Wer ist der Vater der Braut? Hochzeit am Dienstag?

Hallo,

bei diesem Trauungseintrag (http://www.archion.de/p/d7df49da91/) verstehe ich die Beschreibung bei der Braut nicht.

Ich habe folgendes entziffert:
"Ludwig Leonhard, des ehrsamen Mathias Scherzers, Bürgers u. allhir Webermeisters lediger Sohn, gleichfalls ein Webermeister und Ordinari Bothe nach Nürnberg wurde proclamatione trina per Dom: Trinit VIII, IX, X (= 7.8.1768), peracta (= durchgeführt/abgeschlossen) den dienstag (= 9.8.1768) mit einer Hochzeit Predigt über ..73 vers ult. copulirt
mit
Anna Barbara, des ehrs. weyland Georg Leonhardt Förtners hießigen Unterthanens aus dem Bauernhof hinterlassene rechte u. Niclaus ... daselbst Stieftochter ledigen Standes."

Ist Georg L. Förtner der Stiefvater von Anna Barbara? Was heißt allerdings der Teil mit "Niclaus..."?

Außerdem wundert mich, dass die Proclamation immer am Sonntag war, die Hochzeit aber dann am Dienstag darauf. Ich lese das, aber das passt nicht zu meiner Erwartung eines Hochzeitstages.

Vielen Dank für eure Hilfe!
Frank
 
Ah, dann könnte es "Georg Leonhardt Förtners .. hinterlassene rechte (Tochter) und Niclaus ... daselbst Stieftochter" heißen. Dann macht das "rechte" auch Sinn, wenn man in Gedanken noch ein "Tochter" ergänzt.

Danke Angelika :D

Viele Grüße,
Frank
 
... und es müsste auch "auf dem Bauernhof hinterlassene rechte (Tochter) heißen", nicht aus dem Bauernhof.
 
Zur Frage der Dienstagshochzeit gab es hier im Forum schon mal einen guten Beitrag, den ich nachstehend zitiere. Bezog sich auf Württemberg (gleichzeitig auch mein fast ausschließliches Haupt-Forschungsgebiet), wird aber in anderen Gebieten ähnlich gewesen sein.
Der unten zitierte Beitrag stammt aus folgendem Thema:
https://www.archion.de/de/forum/?tx...=Topic&cHash=c3c7255389b8364fa35b571cf99d763b

Proklamationen fanden üblicherweise innerhalb des Gottesdienstes statt - daher: Sonntags.

Gruß,
Michael

51070 schrieb:
Hallo zusammen,
da geht es ja eindeutig um zwei verschiedene Trauungen. Einmal die am 20. Mai an einem üblichen Wochentag für eine rechtschaffene Trauung.
Die Trauung am 8. Mai wird als "NB" eingefügt, weil sie u.a. nicht chronologisch eingetragen werden konnte. Es ist keine NB zur vorhergehenden Trauung.

Hier mal eine Info aus "Von Amtsstuben, Backhäusern und Jahrmärkten" von Angelika Bischoff-Luithlen (das bezieht sich auf Württemberg!)

Dienstagshochzeit
Der Dienstag galt als angemessener Wochentag für „rechte Leut“. Frühere Forschungen bemühen in diesem Zusammenhang die Göttin Freya und die Tobiasnächte, aber man braucht nur die Rescripte der württembergischen Herzöge durchzusehen, um eine konkrete Erklärung zu finden. Ein Erlass aus dem Jahre 1660 untersagt die Montagshochzeiten aus dem Grund, dass der vorausgehende Sonntag nicht durch Hochzeitsvorbereitungen entweiht werden solle. „Alle Hochzeiten sollen den Dienstag angestellet und erhalten werden“, heißt es da. 1668 sagt ein weiteres Rescript: „Anlangend die Copulation newer Eheleut, so wollen und verordnen Wir, dass dieselbe überall nicht am Montag, weil man sonst den Sonntag mit werktäglichen Geschäften prophanisiern muß, auch nicht am Donnerstag, wegen des darauf folgenden Bettags, noch am Sambstag, sondern ordinari am Dienstag oder Mittwoch, nach jeden Orts Gepflogenheit, gehalten werde.“
Da der Mittwoch traditionell für die sogenannten „gefallenen“ Paare vorbehalten war, blieb eigentlich nur der Dienstag übrig. Der Freitag als der Tag des Sterbens Christi galt außerdem als Unglückstag. Der Samstag sollte fürher der Vorbereitung auf die Predigt dienen, auch für den Geistlichen, dies war eine Anordnung des 17. Jahrhunderts. Vor dem Dreißigjährigen Krieg waren Samstagshochzeiten schon einmal üblich gewesen, wurden dann aber „wegen Zulauffen des jungen Pöbels von allen Seiten“ abgeschafft.


Grüße
Eva
 
Zur Frage der Dienstagshochzeit gab es hier im Forum schon mal einen guten Beitrag, den ich nachstehend zitiere. Bezog sich auf Württemberg (gleichzeitig auch mein fast ausschließliches Haupt-Forschungsgebiet), wird aber in anderen Gebieten ähnlich gewesen sein.

Klingt sehr spannend! Danke :)

Viele Grüße,
Frank
 
Zurück
Oben