Wagenfeld - Geburtseintrag

Liebe HelferInnen!

Hier
http://www.archion.de/p/3d6af9e318/
ist eine Taufe vom 29.09.1840 (?) verzeichnet, zu der es bezüglich der kurz zuvor erfolgten Hochzeit (die war am 25.09.) noch weitere Infos gibt. Leider kann ich nicht alles genau entziffern. Auf jeden Fall hat der Pastor diese Geburt mit # gekennzeichnet, was sein Zeichen für uneheliche Kinder war.

Mir geht es vor allem um die genauen Daten und um die Paten.

Danke schon mal!
 
1. Versuch

Marie, Justine, Friederike,
geb. nach d. 2ten Aufgebot,
aber ante copulationem ( ? )
d. 20.August morgens 1 Uhr,
getauft nach der Copulation d. 29. September.
Vater: Ernst Christian Horn, Sattler in F- cop. 1840 --
Mutter: Catharina Charlotta Friederike geb. Groneweg
Gevatterin: Fr. Maria Margarethe Kuyter ? Kuster ?
Charlotte Grote ? aus Lemförde, abwesend.

oo

http://www.archion.de/p/0abad58503/
1840
der Bräutigam war Sattlermeister, * 9. 11. 1812,
ehelicher Sohn des
verstorbenen Heinrich Ernst Horn, Polizey Commissair in Bremen
und der verstorbenen Friederike Wilhelmine geb. Klapproth,
die Braut Tochter des Bürgers August Albrecht Groneweg in Lemförde
und Anna Maria geb. Horsten.
( = Anna Margrathe zur Horst - siehe http://www.archion.de/p/33077ba57b/ )
* 21. August 1814,
Proclamiert den 9. und 16. August, copuliert 25. September
usw


Freundliche Grüße
 
Vielen Dank!

Die Heirat Horn/Groneweg ist mir ja schon lange bekannt, aber da die Lemförder Kirchenbücher abhanden gekommen sind, bin ich über jede weiteren Infos dankbar.

Die Namen der Paten werden wohl Köster und Grote sein, beides sind Familiennamen, die dort vorkommen.
Bei weiteren Kindern sind auch Lemförder Gronewegs Pate, leider steht nicht dabei, wie denn das verwandtschaftliche Verhältnis war.

Der Pastor war übrigens mit seiner Vergabe von Rauten (#) bei unehelichen Kindern sehr penibel. Ich habe einen Eintrag mit vier (!) Rauten gesehen, wobei mich auch insgesamt die Anzahl der unehelichen Kinder sehr erstaunt hat. Heiraten schien nicht so "in" zu sein. ;-)
Zügiges Taufen auch nicht. Da wurde oft erst einen Monat (oder später) später getauft. Aus anderen Kirchenbüchern kenne ich eher die Taufe nach drei Tagen.
Wie wohl das Verhältnis der Gemeinde zu "ihrem" Pastor gewesen ist?
 
Hallo - aus den verschiedenen Kirchbüchern, die ich durchforsche, ersah ich, dass der Zeitpunkt der Taufen unterschiedlich gehandhabt wurde. Ich glaube, dass es nicht immer am taufenden Pastor lag. Wenn ein Kind vor der Ehe geboren wurde, gab es ja so viel zu bedenken. Manchmal hatte das Mädchen und der Vater seines Kindes noch nicht einmal ein eigenes Zuhause - oder schlichtweg auch kein Geld für das Zuhause oder für die Taufgebühr. - Diese Gründe spielten auch eine Rolle bei der Eheschließung. - Voreheliche Kinder oder nichteheliche Kinder wurden - so weit ich das bisher in den Kirchbüchern gelesen habe - auch ganz unterschiedlich beurteilt / verurteilt. - In diesem Fall von 1840 in Wagenfeld hat sich der Pastor korrekt verhalten. Er hat sachlich berichtet. Da gibt es in anderen Kirchbüchern wüste Beschimpfungen des "Weibsstückes" usw. - da wurde nicht einmal der Name des Kindes notiert usw. - Die Pastoren sollten auch über die "Sittlichkeit" wachen - so konnte mit dem Zeichen ganz schnell nachgezählt werden ( z. B. vom prüfenden Superintendenten) - wieviel "in Unzucht gezeugte Kinder" im Prüfungszeitraum in der Gemeinde geboren worden waren - was wiederum auf den Pastor zurückfiel - denn der hatte ja "seine Schafe" nicht genug in Zucht gehalten. - Ich kenne aber auch Kirchenbücher, wo überhaupt keine Zeichnung erfolgte, sondern der Pastor in großer Menschenliebe und Verständnis für das Leben einfach schrieb = "... wurde von .... ein Töchterlein ... geboren..." usw. - Es gab auch Gemeinden, wo die Hebamme (Wehmutter) die gebärende unverheiratete Mutter - die in Wehenschmerzen lag - ausfragen mußte - wer denn der Vater des Kindes sei. - Natürlich hatte das auch damit zu tun, damit der Vater für den Unterhalt aufkommen mußte - und nicht die Gemeinde ... evtl. auch, um den Vater zur Ehe zu bewegen. - Es gibt so viele menschliche Gründe, warum Kinder als Nichtehelich eingetragen wurden .... da wurde Geld geboten, wenn das Dienstmädchen oder die Magd ihren Mund hielten, wenn der Dienstherr der Vater des Kindes - und womöglich selbst verheiratet war - usw usw.
Menschliche Tragödien dazu, wenn das verzweifelte Mädchen
das Kind tötete - nicht wußte wohin ...
und für die Verantwortungslosigkeit anderer Strafe auf sich nehmen mußte.
Es ist ein sehr sehr weites Feld.
In diesem Fall von 1840 ist ja alles gut gegangen -
und das Zeichen # bedeutet sowieso nichts.
Das Verhältnis des Pastors zur Gemeinde
war sicherlich bei den "Züchtigen" sehr gut -
und wie er zu den "Sündern" stand ? - nun, s. o.
er schreibt keine wüsten Beschimpfungen -
so darf man annehmen, dass er wohl doch die
menschliche Not gesehen hat.

Freundliche Grüße
 
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