Bedeutung von "In der Stille"

Guten Abend,
was ist der Hintergrund, wenn der Pfarrer "In der Stille" im KB bei dem Begräbnis vermerkt?

Keine Trauergemeinde? Kein "kirchliches" Begräbnis?

Danke!
 
Da gibt es sicher verschiedene Versionen: ohne Trauergemeinde, nur engste Familienangehörige, nur die Eltern, unter dem fünf-Uhr-Geläute der Kirche oder auch ohne Geläute.Und auch ohne eine Predigt durch den Pfarrer, nur mit einem Gebet. So kenne ich das aus Hessen.

Vielleicht wissen andere Forscher weiteres ?
 
Hallo,
ich kenne es es noch so das man für des Geläute extra zahlen musste,
wer nichts zahle konnte , kein Geläut.

Sven
 
das kommt auch auf die Region an, wo dies statfand.

Wie schon angemerkt kostete es verschiedene Gebüren:
Läuten der großen Glocke, Läuten der kleinen oder mittleren Glocke kostete unterschiedlich. Genauso war es mit der Predigt: das günstigste war, wenn es nur ein kurzes Gebet gab, ein sogenanntes Sermon oder 1/4 Leiche(npredigt) kostete weniger als z.B. eine halbe Leiche(npredigt) oder ganze Leiche(npredigt).
Dazu spielte der Schulmeister auf der Orgel zur Begleitung der bestellten Lieder (in den Gebühren der Leichenpredigt enthalten), sofern keine Extrawünsche da waren. Auch ein selbsterwählter Leichen Text kostete noch mals einige Pfennige extra.
Neben dem Orgelspiel des Schulmeisters gab es auch die Möglichkeit, dass dieser ein Solo sang, dass die sogenannten Choradstanten bei der Beerdigung ein Lied sangen. Am häufigsten wurden die Schulkinder zum Singen bestellt.

Wenn also jemand "in der Stille" begraben wurde, dann gab es kein Glockengeläute, keinen Gesang, kein Orgelspielen und auch keine Predigt, höchstens ein kurzes stilles Gebet.

Sowas wurde in der kirchlichen Oberbehörde festgelegt, manchmal finden sich solche Verordnungen in den Pfarrchroniken
 
Es kommt auch auf die Zeit an. So habe ich in Kirchenbüchern in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges auch schon gefunden, dass in der Stille begraben wurde, um niemand auf den Ort aufmerksam zu machen, wenn die Glocken geläutet hätten.
Auch bei Selbstmord wurde in der Stille begraben.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Hilfreich für eine Beurteilung wäre der Eintrag, also wann und wo die Beerdigung stattfand.

Grüße
Eva
 
"In der Stille" haben manche Pastoren schon deswegen eingetragen, um zu vermerken, dass ihnen bei der Gelegenheit Geld entgangen ist. Die Stolgebühren machten einen nicht unerheblichen Teil des Einkommens der Pfarrer aus. Für eine Predigt am Grab, eventuell noch mit Lebenslauf, waren die Gebührensätze höher als für die einfache Aussegnung. Mancherorts musste das "In der Stille" vom kirchlichen Konsistorium extra genehmigt werden, was dann im Sterbeeintrag entsprechend vermerkt wurde. Man kann sich vorstellen, dass so eine Beisetzung "light" gerade in weniger wohlhabenden Familien durchaus begehrt war.
 
Und noch einen, diesmal diskriminierend, zwar nicht "in der Stille" aber offensichtlich still:

"Abendmahlsverächterin in der Nacht ohne Gesang, begraben vid. 1734 Nr. 39", so ein Hinweis hier:

Bayern: Landeskirchliches Archiv der Evang.-Luth. Kirche > Dekanat Hersbruck > Lauf a.d.Pegnitz > Bestattungen 1729-1760, Aufnahme 214
http://www.archion.de/p/599a3b261b/
 
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