Was ist ein "negre tambour"?

Ich habe den Begriff in braunschweigischen Militärkirchenbüchern um 1790 entdeckt. Ein Eintrag verweist auf Amerika, viele Namen scheinen englischen Ursprungs zu sein.

Beispiele: http://www.archion.de/p/1e6a2b5de3/
 
Hier wird dann eine Vermutung von mir bestätigt:
http://www.archion.de/p/ad7382397d/

Es könnte sich wirklich um Farbige handeln. Braunschweiger Regimenter haben ja auch im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auf englischer Seite gekämpft.
Weiß da jemand mehr über Zusammenhänge und was aus diesen Familien wurde? Nach Amerika werden sie wahrscheinlich nicht zurückgegangen sein.
 
...zur begrifflichen Definition:

Französich: nègre = Neger, Farbiger, dunkelhäutige Person

sprich hier: dunkelhäutiger Tambour

bzgl. "Tambour" = (veraltet) für einen Trommler, insbesondere beim Militär


BG, Vera
 
Dann ist meine Vermutung richtig.
Ich habe auch noch weitere Infos in dem Feldkirchenbuch gefunden. Es gab etliche dieser Tamboure, zumeist sehr jung. Sie kamen z. B. aus Savannah oder Charlestown. Einer aus England. Einer aus Afrika. Drei wurden als Erwachsene noch getauft. Einer starb am Faulfieber. Zwei waren verheiratet, einer mit einer Halbitalienerin. Und es gab Kinder.

Jetzt frage ich mich, wie diese jungen Männer nach Deutschland kamen. Waren sie - in Amerika wohl Sklaven - quasi "Kriegsbeute"? "Maskottchen"??? (Alle waren Tamboure. Andere Positionen oder Ränge habe ich nicht entdeckt.)
Was wurde aus ihnen?
Sicher sind nicht gerade ihre Kinder alle gestorben. Wo haben die Familien gelebt? Welche Berufe haben sie nach der Militärzeit ergriffen? Gibt es noch Nachkommen?
Gab es diese auch in anderen Armeeeinheiten?

Das müsste doch eigentlich ein interessantes Forschungsgebiet sein. Nur habe ich keine deutschen Infos dazu bei google gefunden.

 
In Berlin gibt es übrigens eine Fremdstämmigenkartei. In der sind bis etwa Mitte des 18. Jahrhunderts etliche Taufen von Juden, Türken und Mohren festgehalten. Der Taufname war oft Christian.
Und weil es zwischen Menschen oftmals "menschelt" dürfte es da inzwischen unzählige Nachkommen geben.
 
Und ein getaufter Mohr - Christian Carle Apinting - heiratet 1691 in Kassel:
http://www.archion.de/p/2025cd64c8/
 
Der Pauker stirbt bereits 1695, wohl ohne Kinder.
Zur gleichen Zeit befinden sich aber einige Türken am Hof und bekommen Kinder.
https://orka.bibliothek.uni-kassel.de/viewer/image/1447671558036/100/#topDocAnchor
 
Der bekannteste "Hofmohr" am Braunschweig - Wolfenbütteler Hof dürfte Anton Wilhelm Amo sein. Über google findet man alles über ihn. Ziemlich erstaunlich sein Werdegang.

Gruß !
 
Der bekannteste "Hofmohr" am Braunschweig - Wolfenbütteler Hof dürfte Anton Wilhelm Amo sein. Über google findet man alles über ihn. Ziemlich erstaunlich sein Werdegang.

Gruß !

Ich hab´s nachgelesen. Getaufte "Türkenkinder" scheinen es einfacher gehabt zu haben. Obwohl ich auch Heiraten von "Mohren" gefunden habe. Und mir einfällt, dass es doch am russischen Hof einen "Mohren" gab, der in den Adel aufstieg und Nachkommen auch im heutigen Hochadel hat.
Und da wäre Dumas, dessen Mutter eine Sklavin war. Sein Vater holte nur ihn, den Sohn, zu sich - Mutter und Schwester (?) blieben in der Sklaverei.
 
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