Nienburger Geburtsbuch - 1648

http://www.archion.de/p/30567362c6/
Der Link, den ich bereitgestellt habe, ist eine Geburtsurkunde aus dem Jahr 1648. Die interessierende Aufzeichnung hat keine Eintragsnummer, wird aber nach Datum gefunden: 3. September. Die meisten Einträge auf diesen beiden Seiten geben den Namen des Vaters an, dass ein Kind geboren wurde und dann die Vorname des Kindes angegeben. Im Eintrag vom 3. September ändert sich das Format. In einem Haus von Jürgen Pape wird ein Kind geboren, aber der Vater, ein Soldat, wird nicht genannt. Oder habe ich den Eintrag komplett falsch verstanden? Ist dieses Kind von Jürgen Pape geboren? Ich frage mich, warum der Eintrag so geschrieben wird.
Vielen Dank für Ihre Zeit und Hilfe.
 
Vermutlich war um die Zeit Krieg und das Militär war im Ort und hat mit den Töchtern oder Frauen Kinder gezeugt.

Ob Jürgen Pape der Vater der Kindsmutter, der im Krieg befindliche Ehemann oder der ... war, das ist die Frage.
 
Vermutlich war um die Zeit Krieg und das Militär war im Ort und hat mit den Töchtern oder Frauen Kinder gezeugt.

Ob Jürgen Pape der Vater der Kindsmutter, der im Krieg befindliche Ehemann oder der ... war, das ist die Frage.
Das ist eine interessante Interpretation des Eintrags. Ich hatte nicht an Krieg, Vergewaltigung oder Ehebruch gedacht. Die Aufzeichnungen bis zu diesem Zeitpunkt zeigen, dass Jürgen Papen am 31. Dezember 1647 ein Kind hatte. Das Kind aus dem fraglichen Eintrag wurde im September 1648 geboren, was den Altersunterschied weniger als 9 Monate macht. Vielleicht wurde dieses Kind von jemandem geboren, der im Haus von Jürgen Pape wohnte? Ein Pensionär?
Jürgen Pape wurde in anderen Aufzeichnungen als Bürger und Soldat identifiziert. Diese Aufzeichnung wurde unter der Überschrift der 1648 geborenen ehelichen Kinder gefunden.
http://www.archion.de/p/351b5f29ac/
Ich schätze, es wird ein Rätsel bleiben.
Danke, dass du auf meinen Beitrag geantwortet hast!
 
Ich bin kein Historiker und kenne mich auch nicht in der Gegend aus, aber hier 2 Funde bei Google.

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Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 war ein Konflikt um die Hegemonie im Heiligen Römischen Reich und in Europa, der als Religionskrieg begann und als Territorialkrieg endete.


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Sonderausstellung „Lieber Gott, erbarme es…“ – Der Dreißigjährige Krieg an der Mittelweser

...
Als wichtiger Weserpass war die Stadt für alle Kriegsparteien von großem Interesse. Neben den Dänen, besetzten auch Truppen der katholischen Liga und ab 1635 die Schweden Nienburg. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs sollte es noch Jahre dauern, bis sich Stadt und Umland erholt hatten. Laut zeitgenössischen Berichten sollen zwei Drittel der Häuser zerstört worden sein, so dass von den ursprünglichen 500 Häusern nur 160 blieben. Von den 600 Einwohnern sollen nur 150 den Krieg und die Belagerungen überlebt haben.

 
Nienburg (Weser) hat eine jahrhunderte lange Tradition als Garnisonsstadt.

Vor diesen Hintergrund waren immer Soldaten in Nienburg (Weser) stationiert. Quartier hatte der größste Teil dieser Soldaten aber nicht in Kasernen oder Barracken, sondern vielmehr in den Häusern der Einwohner von Nienburg (Weser) sowie den umliegenden Dörfern.


---siehe hierzu z.B. auch der direkt folgende Eintrag, der dokumentiert, daß ein Soldatenkind in Meyers Hause geboren wird.

Etliche Soldaten hatten in früheren Zeiten -insbesondere auch in der Zeit des 30-jährigen Krieges- ihre Frauen und Kinder zudem bei sich. Letztere waren Teil des Tross.
(siehe z.B. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Tross )

Das ganze muss also überhaupt nichts mit Krieg und schon gar nicht mit Vergewaltigung oder Ehebruch zu tun haben.

Einträge wie diese finden sich über viele Jahrzehnte hinweg in den Kirchenbüchern von Nienburg (Weser) und den umliegenden Orten.
(Dass dieser Eintrag hier im Jahr 1648 -dem letzten Jahr des 30-jährigen Krieges- erfolgte, ist vor dem Hintergrund von Nienburg als Garnisonsstadt mehr oder weniger Zufall - sprich: nichts besonders!)

Es handelte sich ganz einfach um einen namentlich unbekannten Soldaten, dessen Partnerin im Haus von Jürgen Pape ein Kind zur Welt gebracht hat.
Jürgen Pape und/oder Mitglieder seiner Familie haben mit diesem Kind "nichts zu tun". Wenn es anders gewesen wäre, hätte der Pfarrer dies im Eintrag dokumentiert.
 
Hallo,
Vera hat das sehr richtig und genau geschrieben.
Der Pfarrer war wohl weder die Mutter noch der Vater bekannt, eventuell waren diese nur kurzeitig im Hause des Jürgen Pape untergebracht.
Ob man mehr dazu findet ?
Hochzeit oder im Kindesalter verstorben ?

