Die Vorfahren des Friedrich Karl Hess aus Homberg (Efze)

Hallo zusammen,

ich bin schon lange auf der Suche nach den Vorfahren des Pflasteres Friederich Karl Hess, geboren am 06.07.1812 in Homberg (Efze). Als Mutter wird Friederike Haß oder Heß angegeben. Der Vater ist unbekannt.
Quelle: http://www.archion.de/p/ea9955fa8d/

Es ist aber interessant, dass bei den Konfirmationen im Jahr 1827 in Homberg ein Carl, Sohn des verstorbenen Jägers Christian Glöckner (geboren den 06.07.1812) angegeben wird.
Quelle: http://www.archion.de/p/31e8008718/

Zur Mutter Friederike Heß weiß ich, dass sie 1861 in Homberg ledig verstorben ist. Als Eltern werden der Sattler Friedrich Hess und dessen Ehefrau Margretha Elisabeth geborene Mebus/Möbus angegeben. Ort und Zeit der Geburt können aber nicht angegeben werden.
Quelle: http://www.archion.de/p/a2319de2e7/

Carl Hess hat 1839 in Raboldshausen Anna Margaretha Diebel geheiratet. Zu seinen Eltern werden angegeben: der verstorbene Sattler Friedrich Hess und dessen noch lebende Ehefrau Friederika geborene Klöckner.
Quelle: http://www.archion.de/p/aab7aee64a/

Friederich Karl Hess hat nach dem Tod seiner 1. Ehefrau wieder geheiratet:
1848 in Homberg mit Anna Barbara Biedemann. Er wird als Sohn der Friederike Heß angegeben.
Quelle: http://www.archion.de/p/9808c3d7bd/

In Homberg konnte ich zu Friedrich Hess nur seine Ehefrau finden:
Anna Margaretha geborene Mebus, verstorben am 05.04.1809 in Homberg, geboren ungefähr im Februar 1756.
Quelle: http://www.archion.de/p/83b7490835/

Zu den beiden konnte ich sonst nichts finden. Weder Geburten noch Hochzeit.

Ich finde diesen Fall sehr verwirrend. Vielleicht könnt ihr mir da weiterhelfen oder neue Hinweise finden?

Vielen Dank im Voraus

Noah Schmidt
 
Ich füge mal an, was ich auf die Schnelle finden konnte bzw. was mir aufgefallen ist:

Der Geburtseintrag 1812 lautet:

[Jul:] 9. Friederich Karl, der Friederike Heß [Haß?]
Tochter, unehl: Sohn
, nat: d: 6.
Morg: 7. Uhr.
Gev: Friederich Karl Krüger
Tuchmacher in Aschersleben.

Ich lese dort, Friederich Karl sei der uneheliche Sohn einer nicht genauer bezeichneten (= Name unbekannt) Tochter der Friederike Heß. Das mag ein Fehler des Pfarrers oder Missverständnis meinerseits sein, aber es sei an dieser Stelle zumindest erwähnt. Der Pate kommt aus Aschersleben, was nicht gerade um die Ecke liegt. Vielleicht lässt sich auch diese Spur verfolgen.
Quelle: http://www.archion.de/p/c6398d4285/

1806 lässt Friederica Susanna Philippina, Tochter des Sattlers Friedrich Hesse, in Homberg eine uneheliche Tochter auf den Namen Margaretha Elis: taufen. Gevatterin ist Friedrich Hesses Ehefrau Margaretha Elisab:
Quelle: http://www.archion.de/p/4a4baee8ce/

Es könnte sich hier um eine frühere Geburt von Friederich Karls Mutter handeln, was aber weiter verifiziert werden müsste, so wie alles andere auch. Was heißt in diesem Eintrag das Wort vor "Sattler"?

Den Nachnamen von Anna Barbara, die Friederich Karl 1848 heiratet, würde ich "Bindemann" statt Biedemann lesen.
Quelle: http://www.archion.de/p/c68efd2fcf/

Bindemann ist in der Region ein durchaus nicht ungeläufiger Name, Biedemann hingegen scheint (heute) auch deutschlandweit vergleichsweise selten. Siehe dazu die Namensverbreitungskarten unter: https://legacy.stoepel.net/de?name=Bindemann u. https://legacy.stoepel.net/de?name=Biedemann

Im Hessischen Staatsarchiv Marburg liegt eine Akte "Gesuch des Carl Hesse zu Homberg um Aufnahme zum Beisitzer und um Aufnahme seiner Verlobten", 1839 (HStAM Bestand 330 Homberg Nr. C 3845)
Siehe: https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v6455141

Es könnte sich um den Gesuchten handeln. Vielleicht findet man dort ja noch mehr (Vormundschaftsakten, Testamente..).

