter
aber in einen Sack gesteckt und ersäuffet
worden, wegen eines Kindermordes
den Sie ohngefehr zu vorhero vmb
Mitfasten
begangen vnd das
Cörperlein in der Scheunen durch
Gottfried Beyern begraben laßen,
welches von den Gerichten [astronomisches Zeichen für Montag] ☽ den
1. May aufgehoben, und hernach auff
den Kirchhoff in die Erden geleget
worden, die Rechtfertigung geschah
in sehr großer Mänge Volckes aus
Städten vnd Dörffern [astronomisches Zeichen für Dienstag] ♂ nach Trini-
tatis, war der 23. May, Ihro Cör-
per wurden auff den Kirchhoff
bald hinder das thor begraben.

Mitfasten > www.woerterbuchnetz.de/Adelung/Mittfasten
 
@schweinfurtergrün
Danke für die Blumen :) Ein Forschungsfeld ist es ja nicht direkt, eher Zufallsfunde wenn man alle Seiten eines Buches durchlesen muß weil keine Namensregister vorhanden sind.

Erstaunlich finde ich immer wieder die damalige Wahrnehmung solcher Hinrichtungen durchs Publikum. Berührungsängste hatte man da offensichtlich keine - ob da der Gerechtigkeitsgedanke maßgebend war oder doch eher die Sensationslust sei dahingestellt.

Geköpfte, Geräderte oder Gehängte habe ich schon häufiger gefunden. Ertränkte waren aber bislang nicht dabei.

Hingerichtet wurde offensichtlich nicht nur an speziellen Hinrichtungsorten wie "Galgenbergen" oder sonstigen danach benannten Stätten sondern auch an den gerade geeigneten Lokalitäten wie hier https://www.archion.de/p/0a6b26fbf5/ anno 1706 in Bad Köstritz im "allgemeinen Hirtengarten:

den 11. Maji A. 1706 ist Anna Dorothea
Sachsin von Kaschwiz bürtig, so in die
20 Jahr alt Haußmagd bey der Frau
Leutnantin Und vogthin allhier ge-
dienet, nachdem sie durch Trieb
des Satans ihr eignes Kind ermordet
und ums leben gebracht, durch
Urthel und recht von den ober-
sächsischen Gerichten zum Schwerd
condemniert und auff dem hießigen
allgemeinen Hirtengarten hingerichtet
worden, Bey der Außführung hab
ich zum beystand un Zuspruch der
armen Sünderin auff Verordnung
des Herrn Superintendenten Herrn
M. Vogeln Pfarrern in Roben ge-
habt
 
Hier blieb offensichtlich der Hausherr häufiger mal "in der Kneipe hängen" - wenn man ihn am Heiligabend zu Hause nicht vermißt und erst zwei Tage später nach seinem Fortgang von zu Hause erfroren findet?
https://www.archion.de/p/9d8637d7e4/
Nummer 3 Spalte "Krankheit woran er gestorben"
Ist am 25.
December 1837,
Vormittags
Zehn Uhr
auf dem Nudowsch.
Felde todt ge-
funden, u aller
Wahrscheinlichkeit
nach schon am
23. ejd. Abendt
als er in trunkem
Zustand von
Potsdam kam
daselbst erfroren.
 
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