Digitalisierung anhaltischer Kirchenbücher

Da habe ich mich einen Moment gefreut wegen meiner Vorfahren südwestlich von Nordhausen. Ich musste dann aber recht schnell feststellen, dass die anhaltische Landeskirche keineswegs die Landeskirche des Bundeslandes Sachsen-Anhalt ist, sondern eine Winzkirche etwa von der Größe eines modernen Landkreises.
Schön, wer in Dessau und unmittelbarer Umgebung forscht, wird natürlich froh sein, dass er mittelfristig bedient wird. Für den großen Rest drumrum heißt es weiterhin "war wohl nichts".

Ein enttäuscher
Bernd
 
Nachdem die Landeskirche Sachsen in Kooperation mit Archion getreten hier die Frage an Archion, ob es bereits neue Aussagen gibt, wann die dortigen Kirchenbücher (und generell die anhaltischen Bücher) digitalisiert werden sollen?

Hintergrund:
Ich suche seit neuestem auch Vorfahren aus Anhalt, genauer gesagt aus Reinstedt (heute Ortsteil Falkenstein, Kirchenkreis Ballenstedt).

Freundliche Grüße,
Sven
 
Nachdem die Landeskirche Sachsen in Kooperation mit Archion getreten hier die Frage an Archion, ob es bereits neue Aussagen gibt, wann die dortigen Kirchenbücher (und generell die anhaltischen Bücher) digitalisiert werden sollen?

Hintergrund:
Ich suche seit neuestem auch Vorfahren aus Anhalt, genauer gesagt aus Reinstedt (heute Ortsteil Falkenstein, Kirchenkreis Ballenstedt).

Wenn ich das richtig verstehe werden bis Ende 2018 die Kirchenbücher der Landeskirche Sachsen onlinegestellt - aber NICHT die Bücher der (preußischen) Kirchenprovinz Sachsen :(

Ich warte auch händeringend auf Wernigerode, Halberstadt und Quedlinburg aber... :(
 
Auch auf Digitlisate aus Hausneindorf (heute: Gemeinde Selke-Aue im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt nahe Hedersleben) und Gernrode (Ortsteil von Quedlinburg)hatte ich schwer gehofft - wird wohl hier bei Archion auf absehbare Zeit nichts werden.
Umso enttäuschender ist das, wenn man bedenkt, dass die digitalisierten KB aus diesen Orten im Magdeburger Archiv problemlos eingesehen werden können (einmal vor Ort recherchiert, aber die Anreise ist doch recht weit für mich).
Warum klappt das dann hier nicht??
 
Auch auf Digitlisate aus Hausneindorf (heute: Gemeinde Selke-Aue im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt nahe Hedersleben) und Gernrode (Ortsteil von Quedlinburg)hatte ich schwer gehofft - wird wohl hier bei Archion auf absehbare Zeit nichts werden.
Umso enttäuschender ist das, wenn man bedenkt, dass die digitalisierten KB aus diesen Orten im Magdeburger Archiv problemlos eingesehen werden können (einmal vor Ort recherchiert, aber die Anreise ist doch recht weit für mich).
Warum klappt das dann hier nicht??

Ganz einfach: Hier kann es gar nicht "klappen", denn schon ein kurzer Blick auf den Startbildschirm von Archion und ein Klick auf den Reiter "Weitere Archive" nennt alle diejenigen kirchlichen Archive, die überhaupt nicht Mitglied bei Archion sind. Und da ist unter Sachsen-Anhalt das Landeskirchliche Archiv in Magdeburg genannt. Da dieses Archiv also nicht bei Archion dabei ist, stellt es auch keine Digitalisate zur Verfügung und seine Kirchenbücher kann man daher hier auch nicht finden.

Das muss nicht ewig so bleiben, denn andere Archive haben ihre Meinung geändert, zuletzt zum Beispiel die Oldenburgische Landeskirche, die seit dem Herbst dabei ist, die anhaltische und auch die braunschweigische. Die Magdeburger möchten im Moment aber noch, dass die Forscher zu ihnen kommen. Mit Archion hat das nichts zu tun, die würden gerne auch diese Kirchenbücher zeigen.

Für Enttäuschung gibt es also keinen Grund. Die Forscher haben es selbst in der Hand, in dem sie bei ihren Forschungsaufenthalten in den Archiven ein bisschen Werbung für Archion machen und so Nachfrage schaffen.

Gruß, Tonx
 
Da dieses Archiv also nicht bei Archion dabei ist, stellt es auch keine Digitalisate zur Verfügung...

Ich sehe das aus einem etwas anderen Blickwinkel. Wie kann es angehen, daß manche Länder in Europa in der Lage sind, dem Nutzer Kirchenbücher und Standesamtsregister kostenlos zur Verfügung zu stellen und EU Fördermittel zur Finanzierung der Digitalisierung zu nutzen, während die Kirchen in Deutschland (überwiegend) aus Steuergeldern finanziert werden, angeblich nicht über ausreichende Finanzmittel zur Digitalisierung verfügen, und dann auch noch Gebühren für den Zugriff auf ihre Archivmaterialien verlangen? Irgend was ist falsch an diesem Bild, oder?