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Wenn nicht Zufall oder Schwarmintelligenz auf die richtige Spur führen, müssen vermutlich viele Seiten in umliegenden, ggf. auch weiter entfernten Orten gewälzt werden. Ich bin gespannt, ob sich diese "Nuss knacken" lässt und drücke die Daumen!
 
Bei den Konfirmationen 1821 in Homberg findet sich eine Magaretha Elisabeth, Tochter des Jägers Peter Glöckner, geboren am 08.12.1806 (das gleiche Geburtsdatum).
Quelle: http://www.archion.de/p/56db9a58d4/

Das kann doch kein Zufall sein. Nun haben wir zwei Jäger: Peter Glöckner und Christian Glöckner. Vielleicht waren das sogar Brüder (oder irgemdwie verwandt). Diese beiden Jäger konnte ich in Homberg jedoch nicht finden. Die Suche geht weiter...
 
Im Hessischen Staatsarchiv Marburg liegt noch eine weitere Akte zu einem Carl Hess zu Homberg:
HStAM Bestand 330 Homberg Nr. C 3865:

Gesuch des Carl Hess zu Homberg um Erteilung einer Erwerbsfähigkeitsbescheinigung zu seiner Wiederverheiratung
Laufzeit: 1845-1846
Quelle: https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v6455082&icomefrom=search

Ich habe soeben zwei Reproduktionsaufträge an das Hessische Staatsarchiv Marburg gestellt. Mit der zusätzlichen Bitte nach weiteren möglicherweise vorhandenen Akten zum Karl Hess, seiner Mutter Friderika Hess, seinen Großeltern Friedrich Hess und Margretha Elisabeth Mebus sowie den beiden Jägern Christian und Peter Glöckner zu suchen.
 
Die gewünschten Digitalisate sind eingetroffen. Ich habe schon
mal den ersten Teil transkribiert.

HStAM Bestand 330 Homberg Nr. C 3845
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Bild 1

Stadt Homberg

Acta
das Gesuch des Taglöhners Carl Hesse zu Hom-
berg um Aufnahme zum Beisitzer und
um Aufnahme seiner Verlobten Margaretha
Diebel aus Raboldshausen.

1839
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Bild 2

Protokoll

das Gesuch des Taglöhners Carl Hess genannt
Glöckner zu Homberg um Aufnahme zum
Beisitzer und um Aufnahme seiner
Verlobten Margaretha Diebel aus Rabolds-
hausen betreffend.

Geschehen Homberg am 12ten März 1839

Erscheint vorgenannter Carl
Hesse von hier und trägt
vor: Er sey der Sohn der
Wittwe Hesse dahier - 27 Jahre
alt, und als Taglöhner
sich ernährend. Er beab-
sichtige jetzt, nachdem er
seinen Abschied von dem
katholischen Jäger Batail-
lon, wobei er 5 Jahre
gedient, erhalten, sich zu
verheirathen und zwar mit
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Bild 3

mit der Margaretha Diebel
aus Raboldshausen, die
bereits in Unpflichten von
ihm beschwängert. Ehe aber
seine Heirath vollzogen
werden könne, sei seine
Aufnahme als Beisitzer
nach Homberg, so wie die
seiner Braut erforderlich
ebenso auch eine Erwerbs-
fähigkeitsbescheiniung
für ihn.

