Abkürzungen im Sterberegister Kirchenbuch Aegidienkirche Hannover 1812


In der vorletzten Spalte "liegt begraben" finden sich 2 Abkürzungen, die (wenn lateinische Schrift) SN und SG heißen. Ist das für Stadtfriedhof Neustädter Kirche und Stadtfriedhof Gartenkirche, oder lese ich das ganz falsch?

In der letzten Spalte "hat begl." geht es um Geld: was ist das für eine Einheit? Ich lese daraus "p", auf früheren Seiten auch mal "puls", der Betrag ist 1 oder 1/2. Außerdem gibt es in der Spalte ppD (per p... Dei?) und auf vorigen Seiten auch "gratis" (zumindest das ist mir verständlich)

Dank für jede Hilfe,
Karsten
 
Zum 2. Punkt:
Die Münzeinheit wird wohl "" sein (und nicht p): Westphälischer Franc (im Jahr 1812 die offizielle Währung).
ppD = per procuratore Delegati (durch den Stellvertreter des Delegierten), also nicht den offizellen Pastoren, sondern einen Vertreter (der dann anscheinend auch die Gebühr kassiert hat).

Machmal scheint die KI zu helfen...
Karsten
 
zum Punkt 2:

Da das identische Zeichen "p" auch bereits etliche Jahre vor 1803, als keine französische Besetzung von Hannover vorlag, genutzt wird, ist es m.E. auch möglich, daß es sich hierbei überhaupt nicht um eine Münzeinheit handelt.

Vielmehr könnte hier festgehalten worden sein, für welche Anzahl von Pulsen [Glockenschlägen] gezahlt wurde.


 
Pulse für Glockenschläge ist eine gute Idee, aber was ist dann 1/2 p?

hier stehen "ppD" und "gratis" unmittelbar untereinander (das macht keinen Sinn, wenn es das gleiche wäre).

Merkwürdig.
 
Pulse für Glockenschläge ist eine gute Idee, aber was ist dann 1/2 p?

Das ist durchaus kein Widerspruch.

1 Puls ist nicht identisch mit 1(!) Glockenschlag.
Vielmehr besteht er aus mehreren Glockenschlägen und definiert sich häufig über die Zeitdauer des Läutens.

siehe z.B. hier in einer Läuteordnung der evang. Kirche Hessens von 1902


….oder eine jüngere Läuteordnung, die auch in der evang. Landeskirche Hannovers Anwendung findet


Nochmals: das Alles ausschließlich unter der ausdrücklichen Prämisse, dass das „kleine p“ überhaupt für „Puls / Pulse“ steht.
Meines Erachtens liegt es jedoch im Bereich des Möglichen.
 
hier stehen "ppD" und "gratis" unmittelbar untereinander (das macht keinen Sinn, wenn es das gleiche wäre).

Das Ergebnis ist sicherlich das selbe, es wird nichts bezahlt, der Anlass für die Kostenfreiheit könnte aber ein anderer sein. Propter Deum bezieht sich sicherlich auf Arme. Die angeführten Personen, die in den Genuss der Gratisbestattung kommen, sind der Sohn des Küsters und ein Seminarist, bzw. hier noch eine Pastorentochter: https://www.archion.de/p/4aaaecd45e/


Pulse für Glockenschläge ist eine gute Idee, aber was ist dann 1/2 p?

"Einen halben Puls läuten lassen" gab es mindestens als Redewendung:

 
"einen halben Puls läuten" bedeutet lt. unserem langjährigen Küster z.B. bei einer Totenglocke, daß man den Schlegel -mit zeitlichen Pausen zwischen den einzelnen Schlägen- nur an einer Wand der Glocke anschlagen läßt

Weist also auf die "geringst mögliche" Art der Verläutung hin.
 
"einen halben Puls läuten" bedeutet lt. unserem langjährigen Küster z.B. bei einer Totenglocke, daß man den Schlegel -mit zeitlichen Pausen zwischen den einzelnen Schlägen- nur an einer Wand der Glocke anschlagen läßt

Weist also auf die "geringst mögliche" Art der Verläutung hin.

ich zitiere hierzu mal aus Ihrem weiter oben geposteten Link zur Läuteordnung:

2.2 Beim Halbzugläuten wird die Glocke so schwach bewegt, daß der Klöppel ruhig hängen bleibt und nur eine Wandung gegen ihn schlägt. Die Anschlaggeschwindigkeit wird halbiert, und die Glocke klingt leiser. Das ist nur beim Handläuten möglich. Das Halbzugläuten wird auch Kleppen (Klempen, Glempen, Glemmen) genannt und als Trauergeläut verwandt.
 
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