Zweitmeinung zum Leben von Georg Friedrich Hoffmann erbeten

Guten Morgen zusammen,

ich bräuchte mal eine Zweit- und gerne auch Drittmeinung zu der Interpretation der Lebensdaten des Georg Friedrich Hoffman

Zur Vorgeschichte:

Sein Vater wird hier geboren:
1619 Peter Hoffman Schmid zu Düntzbach zeuget Jörg(en) http://www.archion.de/p/3198e95050/ (Der Pfarrer stellt meines Erachtens hier bei
männlichen Täuflingen ein n oder en nach und bei weiblichen ein m, siehe Einträge davor und danach, vielleicht eine Form der Verniedlichung)
1641 heiratet Jörg Hoffmann Anna, die Tochter Jörg Ludwigs, des Thorwarts/Wächters zu (Burg/Schloss) Morstein http://www.archion.de/p/b065f7c02a/ .
Unter anderem 1645 sind im Kibu Obersteinach (Nachbarort von Düntzbach) Kinder des Jerg Hoffmann erwähnt http://www.archion.de/p/cfc7c5b351/,
In Steinach sind 1634 ein Großteil der Einwohner an der Pest gestorben, hier ist auch ein Taufpate aus Dünsbach erwähnt, was bei mir zur Vermutung dieses
Umzuges führte.
1647 stirbt Jerg Hoffmann http://www.archion.de/p/334c17bfba/ , die Todesanzeige ist ziemlich Eindrucksvoll. "ziemlich gottlos, wie er dann im Hader einen
Schlag bekommen, 4 Wochen daran krank gelegen, hat sein Unrecht bereut Buß getan und ist Christlich verschieden am 17. September. Auf selbiger Seite stirbt
1646 auch Jerg Ludwig, Thorwart zu Morstein (Der Vater seiner Ehefrau), was meiner Meinung ein weiteres Indiz für den Wechsel des Wohnortes und des Namens von Jörg zu Jerg ist.
Zusätzlich wird bei der Geburt des Georg Friedrich http://www.archion.de/p/a961602a35/ sein Weib Anna genannt.

Nun zum eigentlichen Georg Friedrich Hoffmann (zwischenzeitlich auch Fritz und Friederich genannt) :

1647 ist nach dem Tod des Jerg Hoffmann die Taufe des Georg Friedrich Hoffmann, hier sind, aus welchen Gründen auch immer, erstaunlich viele Adlige als Paten anwesend.
Die wohledlen gestrengen Herren, Johan Georg von Lichtenstein, .....? Sohn, Franz Eberhart von Ley? und Wolffgang Friedrich von Gomming. (Möglicherweise Wolff Friedrich von Gemmingen) zu Nidsteinach. Möglicherweise wird beim Name Georg Friedrich auf die Namen der anwesenden Adligen Bezug genommen.
1671 heiratet ein Friderich Hoffmann http://www.archion.de/p/9182d90526/ Georg Hoffmanns ...? zu Steinach ehelicher Sohn, mit Jungfrau Apollonia, Geörg Kiffers ehel. Tochter.
1679 Friederich Hoffmann zu Brachbach und Apollonia taufen Kind Peter http://www.archion.de/p/f9302a52f9/
1684 Fritz Hoffmann zu Brachbach und Apollonia taufen Hans http://www.archion.de/p/8d17b7cdfd/
1691 Fritz Hoffmann zu Brachbach und Apollonia taufen Michael http://www.archion.de/p/e9fb4f41de/
Es gibt auch weitere Kinder in diesem Zeitraum
1701 stirbt Georg Friederich Hofmann, hohenlohischer Untertahn zu Brachbach. Hier wird die Leichenpredigt in Steinach gehalten http://www.archion.de/p/b455e10a39/ und hier wird er wohl als Friedrich Hoffmann , ein Bauer zu Brachbach begraben http://www.archion.de/p/8740242d2f/
Das legt Nahe, dass Friedrich(Friederich) und Georg Friedrich Hoffmann die selbe Person sind.
Der Arme Mann ist wohl von seinem Wagen gefallen und dann darunter zerquetscht worden, den ersten Eintrag konnte ich nicht komplett entziffern.
Interessant ist was nach seinem Tod passiert. Es gibt im Hohenlohischen Zentralarchiv eine bzw. mehrere Akten zu Friederich Hofmann. Der Leichnam des Toten wird vom Verwalter von (Schloss) Morstein "armata manu" (bewaffneter Hand?) hinweg führen gelassen und wird zuerst in die Schloss Kapelle nach Morstein gebracht,
die dortige Gruft ist auch im Text erwähnt und anschließend irgendetwas mit dem Dünsbacher Friedhof. In den selben Texten wird der Mann mal Friederich und
mal Fritz genannt, woraus ich schließe, dass alle oben genannten Daten zueinander passen könnten. Die Bevölkerungszahl vom kleinen Ort Brachbach war zudem zu der Zeit äußerst gering, viele Höfe waren noch leer gestanden, sodass ich es für wahrscheinlich halte, dass es sich um die selbige Person handelt.