-Uwe
 
Nur weil irgendwelche Länder Fördermittel bekommen haben, kann man das eben nicht verallgemeinern. Dafür hat Deutschland im Rahmen der Verteilerschlüssel sicher an anderen Stellen Fördermittel erhalten.

Gleichzeitig sehe ich die Kirchensteuer eher zweckbezogen und die Priorität der Kirchen sollte m. E. nicht für Archivarische Zwecke für uns Hobby-Genealogen dienen. Zumal ja die Zahl derer, die diese Steuer bezahlen, weiter sinken. Ich möchte gar nicht, dass mich diese "Einzahler" für mein Hobby finanzieren.
 
Ein Beispiel:
Die polnischen Staatsarchive stellen zahllose Kirchenbücher und Standesamtregister kostenlos zum Download bereit. Obwohl das Land der größte Nettoempfänger der EU ist, hat es dennoch finanzielle Mittel (EU Fördermittel) gefunden, die Digitalisierung der Dokumente voranzutreiben. Im Gegensatz dazu das reichste Land der EU. Standesamtsregister werden weggeschlossen und man kann nur gegen exorbitante Gebühren darauf zugreifen. Staatlich finanzierte Kirchen verlangen Geld für Kirchenbücher, die angesichts ihres Alters nicht mehr dem Urheberrecht unterliegen.

Ich bin übrigens gerne bereit, für die Dienstleistung Archions zu bezahlen (nach einem Jahrespaß bin ich derzeit gerade auf einem 3 Monats Paß). Ich verlange dafür allerdings auch Qualität. Das heißt, lesbare Kirchenbücher, eine gute Scan Qualität, farbige Scans und die Möglichkeit, eine Kirchenbuchseite vollständig herunterzuladen. Vieles davon liegt hier leider noch im argen.

-Uwe
 
Ein Beispiel:
Die polnischen Staatsarchive stellen zahllose Kirchenbücher und Standesamtregister kostenlos zum Download bereit. Obwohl das Land der größte Nettoempfänger der EU ist, hat es dennoch finanzielle Mittel (EU Fördermittel) gefunden, die Digitalisierung der Dokumente voranzutreiben.
Und genau das halte ich für ein klares Argument gegen derartige Fördermittel. Den Nutzen haben in erster Linie nicht Einwohner Polens, sondern Einwohner des (nicht ganz, aber fast) reichsten Landes der EU. Da das wir Familienforscher sind, sollten wir diese Förderung Polens lieber genießen und nicht durch lautes Fordern der Fördermittel für uns gefährden.

Standesamtsregister werden weggeschlossen und man kann nur gegen exorbitante Gebühren darauf zugreifen. Staatlich finanzierte Kirchen verlangen Geld für Kirchenbücher, die angesichts ihres Alters nicht mehr dem Urheberrecht unterliegen.

Mit dem Urheberrecht hat das nur am Rande zu tun. Man darf auch Gemälde oder etwa die Himmelsscheibe von Nebra in Museen und Einrichtungsgegenstände im Schloss Sanssouci nicht ungefragt fotografieren und/oder derartige Fotos gewerblich verwerten, obwohl auch da alle Fristen längst abgelaufen sind. Die Rechtsprechung muss einem da nicht gefallen, sie ist aber seit einigen Jahren eindeutig.

Ich bin übrigens gerne bereit, für die Dienstleistung Archions zu bezahlen (nach einem Jahrespaß bin ich derzeit gerade auf einem 3 Monats Paß). Ich verlange dafür allerdings auch Qualität. Das heißt, lesbare Kirchenbücher, eine gute Scan Qualität, farbige Scans und die Möglichkeit, eine Kirchenbuchseite vollständig herunterzuladen.
Dann sollte man die Dienstleistung, die einem nicht gefällt, auch nicht in Anspruch nehmen. Auch ein Museum wird die ausgestellten Bilder nicht umhängen oder anders beleuchten, nur weil mir das Arrangement nicht gefällt. Und kostenlos wird man mich auch nicht hineinlassen.

Vieles davon liegt hier leider noch im argen.
Das ist in der Tat richtig. Klar ist aber auch, dass für diesen Qualitätsgewinn sofort die Geschwindigkeit, mit der weitere Kirchenbücher eingestellt werden, auf das Tempo von Matricula zusammenbricht. Dort werden die katholischen Kirchenbücher in sehr guter Qualität zur Verfügung gestellt. Das bedeutet, pro Monat kommen etwa 5 bis 10 Kirchengemeinden dazu.

Auch dort forsche ich und genieße die Qualität, werde aber auf einige Kirchenbücher noch Jahrzehnte warten müssen. Wir leben in einem freien Land, in dem der Anbieter entscheidet, welche Features er anbietet. Und das finde ich gut so. Ich unterstütze LarryV2s Position.