Da er nun körperlich gesund
und also als Taglöhner
eine Familie zu ernähren
im Stande sey, da er fer-
ner die Verpflichtung habe
seine lahme Mutter zu
ernähren dieser Verpflich-
tung aber in verheirathetem
Stande besser nachkommen könne
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Bild 4

könne, so wolle er hier-
mit, ihn zum Beisitzer
aufzunehmen und die
Erwerbsfähigkeitsbe-
scheinigung als Taglöhner
zu ertheilen, bitten.
Seine vorerwähnte Braut
habe seit 7 Jahren hier
in Homberg gedient, und
sich nach den in Händen
habenden Bescheinigungen
stets treu und redlich
betragen, so daß er
völlig überzeugt sey
daß er mit derselben
eine gute Parthie treffe.
Sie habe auch neben einen
[? Ans/Aus...] einiges Vermögen.
Er bitte daher auch seine
Braut gegen des üblichen
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Bild 5

Einzugsgeld aufzunehmen.

v.u.g. Carl Hess
Beglaubigt Winter

##

Wird die Aufnahme des Hesse zum Beisitzer
sowohl als der seine Braut gegen
das übliche Einzugsgeld genehmigt
und die Ertheilung einer Erwerbs-
fähigkeitsbescheinidung als Taglöhner
verfügt.

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Bild 6

Ich bin seit Juni d. J. Wittwer, habe
noch 3 Kinder, von denen das
älteste 9 Jahre alt ist. Zu deren
Verpflegung und gar Besorgung
meines Haushaltes bedarf ich
weiblicher Hülfe, weshalb ich
mich entschlossen habe mich wieder
zu verheirathen und zwar mit
der Elisabeth Hellmuth, Tochter
des verstorbenen Pflasterers
Christoph Hellmuth.
Zu diesem [Behäfe?] bitte ich um
Ertheilung einer Erwerbsfähigkeits-
bescheinigung.

V.g.w. Carl Hess

Homberg am 14. November 1859

Vorgelegt in heutiger Sitzung des
Stadtrathes in welcher sämtliche
Mitglieder gegenwärtig waren
und es erfolgte Beschluß
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Bild 7

Beschluß
Die Erwerbsfähigkeit soll bescheinigt werden.
 
Hier noch der zweite Teil. Manche Teile waren schwierig zu lesen.

HStaM 330 Homberg Nr. C 3865
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Bild 1

Stadt Homberg

Acta
das Gesuch des Carl Heß aus Homberg
um Ertheilung einer Erwerbsfähigkeits-
bescheinigung zu seiner Wiederverheirath-
ung [...?].

1856 - 46
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Bild 2

Hochverehrlichem Stadtrat

der Pflasterer Carl Hess Auf das Gesuch stehet nicht
von hier bittet unter- einzugehen
thänig: in [...] 20/11 45
Winter
um Ertheilung einer
Erwerbsfähigkeits-
bescheinigung zur
Heyrath und Aufnah-
me seiner verlobten
Braut als Gemeinde-
angehörige.

wie Inhalt

Wie es dem hochverehrlichen Stadt-
rath hinlänglich bekannt, wurde
meine Ehefrau nach einem mehr-
monatlichen schweren Leiden mir
durch den Tod entrissen und hin-
ter-
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Bild 3

terlies mir noch drey unmündige, noch
ganz unversorgte Kinder.

Als Vater ist es meine Pflicht
alles aufzubieten dieselben in Nah-
rung, den notdürftigen Kleidern
und Schu, so wie in Wäsche und Rei-
nigung zu erhalten; wo auch dazu
nach meiner Frauen Tod meine Mut-
ter sich bereitwillig fand mir alle mögli-
che Hülfe zu leisten.

Durch die zunehmende Altersschwäche der-
selben und durch die immer eintreten-
den Krankheitsübel ist es ohnmöglich
geworden mir die erforderliche Hülfe
leisten zu können, und ich muß des-
halben jetzt theilweise auch alle mögliche
Hülfe und Unterstützung leisten.
Durch dies Verhältniß, daß ich
dadurch von meinen Arbeiten abge-
halten werde und meine Haushalts-
umstände sich dennoch verschlimmern, ha-
be ich den Entschluß gefaßt zu einer wei-
tern
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Bild 4

tern Heyrath zu schreiten, zu welchem
Ende ich mich mit Margretha Weinhold
von Oberngeiss, wodurch ich glaube mei-
ne häusliche Umstände zu verbessern,
ehlich verlobt.

Der hochverehrliche Stadtrath wel-
cher hierzu mir die nöthige Erwerb-
fähigkeitsbescheinigung und Genehmigung
der Aufnahme meiner Braut zu er-
theilen hat, wolle geneigst meine
sehr misliche Lage berücksichtigen
und mir die Genehmigung so wie
die erforderliche Bescheinigung gnä-
digst ertheilen.

