Verständnisfrage zur Taufe

Hallo,
bitte um Hilfe, an welchem Tag die Taufe stattgefunden hat.
Am 10. oder am 11.08.1656? Bezieht sich das Ende (Latein)
wohl auf den Eintrag lfd. Nr. 10 oder schon auf lfd. Nr. 11?
Ich denke es bezieht sich schon auf die lfd. Nr. 11, oder
liege ich da falsch?

10. Hansen Simmon filius Andreß;
Path ist gewesen Hanß Möllers Sohn
Andreß in Dom. 10 post Trinitatis
10 Augusti, item Sequenti Die.

Gruß
Jörg
 
Einen schönen Mittag.

Die hier anzuwendende Überschrift lautet ja:

FELIX ANNI 1656
NOVI AUSPICIUM
geboren und getaufft worden


In den folgenden Einträgen gibt es überwiegend nur ein Datum, in seltenen Fällen aber auch 2.

Vor diesem Hintergrund wäre meine Lesart:

Das Kind wurde nach Julianischem Kalender an Dominica 10 post Trinitatis, dem 10. August geboren, et sequenti die / am folgenden Tag getauft.

BG, Vera
 
Ich denke es bezieht sich schon auf die lfd. Nr. 11
Würde ich auch so sehen. Zum einen aufgrund der Verwendung von "item"= gleichfalls/ebenso; die Formulierung bezieht sich m.E. auf den Taufvorgang in dem bzw. den vorangehenden Einträgen. Außerdem wird ein paar Einträge weiter vorne (Nr. 6) "sequenti Die" dafür benutzt, sich die Datumsangabe zu sparen, und zwar unter Bezugnahme auf den vorhergehenden Eintrag (Nr. 5):


Und schließlich, nach anderer Lesart würde der Name des Paten vor dem vermeintlichen Geburtsdatum genannt, was m.E. sehr ungewöhnlich, da der zeitlichen Abfolge zuwiderlaufend, wäre.
 
Sollte "sequenti die" als zum nächsten Eintrag gehörig angesehen werden, warum wird der 11. August dann am Ende des folgenden Eintrages nochmals wiederholt?

Ein "Rückbezug" von "item" auf "den vorhergehenden Eintrag" ist hier nicht möglich, da dieser / der vorherige Eintrag am 9. Juni vorgenommen wurde.

Bei der Nutzung von "sequenti die" im Eintrag lfd. Nr. 6 wird das Datum nicht nochmals wiederholt.
 
Sollte "sequenti die" als zum nächsten Eintrag gehörig angesehen werden, warum wird der 11. August dann am Ende des folgenden Eintrages nochmals wiederholt?
Im Sinne von: ebenso/ferner (wurde getauft) am folgenden Tag, .... , (den) 11. Aug.

Ein "Rückbezug" von "item" auf "den vorhergehenden Eintrag" ist hier nicht möglich, da dieser / der vorherige Eintrag am 9. Juni vorgenommen wurde.
Mit "item" wird m.E. nicht auf das Datum rückbezogen, sondern auf die Taufhandlung, vgl. den Wikipedia-Eintrag zur Funktion von "item" in der Kanzleisprache: https://de.wikipedia.org/wiki/Item_(Partikel)

Bei der Nutzung von "sequenti die" im Eintrag lfd. Nr. 6 wird das Datum nicht nochmals wiederholt.
Korrekt, aber" sequenti die" dient hier (ebenso wie m.E. im ursprünglichen Fall) dazu, zwei Einträge zu verbinden.

Meine Interpretation wäre, dass dadurch, dass die Taufeinträge zeitlich eher "versprengt" sind, der Schreiber, wenn an zwei aufeinanderfolgenden Tagen getauft wurde, dies nochmals eigens herausstellen wollte.

Soeben noch eine Aufzählung dieser Art gefunden (Nr. 3, 4, 5), welche ich folgendermaßen lesen würde:
Nr. 3: "8 jünij geboren den 9 jün: getaufft worden",
Nr. 4: (getauft) "eodem die" (9. Juni),
Nr. 5: (getauft) "sequenti Die alß 10 junij":

 
In einem Teil eines Kirchenbuches, in dem uni sono ausschließlich um Geburten / Taufen geht, sprengt man „item“ ein um Einträge zu verbinden bzw. um (lieber zur Sicherheit doch) nochmals explizit hervorzuheben, dass es sich auch beim folgenden Eintrag tatsächlich um eine Geburt / Taufe handelt?

Oder vielleicht wollte der Kirchenbuchführer auch die sonstige „Monotonie“ der Einträge etwas unterbrechen und seiner Bildung (Stichwort: Kanzleisprache) Ausdruck verleihen?

Es verbleiben für mich etliche Fragezeichen.

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Es könnte hilfreich sein zu überprüfen, ob sich analoges „Eintragungsverhalten“ dieses(!) Kirchenbuchführers auch im Kirchenbuchabschnitt bzgl. „gestorben und begraben“ findet.
 

Das scheint ja doch schwierig zu sein.
Bei den Begräbnissen sieht es nicht besser aus.
Mal bezieht es sich auf den gleichen, mal auf den nächsten Eintrag.

Vielen lieben Dank erst mal für die Meinungen.

Gruß
Jörg
 
In einem Teil eines Kirchenbuches, in dem uni sono ausschließlich um Geburten / Taufen geht, sprengt man „item“ ein um Einträge zu verbinden bzw. um (lieber zur Sicherheit doch) nochmals explizit hervorzuheben, dass es sich auch beim folgenden Eintrag tatsächlich um eine Geburt / Taufe handelt?
Ja, das macht er hier, bei einer Taufe, welche am selben Tag stattfand, auch so:

Oder vielleicht wollte der Kirchenbuchführer auch die sonstige „Monotonie“ der Einträge etwas unterbrechen und seiner Bildung (Stichwort: Kanzleisprache) Ausdruck verleihen?
Das widerspricht sich ja nicht, er variiert offenbar gerne ein wenig.

Das scheint ja doch schwierig zu sein.
Bei den Begräbnissen sieht es nicht besser aus.
Mal bezieht es sich auf den gleichen, mal auf den nächsten Eintrag.
Auf der Seite des ersten Links übertreibt er es mit seiner Variationsfreudigkeit allerdings ein wenig, und springt munter zwischen Sterbe- und Begräbnisdaten hin und her.

Dennoch, auch im Begräbnisteil findet sich ein ähnliches Muster (Nr. 1-3): nach dem Datum folgt "in eode[m] die", und anschließend "in die sequenti" mit zusätzlicher, erläuternder Angabe des Datums:

Ich denke, man kann schon davon ausgehen, dass, wenn die Taufe desselben Kindes am nächsten Tag gemeint wäre, da stehen müsste: "et sequenti die [baptizatus]" und nicht "item sequenti die"
 
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