"Nachgelassener Sohn"

Hallo und Guten Abend,
Mir ist die Formulierung "nachgelassener Sohn" mittlerweile aus etlichen Kirchenbucheinträgen geläufig und ich verstehe ihn eigentlich so, dass ein Mann der , wie in meinem Beispiel jetzt in Frage steht, heiratet und er als nachgelassener Sohn des XXXX YYYY bezeichnet wird und dass eben dieser Vater XXXX YYYYY zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war. So weit, so gut!
Folgender Gedanke jetzt einmal in moderner Ausprägung: Könnte es damals (kurz nach Ende des 30-jährigen Krieges) schon möglich gewesen sein, dass eine Mutter ihrem jungen Sohn "einredet", der Vater sei verstorben, der sich allerdings "aus dem Staube gemacht hatte"? Bei meinen Recherchen taucht nämlich 17 Jahre später an genau dem gleichen Ort ein Mann gleichen Namens und Berufes auf, der bei der jetzt neu eingetragenen Heirat als seinen Vater den gleichen Namen, Wohnort und Beruf angibt, den 17 Jahre vorher der "verstorbene" Kindsvater auch angegeben hatte. Ich habe beide jeweils angegebenen (Groß-)Väter recherchiert: Es ist eindeutig ein und der selbe Michael A., Schütze auf dem Rittergut L.
Meine Frage also: Muss man also zwangsläufig und unbedingt den Begriff "nachgelassener Sohn" für einen Halbwaisen verstehen oder könnte es eben auch ein verlassener Sohn sein? Kann mir vielleicht jemand diesbezügliche Erfahrungen mitteilen?

Viele Grüße in die Forumgemeinde!
 
Guten Abend.

Bei Überlegungen wie diesen erweist es sich in vielen Fällen als unbedingt zielführend, wenn man nicht nur in der Theorie bleibt, sondern konkret „Ross“ und „Reiter“ nennt.

Also teilen Sie bitte Permalinks mit, die die beiden Heiraten(?) zeigen, auf die Sie sich hier beziehen.

Vielen Dank.
 
Gibt es denn irgendwann einen Begräbniseintrag des Vaters?

Ansonsten kann einfach auch der Pfarrer und/oder die Art der Eintragung gewechselt haben. Mal schrieb einer "nachgelassener Sohn des ...", mal Sohn des +..." und mal einfach "Sohn des ..."

Glückauf
Wolfgang
 
ich habe die Erfahrung gemacht, dass nur wenn das Wort "weiland" dabei steht, davon auszugehen ist, dass der Vater verstorben ist. Steht in einem Eintrag nur "nachgelassener Sohn", ist der Vater verschollen, auf und davon oder man weiß zu dem Zeitpunkt einfach nicht, wo dieser sich aufhält.
 
Könnte es damals (kurz nach Ende des 30-jährigen Krieges) schon möglich gewesen sein, dass eine Mutter ihrem jungen Sohn "einredet", der Vater sei verstorben, der sich allerdings "aus dem Staube gemacht hatte"?

"Around the world at all times and for all times yet to come..."

.....frei nach dem lateinischen Sprichwort

mater semper certa est pater numquam
 
Vielen Dank Euch allen für Eure Beiträge
Frei nach dem lateinischen Sprichwort

mater semper certa est pater numquam
Ja genau, so ist das! Das Dumme ist ja aber , dass seinerzeit meistens lediglich der Name und der Wohnort des Vaters im Kirchenbuch angegeben worden war, wenn`s gut lief, dann eventuell auch die ausgeübte Tätigkeit/der Stand des Vaters. Die Mutter der Neugeborenen wurde meistens ignoriert, es sei denn es handelte sich um uneheliche Kinder.

Wie`s auch sei, ich habe das fehlende Bindeglied in meinem Stammbaum gefunden und beende jetzt meine Forschung in die weitere Vergangenheit. Bin bei 1577 angekommen, damit bin ich unglaublich zufrieden, mehr wird definitiv nicht drin sein. Ich werde jetzt den Stammbaum nur noch etwas "verbreitern".

Euch anderen Forschern wünsche ich viel Erfolg!
 
seinerzeit meistens lediglich der Name und der Wohnort des Vaters im Kirchenbuch angegeben worden war, wenn`s gut lief, dann eventuell auch die ausgeübte Tätigkeit/der Stand des Vaters. Die Mutter der Neugeborenen wurde meistens ignoriert

Gestatten Sie mir eine Anmerkung dazu.

Alle Forschung bzw. die jeweiligen Forschungsergebnisse sollten stets im zeittypischen, historischen Kontext betrachtet werden. Ein Messen an heutigen Maßstäben kann dazu beitragen ein ungenaues Bild zu erzeugen.

Zwei winzige Beispiele.....
-Papier war teuer und rar ---- also nur so viel aufschreiben und nutzen, daß es der damaligen Gesellschaft / Gemeinschaft möglich ist, Personen zu identifizieren....
-Frauen besaßen keine eigene Rechtspersönlichkeit ---- also werden sie nicht erwähnt ....

In diesem Sinne weiterhin viele schöne Fundstücke in der Familienforschung.
 
Alle Forschung bzw. die jeweiligen Forschungsergebnisse sollten stets im zeittypischen, historischen Kontext betrachtet werden. Ein Messen an heutigen Maßstäben kann dazu beitragen ein ungenaues Bild zu erzeugen.

Zwei winzige Beispiele.....
-Papier war teuer und rar ---- also nur so viel aufschreiben und nutzen, daß es der damaligen Gesellschaft / Gemeinschaft möglich ist, Personen zu identifizieren....
-Frauen besaßen keine eigene Rechtspersönlichkeit ---- also werden sie nicht erwähnt ....

Genau! Endlich mal jemand die es verstanden hat ;)
 
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