Haltet Ihr Georg Friedrich / Friederich und Fritz für die selbe Person? Von einem User kam der Einwand, dass bei der Hochzeit des Friederich dessen Vater wohl
noch leben würde. Wie beurteilt ihr das?
In diesem Thema, wurde das ganze schon mal kurz thematisiert, allerdings haben mir damals noch wichtige Daten gefehlt:
Wie ich später raus fand, ordnet aber auch der Ersteller dieses Registers http://www.archion.de/p/2f8f966b77/ die Hochzeit so zu und macht bei den
Kindern des Peter Hoffmann den 1619 geborenen Jörg(en), wenn ich das richtig lese, kurzerhand zum Georg.
Möglicherweise ist im Heiratseintrag auch der Stiefvater gemeint, Anna Hoffmännin, Jerg Hoffmanns Witwe heiratet 1652 einen Jerg ....? aus Welß in Thüringen
http://www.archion.de/p/8b065e3bf9/, allerdings wird es dann meist geschrieben, dass es sich um den Stiefvater handelt.
Eine weiter Möglichkeit wäre, dass Georg Friedrich Hoffmann der uneheliche Sohn von z.B. Johan Georg von Lichtenstein sein könnte, das würden die vielen Adligen
bei der Taufe, die Entwendung des Leichnams armata manu durch den Verwalter von Schloß Morstein und möglicherweise auch den extremen Hader, der letztendlich zum Tod des Jerg Hoffmann geführt hat erklären. Nach dem Aussterben der Herren von Schloss Morstein, den Crailsheim zu Morstein 1637 hat über seine Ehefrau ein Hans Georg von Lichtenstein wohl u.A. kurzzeitig Schloss Morstein geerbt.

Wer sich die Mühe gemacht hat, diesen Text bis hierhin zu lesen, hat sich vielleicht auch eine Meinung dazu gebildet und darf die sehr gerne hier kund tun!
Ich bin für jegliche Meinungen, Anregungen und auch Kritiken offen. Bitte einfach Bescheid sagen, falls Permalinks nicht richtig zugeordnet sind.
Vielen Dank an dieser Stelle auch noch mal an Archion und vor allem die vielen User, die mir mit weit über Lesehilfen hinausgehenden Hilfestellungen dabei geholfen haben, dass ich überhaupt so weit in die Vergangenheit zurück schauen kann!

Viele Grüße und eine angenehmes Wochenende allerseits!
Maurice
 
Vielleicht noch zu Ergänzung:
Die Witwe des Georg Fried(er)ich Hoffmann ist laut den Texten aus dem Zentralarchiv wohl dagegen, dass sein Leichnam weggebracht wurde.
Für eine Beerdigung wäre auch der Obersteinacher Freidhof wohl deutlich näher gewesen und die Leute sind dort auch zur Kirche gegangen.

Haltet Ihr es bei der Hochzeit des Friederich Hofmann für denkbar, das der Name des Vaters falsch interpretiert wurde?
Zuerst deutlich früher vom Jörg zum Jerg (vllt war der Pfarrer z.B. aus Baden, da gab es glaub kein ö und ü) und anschließend von Jerg zum Georg, Jerg scheint die kurzform von Georg gewesen zu sein...
 
Hallo Maurice,
ich würde mich an deiner Stelle erstmal von der festen Schreibweise eines Namens nach heutigem Standard verabschieden. Die gleichzeitige Verwendung von Jörg, Jerg, Georg, Gerg etc. hat nichts mit der Herkunft des Schreibers o.ä. zu tun, sondern ist einfach eine übliche Variante. Genauso Fritz, Friedrich, Friederich...

Ich habe derzeit keinen Pass für archion, kann also beim Lesen nicht helfen.