Ich verharre in steten Gehorsam
und dem hochverehrlichen Stadtrath

einer gnadigen Willfahrung
meiner Bitte.

Homberg der gehorsamste
d 19t Novb 1845 Carl Hess
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Bild 5

Hochverehrlichem Stadtrath!

an
den hochverehrlichen Stadt-
rath der Stadt Homberg dahier Wird in den früheren Be-
schluß verwiesen
Der Pflasterer Carl in [...] 4/12 45
Hess dahier stellt wi- Winter
derholt seine sehr trau-
rige häusliche Lage vor
und bittet unterthänig:
ihm die erforderliche
Erwerbfähigkeitsbe-
scheinigung zu er-
theilen und seine
Braut gegen das
gebührende Einzugs-
geld als Gemeindean-
gehörige aufzuneh-
men.

Durch die dringenste Lage meiner häus-
lichen Umstände, daß ich jetzt ohne alle
Hülfe die Verpflegung und die Reinigung
meiner noch ganz unmündigen Kinder
nicht zu erlangen vermag, und ich selbst keine
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Bild 6

keine Nahrung erlangen kann wenn
ich von der sauersten Tagearbeit des
Mittags oder Abends nachhause komme,
so wie daß meine Mutter welche
gegenwärtig nichts mehr verrichten
kann, ohne Wäsche und Reinigung sein
müssen und ich selbst dieser Hülfe drin-
gend bedarf; gibt mir die dringen-
ste Veranlassung den hochverehrlichen
Stadtrath um Ertheilung einer Erwerb-
fähigkeitsbescheinigung und Aufnahme
meiner verlobten Braut zu bitten.

Da ich nun auch der Ueberzeigung ge-
wiß daß der hochverehrliche Stadtrath
meine hier vorgestellte häusliche La-
ge erwägen und berücksichtigen wer-
de, zumal wenn ich hier noch wider-
holen muß: daß ich als Vater meine
noch ganz unmündigen Kinder alle Be-
dürfnisse käm meine Familie durch [...
...] Händearbeit erringen muß und
so auch meine Mutter, die jetzt durch Krank-
heitsumstände und Altersschwäche der
dringenste
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Bild 7

dringenste Verpflegung bedarf, dieselbe
noch zu ernähren habe, daß ich sozusagen
gezwungen zu einer Heyrath schreiten muß.
Da ich nun auch einiges Vermögen
erhalte meine häuslichen Angelegenheiten
zu verbessern, so richte ich die wider-
holte Bitte an den hochverehrlichen Stadt
rath:

mir doch die Erwerbsfähigkeits-
bescheinigung in möglichster
Kürze gütigst ertheilen zu wol-
len und meine Braut gegen
das gesetzliche Einzugsgeld auf-
zunehmen.

Ich verharre in gehorsamster Verehrung
dem hochverehrlichen Stadtrat

Homb, d 2t Decb 1845 gehorsamster [...]
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Bild 8

An
kurfürstliche Regierung der Provinz Niederhessen


zu W 121 6. Pr. vom 17 Januar 1846

Der Bürgermeister zu Homberg
berichtet über die Beschwerde
des Pflasterers Carl Heß
daselbst wegen der vom
Stadtrathe verweigerten
Ertheilung einer Er-
werbsfähigkeitsbescheinigung
behufs seiner
Verheirathung.

Indem ich die mir mit
hohem [...] vom 17 d.
M. zugeforlegte Beschwerde
[...] wieder vorlag
berichte ich gehorsamst
die Angaben in der vorliegenden
Beschwerde beruhen nur in-
soweit auf Wahrheit, daß
der Stadtrath dahier das
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Bild 9