Sven
 
Hallo,
Vera hat das sehr richtig und genau geschrieben.
Der Pfarrer war wohl weder die Mutter noch der Vater bekannt, eventuell waren diese nur kurzeitig im Hause des Jürgen Pape untergebracht.
Ob man mehr dazu findet ?
Hochzeit oder im Kindesalter verstorben ?

Sven
Sven,
Ich ging zurück zum Anfang des Kirchenbuchs (1645-1674) und begann, die Liste der 1648 geborenen Kinder durchzusehen. Das Buch scheint die Informationen über Geburten und Taufen zu wiederholen, was ich etwas verwirrend fand. Zum Beispiel wurde das erste Kind von Jürgen Papen, Anna Maria, am 31. Dezember 1647 geboren. Der Eintrag ist auf Bild 11, Seite 9 zu finden. Dann fand ich ihn wieder auf Bild 200. Ich dachte, vielleicht finde ich den Eintrag der Kind geboren am 3. September 1648 in Jürgens zweifach aufgeführtem Haus. Aber ich habe es nicht getan. Ich habe die Liste der Todeseinträge nach 1648 durchsucht und nichts gefunden. Die meisten Einträge enthalten nicht den Namen des Kindes, was es schwierig macht. Es war auch schwierig, den Nachnamen des Soldaten nicht zu haben.
Ich fand die Wiki-Informationen zum Dross sehr interessant. Ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, mit welchen Strapazen die Menschen auf diese Weise reisen mussten.
Vielen Dank.
 
Nienburg (Weser) hat eine jahrhunderte lange Tradition als Garnisonsstadt.

Vor diesen Hintergrund waren immer Soldaten in Nienburg (Weser) stationiert. Quartier hatte der größste Teil dieser Soldaten aber nicht in Kasernen oder Barracken, sondern vielmehr in den Häusern der Einwohner von Nienburg (Weser) sowie den umliegenden Dörfern.


---siehe hierzu z.B. auch der direkt folgende Eintrag, der dokumentiert, daß ein Soldatenkind in Meyers Hause geboren wird.

Etliche Soldaten hatten in früheren Zeiten -insbesondere auch in der Zeit des 30-jährigen Krieges- ihre Frauen und Kinder zudem bei sich. Letztere waren Teil des Tross.
(siehe z.B. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Tross )

Das ganze muss also überhaupt nichts mit Krieg und schon gar nicht mit Vergewaltigung oder Ehebruch zu tun haben.

Einträge wie diese finden sich über viele Jahrzehnte hinweg in den Kirchenbüchern von Nienburg (Weser) und den umliegenden Orten.
(Dass dieser Eintrag hier im Jahr 1648 -dem letzten Jahr des 30-jährigen Krieges- erfolgte, ist vor dem Hintergrund von Nienburg als Garnisonsstadt mehr oder weniger Zufall - sprich: nichts besonders!)

Es handelte sich ganz einfach um einen namentlich unbekannten Soldaten, dessen Partnerin im Haus von Jürgen Pape ein Kind zur Welt gebracht hat.
Jürgen Pape und/oder Mitglieder seiner Familie haben mit diesem Kind "nichts zu tun". Wenn es anders gewesen wäre, hätte der Pfarrer dies im Eintrag dokumentiert.
Vera,
Vielen Dank für die Bereitstellung des Wiki-Links für den Tross. Ich fand es sehr interessant. Ich hatte keine Ahnung, dass die Familien auf diese Weise mit den Armeen reisten. Ich kann mir nicht vorstellen, welche Nöte die Frauen im Tross erlebt haben.
Wie Sie erwähnt haben, bezog sich der Eintrag kurz nach der Geburt im Haus von Jürgen Pape auch auf eine Geburt im Haus von Meyer. In den frühen Aufzeichnungen dieses Buches findet sich auf jeder Seite die Angabe des Hauses, in dem eine Geburt oder ein Todesfall stattfand. Die Erklärung, dass Soldaten und / oder ihre Familien in den Häusern der Bewohner einquartiert sind, macht durchaus Sinn. Vielen Dank für die Beantwortung meiner Frage!
 
Ich bin kein Historiker und kenne mich auch nicht in der Gegend aus, aber hier 2 Funde bei Google.

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Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 war ein Konflikt um die Hegemonie im Heiligen Römischen Reich und in Europa, der als Religionskrieg begann und als Territorialkrieg endete.


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Sonderausstellung „Lieber Gott, erbarme es…“ – Der Dreißigjährige Krieg an der Mittelweser

...
Als wichtiger Weserpass war die Stadt für alle Kriegsparteien von großem Interesse. Neben den Dänen, besetzten auch Truppen der katholischen Liga und ab 1635 die Schweden Nienburg. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs sollte es noch Jahre dauern, bis sich Stadt und Umland erholt hatten. Laut zeitgenössischen Berichten sollen zwei Drittel der Häuser zerstört worden sein, so dass von den ursprünglichen 500 Häusern nur 160 blieben. Von den 600 Einwohnern sollen nur 150 den Krieg und die Belagerungen überlebt haben.

Daniel,
Vielen Dank für die Bereitstellung der Links zum Dreißigjährigen Krieg. Ich freue mich schon sehr darauf, die Informationen auf der Website des Nienburg Museums zu lesen. Ich schätze mich heute sehr glücklich, dass meine Vorfahren, Jürgen Pape und seine Familie, die Konflikte in Nienburg tatsächlich überlebt haben. Was für schreckliche Gräueltaten diese Menschen ertragen mussten. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, die Informationen bereitzustellen, und für Ihre Gedanken zu den Kirchenbucheinträgen. Ich fand diese Diskussion höchst interessant. Vielen Dank!
 
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