Hirschknauer

Wieder mal ein rätselhafter Beruf, den ich in einem Traueintrag gefunden habe.

Das Paar Friedrich Ringsgwand bzw. Ringswand und Magdalena Pancraz ist netterweise gleich in drei Kirchenbüchern geführt: zweimal in Nürnberg-Kraftshof (ein originales Buch, eine - alte - Abschrift) und dann noch wegen der Proclamation in Nürnberg-St. Lorenz. Darauf war ich gekommen, weil ich die im Traueintrag erwähnte Mühle in Nürnberg lokalisieren konnte (Dürrenmühle: https://www.nuernberginfos.de/muehlen-nuernberg/duerrenmuehle.php) und aufgrund der Lage südlich der Pegnitz auf die Pfarrei geschlossen hatte. Erwähnt ist die Proclamation in den Kraftshofer Büchern nicht.
Kraftshof:
St. Lorenz:
Den "Hirschknauer" ist, finde ich, überall eigentlich eindeutig zu lesen.

Die Braut war die Tochter des Hirschknauers Michael Pancraz von der Dürrenmühle. Aber was in aller Welt ist ein Hirschknauer? Das Wörterbuchnetz hinterließ mich erstmal ratlos, die Suche über eine Suchmaschine war hingegen überraschenderweise erfolgreich.
Es gibt eine Nürnberger Quelle, die Hausbücher der Landauer Zwölfbrüderstiftung (wie die Hausbücher der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung allerwärmstens zum Blättern und Bestaunen empfohlen!).
Mit den Angaben von dort und der Erhellung, daß man den Begriff eher als "Hirseknauer" kennt, ging es dann zurück zum Wörterbuchnetz, tadaaa:
Grimmsches Wörterbuch: "hirseknauer, m. der den hirsen dörrt und auf der stampfmühle zur lösung der hülsen knaut, stampft. Jacobsson 2, 266a."

Weitere Funde über die Suchmaschine verwiesen auch wieder auf Nürnberg (https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/F5JZWS43OOUPBD7BG67B3K7SYVIS2EDE und https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/YJ6Q5DU2AR5NZ2L4277IUVJSJYGCTQPG). Der "Hirschknauer" scheint also eine lokale Wortform zu sein.

Wieder was gelernt ... :)
 
Ja, Hirse wurde auch in meinem Heimatdorf in der Fränkischen Schweiz "Hirsch" ausgesprochen, z.B in "Hirschbrei".
 
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