Gesuch des Heß um Ertheilung
einer Erwerbfähigkeitsbe-
scheinigung zu seiner Verhei-
rathung mit der Martha
Winkhold aus Obergeis, zurück-
gewiesen hat. Das Uebrige
ist unwahr und bedarf
deshalb keiner Erläuterung.
Die Gründe welche den Stadtrath
zur Abweisung des Gesuchs
veranlaßt haben, führe ich
hier kurz an. Heß hat
ein bestimmtes Gewerbe nicht
erlernt, sondern er [suchte?] sich
mit Taglohnen zu ernähren
seit einiger Zeit aber ist
er als Geselle bei einigen
Pflasterern dahier in Ar-
beit gewesen, ohne daß er
je selbstständig gearbeitet
hat. Zu seiner ersten Ver-
heirathung wurde ihm vom
Stadtrathe die Erwerbsfähigkeitsbe-
scheinigung
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Bild 9

bescheinigung als Taglöhner
ertheilt indem [...?] von
ihm da er körperlich gesund
war, die Hoffnung [sagte?], daß
er bei * Fleiß in Stande seyn * anhaltenden
werde, seine Familie nothdürf-
tig zu ernähren. In den ersten
Jahren seiner Ehe ging es auch
so ziemlich mit ihm, wenn er
auch nie mehr verdiente als
zum nothdürftigsten Unterhalte
nöthig war. Nachdem
sich aber seine Familie mit
Kindern vermehrt hatte
und seine Frau krank wurde
in Folge dessen sie starb,
befand er sich in äußerster
Noth. Neben vieler Unter-
stützung die ihm von den
[milden Stiftungen?] sowohl
als von privaten zu Theil
wurde, war es ihm * nicht mög- * doch
lich * das Geringste zu verdienen. * sich aufrecht zu erhalten
[Wird?] namentlich in [...ort ...?] da er selbst außer
da Verdienste für Taglöhner Stande war
bei
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Bild 10

bei der zu großen Conkurrenz
äußerst gering sind. Es
ist daher die Bestattung seiner
ersten Frau beinah ganz auf
Kosten der Armenkasse geschehen.
Und die Kinder sind durch [milde?]
Gaben gepflegt und bekleidet
worden.
Jetzt nach Verlauf von
kaum 10 Moanten beabsichtigt
derselbe sich wieder zu ver-
heirathen und zwar mit einer
Person die viel älter ist
als er, die kein Vermögen
wohl aber bereits ein
uneheliches Kind hat, das sie
ihm mit in die Ehe bringen
würde, auch soll sie jetzt
schon wieder schwanger sein.
Durch diese Verhältnisse hat der
Stadtrath die volle Ueber-
zeugung daß Heß durch
diese seine Heirath eher seinen
völligen Untergang herbei-
führen als irgendwie eine
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Bild 11

Erleichterung seines Haushalts-
wohnes herbei führen würde.
Daher ist ihm auch von mir
mündlich aus [...derge-
setzt] worden, und [...
...?] ist es, dass
er von seinem Vorhaben
nicht abgehet. Er sagt in
seiner Beschwerde schriftl selbst
daß so lange keine Hauskränge
und Krankheiten in seiner
Familie eingetreten er nie-
mals der Stadt zur Last
gefallen sey. Allein diese
Hauskränge und Krankheiten
sind bei ihm wirklich schon
eingetreten, und sollte
er sein Vorhaben durchsetzen
werden sie auch [...?]
nicht ausbleiben, da ihm
alle Mittel fehlen und
bei [irgend?] seinen Kranksein
oder einer anderen Verhinderung
seine Familie nur die kärgste
Zeit
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Bild 12

Zeit zu ernähren. Es ist
daher mit Sicherheit zu
erwarten, daß er später
noch mehr der Stadt zur
Last fallen wird.

Übrigens wohnt er
jetzt mit seiner Mutter
zusammen, da [...?]
auch etwas schwach die Pflege
seiner Kinder ebenso gut
besorgen kann, als seine
Braut in [dermaligen?]
demnächst selbst [...?]
Umständen.

Da also hiernach der Stadtrath
außer Stande ist dem Carl
Heß nach Ueberzeugung
die erbetene Erwerbsfähig-
keitsbescheinigung zu ertheilen,
trage ich gehorsamst auf
Zurückweisung der vor-
liegenden Beschwerde an.
Homberg d 10/2 46
der Bürgermeister
[Becker?]
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Bild 13

Auszug aus dem Protokolle

Kurfürstlicher Regierung der Provinz Niederhessen.

