Zivilstandsregister


Die Geburt eines Kindes wird angezeigt, der Vater heißt Schlüter. Die Angaben vor seinem Namen kann ich nicht alle lesen und brauche Hilfe.
Er ist Brinksitzer (?) und ... ???

Danke!
 
Ich fang mal an:

Vor mir Johann Ernst West, dem
Prediger und Civilbeamten (Civil ist durchgestrichen?) , des
Kirchspiels und Cantons Hille/Mille(?) , im
W... im
Jahre eintausendund...
... , den vierten August
Nachmittag Vier Uhr, der Brink
sitzer und ..., wie Nro. 73:
Johann Diederich Schlüter aus
Hille, alt siebenundzwanzig Jahre,
 
Cantons Hille, im
Weser... (?)

Der gute Mann benutzt scheinbar immer eine bestimmte Formel am Anfang, die den Ort näher beschreibt - vielleicht kann man es aus den anderen Anzeigen rückschliessen. Ich kenne mich in der Gegend so überhaupt nicht aus.
 
Obwohl danach überhaupt nicht gefragt war, "als kleine Lesehilfe" ;)

Vor mir, Johann Ernst Wex, dem
Prediger und Civil Beamten, des
Kirchspiels und Cantons Hille, im
Weserdepartement, erschien im
Jahre eintausend achthundert
und acht, den vierten August
Nachmittags Vier Uhr, der Brink-
sitzer und ............., von Nro. 75
....


Der Wortlaut der Texte im Zivilstandsregister unter der napoleonischen Zeit war standardisiert / vorgeschrieben. Somit, ja, immer die identische "Formel".

@Mimi Falls von zusätzlichem Interesse https://de.wikipedia.org/wiki/Königreich_Westphalen
 
Vielen Dank für den Link. Mir kam der formelle Text bekannt vor aus den Zivilstandsunterlagen aus dem Elsass - als ich in der Familie meines Partners forschte. Die Schweizer benutzen auch heute noch das Wort Kanton für Bundesland.
Meine eigene Familie finde ich um Königsberg oder Schleswig-Holstein. Westphalen kam bislang noch nicht vor.

Jetzt fehlt immer noch das eine Wort: Brinksitzer und ...
Chordanz / Kordanz gibt keinen Sinn.
oder ist der Anfangsbuchstabe ein X?
 
Ah! Ein Pferdearzt.
Dann stimmt, was mir erzählt wurde. Nur hätte ich das nie daraus gelesen.
Er war allerdings Bauer. Und einen "richtigen" Tierarzt wird es damals wahrscheinlich nicht gegeben haben. Vor allem nicht auf dem Dorf, wo es vielleicht noch nicht mal einen Arzt für Menschen gab, vom Feldscher, Bader oder Chirurgus mal abgesehen.

Also eher sowas wie Tamme Hanken?
 
Der im Feld und auf der Reise geschwind heilende Pferdearzt
Johann Baptist von Sind
1766



Der erfahren Haus-Pferdearzt: Oder Darstellung aller innerlichen und äußerlichen Pferdekranckheiten und gründlicher Unterricht, sie zu erkennen, zu verhüten und zu heilen
Heinrich Möller
1832



Simplicissimus, der deutsche Pferdearzt
1847



Die vorstehende, sehr kleine Auswahl an Publikationen zu diesem Thema mag aufzeigen, daß es weder der hier infragestehende Beruf aus dem Bereich der Tiermedizin, aber eben auch nicht derjenige eines Handwerkschirurgen (auch darüber gibt es wunderbare historische Literatur; die exemplarisch aufgeführten Berufsstände gehören dazu) verdient, in den Bereich der Banalität / der Bedeutungslosigkeit gezogen zu werden.

Ohne die Kenntnisse dieser "Handwerksmediziner" wäre das, was vielfach als "richtiger Arzt" bezeichnet wird, niemals entstanden.

"Handwerksmediziner" konnten in der überwiegenden Mehrheit z.B. weder im 16., im 17. noch im 18. Jahrhundert genügend Einkommen erwirtschaften, um daraus allein ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Also übten sie, übrigens genauso wie z.B. Pfarrer, meist einen zusätzlichen Beruf aus.
 
Zurück
Oben