Lesehilfe Namen&Berufe - Pirmasens 1805

http://www.archion.de/p/f71beb7a59/

Wo ich schon länger beim Rätseln bin ist beim Namen der Mutter sowie dem Beruf des 1. Taufpaten sowie der Name der zweiten Taufpatin.

Hier mein Leseversuch:

1805
den 1te May gebar Carl Wolfens des
Spenglermeisters Ehefrau Rosina
T??herin ein Sö(h)nlein, wurde den
2ten getauft nB Carl Wilhelm

T 1) Wilhelm Weis des Ge????
in des Fabriks?? 2) Dorothea
Kratlgarten?? des verstorbenen
Grenadiers hinterlassene Wittib

Vielen Dank,
Nikolaus Schaller
 
Ich lese:

Rosina Fischerin
...des Arbeiters in der Fabriken
Dorothea Kratl Gerdten des verstorbenen Grenadiers hinterlassene Wittib
 
Vielen Dank!

"Fischerin" habe ich auch schon überlegt, aber der erste Buchstabe ist in dieser Handschrift genauso wie das T vor den Trauzeugen. Außer der Pfarrer hat das F als T mit in der mitte angesetztem ersten Buchstaben geschrieben. Ich muß mal andere Schriftproben durchsuchen. Vielleicht finde ich da ein Beispiel für ein eindeutiges F?

Für das "sch" fehlt aber ein "s". Oder es ist ein Schreibfehler?

Das Wort "Fabriken" wäre zwar für das Jahr 1805 etwas ungewöhnlich früh, da die Industrialisierung gerade erst eingesetzt hat (lt. Wikipedia 1783 die erste auf dem Kontinent, 1801 in der Schweiz). Aber ganz ausschließen würde ich es nicht und es könnte eine erste kleine "Spinnerei" gegeben haben.

"Kratl Gerdten" oder "Kraft Gersten" passt irgendwie noch nicht so recht zu einem Familiennamen.

Weitere Ideen also herzlich willkommen!

Danke,
Nikolaus Schaller
 
Ach ja, das "F" das wir für "Fabriken" lesen ist anders geschrieben als das "F/T" für "Fischerin" oder T(estis). Die beiden letzteren haben den großen ausladenden Querstrich.

Auf Blatt 75 links (#34) ist unter den "T" ein "Christian Faulberger".
Und bei #36 ist eine "Friederika" zu finden.

Daher neige ich Dank Euerer Hilfe dazu das doch als "F" zu interpretieren.

Und das nicht erkennbare "sc" könnte eine Schlampigkeit sein.
 

Guten Tag,

Das Wort "Fabriken" wäre zwar für das Jahr 1805 etwas ungewöhnlich früh, da die Industrialisierung gerade erst eingesetzt hat (lt. Wikipedia 1783 die erste auf dem Kontinent, 1801 in der Schweiz). Aber ganz ausschließen würde ich es nicht und es könnte eine erste kleine "Spinnerei" gegeben haben.

"Fabriken" ist durchaus korrekt gelesen und es handelte sich in Pirmasens mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um eine Schuhfabrik.

siehe z.B. hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Schuhindustrie_in_Pirmasens

BG, Vera
 
Ach ja, das "F" das wir für "Fabriken" lesen ist anders geschrieben als das "F/T" für "Fischerin" oder T(estis). Die beiden letzteren haben den großen ausladenden Querstrich.

Kleines "f" und großes "F" ...

Für das "sch" fehlt aber ein "s". Oder es ist ein Schreibfehler?

Nein, der erste Aufstrich nach dem F ist das i danach kommt das spitze s und das h. Das c dazwischen ist so gut wie nie zu erkennen.
 
"Kratl Gerdten" oder "Kraft Gersten" passt irgendwie noch nicht so recht zu einem Familiennamen.

Die Lösung von Franz ist absolut sinnvoll. Kraft/Krafft ist ein alter Vorname, Gersten ist wahrscheinlich der Genitiv von Gerster/Gerst.

http://wiki-de.genealogy.net/Krafft_(Vorname)

Schau vielleicht mal die lutherischen Bestattungen in den Jahren vorher durch. Eventuell ist er in den verfügbaren Kirchenbüchern ja noch zu finden.
 
"Kratl Gerdten" oder "Kraft Gersten" passt irgendwie noch nicht so recht zu einem Familiennamen.

Die Lösung von Franz ist absolut sinnvoll. Kraft/Krafft ist ein alter Vorname, Gersten ist wahrscheinlich der Genitiv von Gerster/Gerst.

http://wiki-de.genealogy.net/Krafft_(Vorname)

Schau vielleicht mal die lutherischen Bestattungen in den Jahren vorher durch. Eventuell ist er in den verfügbaren Kirchenbüchern ja noch zu finden.

Joh. Krafft Gerst, Sohn von Gerst Friedrich, Tambour 1783 desertiert
verheiratet mit Dorothea

Zwei Einträge weiter oben der Eintrag des Vaters mit Kraffts Geburtsdatum 30.07.1759

https://www.familysearch.org/ark:/61903/3:1:3Q9M-CS2Q-N3V4-P?i=249&cat=2789818
 
Ihr seid genial! So schnell wäre ich da nicht weitergekommen und vor allem die weiteren Angaben.

Ich war gerade noch dabei zum Thema "Fabrikarbeiter" zu recherchieren und bekam einen längeren Telefonanruf.

Der ethymologische Duden schreibt "Das Fremdwort erscheint zuerst in dt. Texten im 17. Jhdt mit seiner eigentlichen bedeutung: Herstellung; Herstellungsart. Die moderne Bedeutung kommt im 18. Jhdt. auf. ... es ist entlehnt aus frz. fabrique". Pirmasens war im Jahre 1805 französisch, so dass es naheliegt dass der Begriff dort geläufig war.

Also dürfte das "Arbeiter in der Fabrike" auch stimmen.

Danke,
Nikolaus Schaller
 
"Kratl Gerdten" oder "Kraft Gersten" passt irgendwie noch nicht so recht zu einem Familiennamen.

Die Lösung von Franz ist absolut sinnvoll. Kraft/Krafft ist ein alter Vorname, Gersten ist wahrscheinlich der Genitiv von Gerster/Gerst.
Ja, jetzt wird es absolut logisch, wenn man sich noch ein Komma dazudenkt und "Kraft" + "Gerstens" als Vor + Nachname in einer etwas seltsamen Satzstellung liest:

"Dorothea (,) Kraft Gerstens des verstorbenen Grenadiers hinterlassene Wittib"

Danke an alle.

Noch eine Frage die vielleicht jemand beantworten kann: in welchem Buch findet man in Archion die Trauung des Carl Wolf und Rosina Fischer von 1790? Ich finde da nur spätere Trauungen. Oder ist das noch nicht digitalisiert?
 
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