Kassel, den 7ten März 1846

Nr 465 [...?] der Bürgermeister zu Homberg
berichtet über die Beschwerde des Pflasterers
Carl Heß daselbst wegen der vom Stadtrathe
verweigerten Ertheilung einer Erwerbs-
fähigkeitsbescheinigung behufs seiner Verhei-
rathung.

Beschluß. In [Be...?],
daß der Verdienst der Taglöhner in Hom-
berg bei der großen Concurrenz [...ntlich]
im Winter äußerst gering ist,
daß der Beschwerdeführer daher wäh-
rend der Dauer seiner ersten Ehe in [A...lange?]
nur den nothdürftigsten Unterhalt sich zu
erwerben im Stande war, und einige Erspar-
nisse für Fälle der Noth zu machen nicht
vermacht hat, als sich aber seine Familie
mit drei Kindern vermehrt hatte, und seine Frau


An den Bürgermeister zu Homberg
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Bild 14

Frau mit einer Krankheit befallen war, in die
äußerste Noth gerathen ist, so daß er unge-
achtet der Unterstützung von privaten und
aus milden [Stiftungen?] sich nicht hat
erhalten können, die Bestattung seiner ersten
Ehefrau sonst ganz auf Kosten der Ar-
menkasse hat geschehen müssen, und die
Kinder durch milde Gaben gepflegt und
bekleidet worden sind.

Daß dieser umso weniger zu [erwarten?]
[steht?] der Beschwerdeführer werde in
der beabsichtigten zweiten Ehe ohne Unter-
stützung sich durchzubringen in Stand sein,
als seine Braut übel [be...lingt?] ist, und ein
uneheliches Kind mit in die Ehe bringen
würde;
wird die Beschwerde zurückgewiesen wo-
nach der Bürgermeister zu Homberg den
Beschwerdeführer zu bescheiden hat.

Homberg d 16 März 1846
Auf Vorladung erscheint Carl Heß
von hier und wurde demselben
vorstehender Beschluß vorgelesen.
[...] Winter


Ich finde diese alten Protokolle schon sehr interessant, da sie ein tieferes Verständnis für die Umstände der Menschen in der damaligen Zeit vermitteln. Leider finden sich keine weiteren Informationen darüber, woher die Familie Hess ursprünglich kam. Mir wurde vom Archiv auch mitgeteilt, dass keine weiteren Dokumente über Hess gefunden werden konnten. Damit befinden wir uns in einer Sackgasse. Ich habe auch schon umliegende Ortsschaften abgesucht, konnte aber nichts finden. Vielleicht werde ich irgendwann zufällig draufstoßen.
 
Das ist wirklich sehr spannend zu lesen. Vielen Dank für die Mühe und fürs Teilen. Vielleicht öffnet sich ja doch noch irgendwann ein Weg.
 
Ich habe noch etwas zur vermutlichen Halbschwester des Carl Hess gefunden:

Margaretha Elisabeth Hess (*08.12.1806 Homberg) hat am 06.10.1831 in Raboldshausen Ludwig Carl Schuch geheiratet. Als Mutter wird Friederike Susanne Phillipine Hesse aus Homberg angegeben.
Quelle: https://www.archion.de/p/20ddea365f/

Am 04.03.1832 wird sie angegeben als Elisabeth geborene Hesse (durchgestrichen) Klöckner. Seit dem wird sie nur noch als geborene Klöckner angegeben.
Quelle: https://www.archion.de/p/611d9600ad/

Die Großmutter Friederika Philippina Klöckner ist am 16.07.1836 Taufpatin in Raboldshausen.
Quelle: https://www.archion.de/p/f19ecdbe67/

Die Familie ist im November 1848 nach Amerika ausgewandert. Margaretha Elisabeth Schuch ist am 25.12.1884 in Cincinnati verstorben.
Quelle: https://de.findagrave.com/memorial/79035374/elizabeth-schuch

Ich habe doch noch etwas im Archiv gefunden:

HStAM Bestand 330 Homberg Nr. C 6861
Führungs und Vermögensverhältnisse von Einwohnern Hombergs
Laufzeit: 1830-1833
Carl Glöckner, 1833
Quelle: https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v894749&icomefrom=search

Könnte es sich dabei um den Carl Hess handeln? Er wurde ja auch Glöckner genannt.
Scheint so als müsste ich das Archiv nochmal anschreiben. 😄
 
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