Kirchenbücher vor 1618 und bis 1648 in der Landgrafschaft Hessen-Marburg bzw. Hessen-Kassel

Gab es, und anteilig sind sie auch erhalten. Ist Recherche- und Glückssache.
In der Hessen-Kasselischen Exklave Herrschaft Schmalkalden sind beispielsweise auch hier bei Archion welche zu finden. Teilweise wurden aber wohl ältere hessische Kirchenbücher an das Staatsarchiv Marburg gegeben - diese werden hier vorläufig wohl leider nicht auftauchen. Ziegenhagen ist bei Archion z.B. sogar erst ab 1774 vertreten - im Staatsarchiv gibt es ältere KB der Gemeinde (ich weiß in diesen Fall gerade aber nicht wie alt).

Glückauf
Wolfgang
 
ich weiß in diesen Fall gerade aber nicht wie alt
1653-1774 (Ki 144, Ki 145)

Als Beispiel für ein erhaltenes Kirchenbuch aus der Zeit vor dem 30-Jährigen Krieg würde mir auf Anhieb Treisbach einfallen (ab 1611; auf Archion verfügbar). Das älteste Kirchenbuch aus Hessen-Kassel, das ich kenne, ist Ascherode bei Treysa (ab 1567; nicht auf Archion), wobei der Ort seit 1623 zu Hessen-Darmstadt gehörte.

Battenfeld hat ein Kirchenbuch, das 1574 beginnt (auf Archion; meine Transkription hier). Battenbergs Kirchenbuch beginnt 1624, ebenso wie Wetter, wobei es Hinweise auf ein nicht mehr erhaltenes Kirchenbuch von Battenberg gibt, das vor 1570 einsetzte.

Das Verzeichnis der verfilmten Kirchenbücher im Archiv der EKKW enthält weitere Beispiele, hauptsächlich aus dem Gebiet der Landgrafschaft Hessen-Kassel.

Mit freundlichen Grüßen,
Daniel Bamberger
 
Herzlichen Dank für die Hinweise. Mir geht es in erster Linie um Kirchenbücher der Dörfer Erksdorf, Hatzbach, Josbach und Speckswinkel im Kreis Marburg-Biedenkopf (Kirchenkreis Kirchhain).
Ich werde dann mal weiter recherchieren.
Viele Grüße
Herbert Losekam
 
Die ersten Recherchen aufgrund der Hinweise waren erfolglos. Ich werde mich dann mal an das Hessische Staatsarchiv Marburg wenden, ob dort ältere KB dieser Gemeinden vorliegen.
VG
HL
 
Ich werde mich dann mal an das Hessische Staatsarchiv Marburg wenden, ob dort ältere KB dieser Gemeinden vorliegen.
Im Staatsarchiv Marburg kann man online recherchieren, was vohanden ist. Über den Link von
kommt man zwar zu den Ziegenhagener Kirchenbüchern, man sieht aber auch die alphabetische Ortslise. Zudem kann man in https://arcinsys.hessen.de/ den Bestand gut nach Schlagworten durchsuchen. Dokumente lassen sich dann (nach Registrierung) in einer Beobachtungsliste verwalten und ggf. in einen Bestellkorb legen, damit sie dann zu einem vereinbarten Termin zur Einsicht bereit liegen.

Battenfeld hat ein Kirchenbuch, das 1574 beginnt (auf Archion; meine Transkription hier).
Großartige Arbeit! Schade, dass das nicht meine Forschungsregion ist, aber ich Danke mal so herzlich, als ob ich dort forschen würde!

Gruß
Wolfgang
 
Bis jetzt kein Erfolg bei der online-Recherche im Staatsarchiv und anderen
genannten Archiven.
Ich habe mal das kirchliche Landesarchiv in Kassel um Auskunft gebeten
VG
Herbert
 
Ich verstehe nicht ganz, wonach Sie suchen. Die Kirchenbücher der genannten Orte sind auf Archion komplett verfügbar.

Das älteste lutherische Kirchenbuch von Speckswinkel und Erksdorf (1676-1772) finden Sie hier: https://www.archion.de/de/viewer/churchRegister/176351
Ab 1773 hat Erksdorf dann sein eigenes Kirchenbuch: https://www.archion.de/de/viewer/churchRegister/175802
Josbach und Hatzbach (lutherisch, ab 1652): https://www.archion.de/de/viewer/churchRegister/176006
Die reformierten Einträge zu allen Orten finden Sie im Kirchenbuch Rauschenberg (ab 1706): https://www.archion.de/de/viewer/churchRegister/176198

Ältere Kirchenbücher als die genannten gibt es für diese Orte nicht.

Mit freundlichen Grüßen,
Reibach-Max123
 
Otfried Prätorius hat 1939 eine Liste und Beschreibung aller (damals) erhaltenen Kirchenbücher Hessens veröffentlicht, die unter https://wiki.genealogy.net/Kirchenbücher_und_Standesregister_für_alle_Wohnplätze_im_Land_Hessen_(1939) frei verfügbar ist. Abgesehen von einzelnen Büchern, die dem zweiten Weltkrieg zum Opfer fielen, ist diese Liste noch heute aktuell.
Kleiner Hinweis: Das Buch von Praetorius handelt nicht vom Bundesland Hessen, sondern von der ehemaligen Ev. Landeskirche in Hessen (= Großherzogtum Hessen-Darmstadt). Orte aus den im Titel genannten Landgrafschaften Hessen-Marburg und Hessen-Kassel sind dort nicht enthalten.
 