Gruß, Tonx
 
Den Nutzen haben in erster Linie nicht Einwohner Polens, sondern Einwohner des (nicht ganz, aber fast) reichsten Landes der EU.
Bei Kirchenbüchern, Standesamtsregistern, historischen Dokumenten und Büchern handelt es sich um Kulturgut, das Polen kostenlos zur Verfügung stellt. Genau wie viele andere Länder in Europa auch. Deutschland ist da eher die unrühmliche Ausnahme.


Dann sollte man die Dienstleistung, die einem nicht gefällt, auch nicht in Anspruch nehmen.
Leichter gesagt, als getan. Ich lebe in den USA und bin auf das Angebot von Archion angewiesen.


...für diesen Qualitätsgewinn sofort die Geschwindigkeit, mit der weitere Kirchenbücher eingestellt werden, auf das Tempo von Matricula zusammenbricht.
Was hat die Farbtiefe eines Scans mit der Geschwindigkeit zu tun, mit der die Daten auf den Server geladen werden? Der einzige Nachteil von hochqualitativen Scans ist, daß die Ansprüche an die IT Infrastruktur höher werden.


...werde aber auf einige Kirchenbücher noch Jahrzehnte warten müssen.
Soviel Zeit habe ich nicht.


Wir leben in einem freien Land
Cool, ich auch... :)

-Uwe
 
Hallo phil59,

Bei Kirchenbüchern, Standesamtsregistern, historischen Dokumenten und Büchern handelt es sich um Kulturgut, das Polen kostenlos zur Verfügung stellt. Genau wie viele andere Länder in Europa auch. Deutschland ist da eher die unrühmliche Ausnahme.

Tja, bis vor einigen Jahren musste man für Urkunden aus polnischen Archiven pro Urkunde an die 20 US-Dollar (sic) zahlen und freute sich, sie überhaupt zu bekommen.

Die jetzigen Fördermittel werden insbesondere im Hinblick darauf gezahlt, dass Polen hier Kulturgut zur Verfügung stellt, welches innerhalb der EU mehr grenzüberschreitend als national genutzt wird, und dass zu einem sehr großen Anteil in einer Fremdsprache geschrieben ist. Aus recht naheliegenden Gründen werden hier die polnischen Bemühungen ausgerechnet vom Nettozahler Deutschland gerne und ohne großen Widerstand unterstützt (und finanziert). Es gibt gelegentlich selbst in der Politik Unterstützung für uns. Natürlich wird so auch die Kenntnis der deutschen Sprache in Polen verbreitet usw. usw., was natürlich politisch wünschenswert ist und auf anderen Wegen viel mehr Geld verschlingen würde.

Auch aus meiner Sicht ist es für die Familienforschung geradezu wichtiger, Archivunterlagen aus polnischen Archiven online zu stellen als deutsche, an die man leichter herankommt. Aus den USA ist dieser Aspekt natürlich zu vernachlässigen.

Die Motivation aus polnischer Sicht besteht natürlich in einer wunderbaren und auf diese Weise EU-finanzierten Tourismusförderung, denn so mancher Familienforscher kommt dann mitsamt Familie ins Land seiner Vorfahren und gibt das Geld doch aus. Und auch das finde ich legitim.

Da all das für Deutschland nicht gilt und man beispielsweise in Italien oder Großbritannien auch zahlen muss, sehe ich da keine unrühmliche Ausnahme. Auch Ancestry ist nicht kostenlos.

Dann sollte man die Dienstleistung, die einem nicht gefällt, auch nicht in Anspruch nehmen. - Leichter gesagt, als getan. Ich lebe in den USA und bin auf das Angebot von Archion angewiesen.
Dann sollte man das Angebot des Monopolisten akzeptieren. Wir brauchen für unsere Navis auch Satellitenunterstützung aus den USA. Hoffentlich bringt das Mr. Trump nicht auf neue Ideen für die Finanzierung seiner Mauer.

Was hat die Farbtiefe eines Scans mit der Geschwindigkeit zu tun, mit der die Daten auf den Server geladen werden? Der einzige Nachteil von hochqualitativen Scans ist, daß die Ansprüche an die IT Infrastruktur höher werden.
Es geht um Geld und Arbeitszeit. Offensichtlich sind die bei Matricula getroffenen Maßnahmen sehr kosten- und zeitintensiv, denn mit diesem Argument begründet Matricula die um rund eine Dimension langsamere Onlinestellung.

...werde aber auf einige Kirchenbücher noch Jahrzehnte warten müssen. - Soviel Zeit habe ich nicht..
. Eben, genau mein Reden. Man muss Prioritäten setzen. Und darum würde ich mich hier ausnahmsweise mal für Quantität vor Qualität entscheiden.

Wir leben in einem freien Land -
Cool, ich auch... :)
Ja, ich weiß. Deshalb habe ich es ja so zitiert. Kommt ursprünglich aus irgendeinem Western, ich glaube mit James Stewart. Da wird das ein halbes Dutzend mal verwendet.

Gruß, Tonx
 
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