Aber ein Hinweis noch: 1647 war noch der dreißigjährige Krieg, d.h. je nach Stellung der Person innerhalb des Militärs oder einer Verwaltung vor Ort konnte es schon vorkommen, dass Adelige als Paten zur Seite standen. Ich habe das bei meinen Vorfahren immer wieder.
Grüße
Eva
 
Hallo Maurice,

Sehr viele Fragen, eigentlich für mich aber insgesamt alles sehr schlüssig, auch wenn ich nicht restlos alle Links nachgelesen habe.
Wenn ich Dein Hauptproblem richtig verstanden habe, geht es darum, ob der in 1701 verstorbene und in Brachbach begrabene Georg Friedrich Hofmann identisch ist mit dem Georg Friedrich der in 1647 in Oberstainach geboren wurde.
Dies erscheint mir als sehr wahrscheinlich, aber nicht 100% sicher.
Gründe:
1. Beim Sterbeeintrag fehlt eine Altersangabe.
2. Der Ortswechsel von Obersteinach nach Brachbach
(Übrigens hier noch der fehlende Link zur Taufe 1647: http://www.archion.de/p/3f1dba8e53/ )

Zu Deinen Unsicherheiten bezüglich der Namen:
Es ist absolut keine Seltenheit, dass aus einem Georg Friedrich im Laufe seines Lebens ein Friedrich wurde, häufig wurde der Name auf den Rufnamen reduziert.
Georg (Gerg, Geörg..) und Jerg (Jörg) sind nur Varianten desselben Vornamens und stehen oft parallel bei ein und derselben Person.
Desgleichen: Friedrich, Fritz, Frieder...

Gruß,
Michael
P.S.: (fast vergessen):
"Peter Hoffmann Schmid zu Düntzbach zeüget Jörgen", und die "m" hinter den Mädchennamen haben nix mit Verniedlichung zu tun, sondern mit dem korrekt angewandten Akkusativ ("wen oder was"-Fall).
Peter zeugt Jerg. Wen zeugt Jerg? Jergen
Hugo zeugt Barbara. Wen zeugt Hugo? Barbaram (lateinische Akkusativ- Form).
War damals chic oder klang besonders sprachbewandert oder gebildet... keine Ahnung...
(Mann, was wäre meine Deutschlehrerin stolz auf mich (die zum Glück nie gemerkt hat, wie sehr ich dieses Schulfach hasste))
 
uups...
mein heute früh geschriebener Beitrag ist jetzt erst raus weil ich wohl Aussetzer im WLAN hatte..
Daher hat mich Eva "überholt"...

Und dann hab ich noch eine Theorie zur Patenwahl:
Da der kleine Georg Friedrich ja nach dem Tod seines Vaters geboren wurde, und der Pfarrer diesen Vater im Sterbeeintrag ja als "gottlos" bezeichnet hatte, könnte es sein dass das Vertrauensverhältnis des Pfarrers zu diesem Familienverband insgesamt gestört war. Somit hat evtl. der Pfarrer, der bei der Patenwahl wahrscheinlich mitreden durfte, sich evtl. dafür eingesetzt, dass für das unschuldige Kind ehrenwerte Paten benannt wurden. Zudem hatte ja der Pfarrer eher Zugang bzw. Beziehungen zu den VIPs...
 
Hallo zusammen und Danke für die hilfreichen Antworten,

ist ja echt interessant, dass die angesetzten Endungen einen grammatikalischen Hintergrund haben, in die Richtung hätte ich gar nicht gedacht.
Genau, der Haupthintergrund der Frage war, ob ihr die Personen auch für Identisch haltet. Das passt, bis auf die fehlende Altersangabe bei der Todesanzeige, die alles noch deutlicher machen würde, eigentlich ganz gut. Der Hochzeitseintrag hatte mich etwas gewundert und dass der Vater hier Georg genannt wird, aber durchaus denkbar, dass der Jerg hier zum Georg gemacht wird, wenn das nur Varianten des selben Namens sind.
Die Infos und die Theorie zu den Adligen als Paten finde ich auch interessant. Einzelne Adlige als Paten von Untertanen und Bürgerlichen hatte ich zwar schon gesehen, aber die Anzahl hatte mich doch etwas irritiert.
Die Wanderungsbewegung von Dünsbach nach (Ober)Steinach, die ich einigermaßen gut nachvollziehen konnte und später von Steinach in das nur einen Kilometer entfernte Brachbach hängt wohlmöglich mit der Entvölkerung durch den 30jährigen Krieg zusammen. Die folgen für die ohnehin nicht stark besiedelte Region waren sicher drastisch.
Bei den Taufpaten der Kinder des Fritz/Friederich/Georg Friedrich Hoffmann sind mir einfach auch stimmige Indizien aufgefallen, so ist bei der Taufe des Peter Hoffmann ein Pate aus Steinach anwesend und bei den anderen beiden oben verlinkten Taufen jeweils ein Schmied anwesend, was ja auch ganz gut zur Vorgeschichte passt. Das sind aber alles nur Indizien, die aber insgesamt meiner Meinung nach ein stimmiges Bild ergeben.
Vielleicht kann ich ja eines Tages die gesamten Akten aus dem Zentralarchiv richtig lesen und daraus ergibt sich auch noch etwas aufschlussreiches.

Danke noch einmal für die Hinweise und ein schönes Rest-Wochenende!

Gruß,
Maurice
 
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