Thierleinmacher

Ein Beruf, der mir heute zum ersten Mal in einem Kirchenbuch begegnet ist:
Im Traubuch von St. Georg in Kraftshof, vor den Toren der Reichsstadt Nürnberg im Knoblauchsland, hat im Mai 1650 Tobias Storr die Elena Satler geheiratet. Tobias und auch sein Vater Lorentz waren Thierleinmacher: https://www.archion.de/p/8a30e9c98a/ und im Lorenzer Proklamationsbuch: https://www.archion.de/p/400de0398c/

Das Wörterbuchnetz (https://www.woerterbuchnetz.de/) fand nichts dazu, weder unter Thier- noch unter Tierleinmacher. Die angesichts der Nürnberger Tradition der Spielzeugherstellung vielleicht erstmal naheliegende Assoziation zu Spielwaren schien mir doch zu platt.

Fündig wurde ich schließlich bei: Reinhold Reith (Hrsg.), Das alte Handwerk - von Bader bis Zinngießer (Lizenzausgabe des Nikol Verlags 2020, Originalausgabe: Lexikon des alten Handwerks, erschienen bei Beck 1990).
Es gab ein Baumwoll-Mischgewebe mit Wolle und Hanf namens Tirtaines oder, eingedeutscht, Tirtey oder Tirtei. In Köln sind seit 1396 die Tirteiweber oder Tircherchmacher belegt.
Zu diesem Beruf von Tobias Storr paßt auch der seines Schwiegervaters Hanß Conrad Satler, der "Seidenstücker" war.
 
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