Kleiner Hinweis: Das Buch von Praetorius handelt nicht vom Bundesland Hessen, sondern von der ehemaligen Ev. Landeskirche in Hessen (= Großherzogtum Hessen-Darmstadt). Orte aus den im Titel genannten Landgrafschaften Hessen-Marburg und Hessen-Kassel sind dort nicht enthalten.
Ja, das ist richtig (abgesehen von der Hälfte Hessen-Marburgs, die im 30-Jährigen Krieg und danach an Hessen-Darmstadt fiel, darunter z.B. das Hessische Hinterland).

Die Kirchenbücher aus Hessen-Kassel und dem Rest Hessen-Marburgs sind zum allergrößten Teil in der im vorausgehenden Beitrag verlinkten Liste der EKKW aufgeführt.
 
Gab es vor bzw. im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) Kirchenbücher in Hessen?
Liebe Forschende,

1566 und detailierter 1574 wurden die Pfarreien in den damals noch vier hessischen Landgrafschaften (mit einer gemeinsam verwalteten Landeskirche) angewiesen, Kirchenbücher zu führen, vgl. den kurzen Beitrag zur Geschichte der Kirchenbücher auf der Seite des Landeskirchlichen Archivs Kassel,
https://www.archiv-ekkw.de/?page_id=203&post_parent=152&l=3&lid=187
Daher ist davon auszugehen, dass ab dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts weitgehend flächendeckend die Daten der Getauften und Konfirmierten festgehalten wurden. Mehrere der in zweistelliger Zahl erhaltenen Kirchenbücher aus dem 16. Jahrhundert setzen 1574/75 ein.

Einen ersten Einschnitt in die Überlieferung diese Kirchenbücher brachte vermutlich schon die "Zweite Reformation" mit den Maßnahmen des Landgrafen Moritz von 1605, die Hessen-Kassel letztlich zum reformierten Bekenntnis führten. Zahlreiche Pfarrer, die der Reform nicht zustimmten, mussten ihre Stellen verlassen. Für das Kirchenbuch von Hoof (früher Kirchenkreis Kassel-Land, jetzt Kaufungen) ist zu erschließen, dass es der Pfarrer bei seinem Weggang 1608 mitnahm und dann für seine neue Gemeinde Elgershausen weiterführte. So blieb es zumindest erhalten. In anderen Fällen könnten Kirchenbücher auch vernichtet worden sein, um dem Nachfolger mit seinem abweichenden Bekenntnis die Arbeit zu erschweren.

Möglich wäre dies auch, als das 1605 zwangsweise der Zweiten Reformation unterworfene Marburger Land 1624 zum lutherischen Bekenntnis zurückkehrte und die reformierten Pfarrer entlassen wurden. Außerdem werden im Dreißigjährigen Krieg, der damals bereits Hessen erfasst hatte, Kirchenbücher verloren gegangen sein. Sie stellten zwar keinen großen materiellen Wert dar, der den Raub lohnte, waren aber ein Teil der Geschichte des Gegners, die mit dem Buch gewissermaßen vernichtet wurde.

Schließlich gab es auch Verluste durch Brände in Pfarrhäusern oder schlicht durch Unachtsamkeit. So schrieb der Pfarrer von Ebsdorf im späten 18. Jahrhundert in ein älteres Kirchenbuch, dass es es als ziemlich wüste Loseblatt-Sammlung vorgefunden, nach bestem Wissen geordnet habe und neu habe binden lassen.

Herzliche Grüße aus dem Landeskirchlichen Archiv Kassel

Peter Heidtmann-Unglaube
 
Nachdem bereits der "Praetorius" für (im Wesentlichen) Hessen-Darmstadt und das "Ortsverzeichnis der verfilmten Kirchenbücher" vom Landeskirchlichen Archiv Kassel genannt wurden, will ich noch einmal ausdrücklich auf das "Kirchenbuchverzeichnis der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck" von Pfarrer i.R. Erich Eisenberg aus dem Jahr 1973 verweisen - zumal es hier auf Archion verfügbar ist! Man erreicht das Verzeichnis unter:

Alle Archive in ARCHION / Hessen / Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck / Allgemeine Hilfsmittel / Verzeichnisse / Kirchenbuchverzeichnis

Auch mit der Einschränkung, dass einige Informationen darin inzwischen veraltet sind (alte PLZ, Standorte..), leistet es doch nachwievor beste Dienste bei der Recherche: Wann war ein Ort wo eingepfarrt? Wann beginnen die jew. Kirchenbücher in einer Gemeinde? Es gibt auch einen Hinweis, wenn ein Buch am Standort "Marburg" zu suchen ist (Einschränkung: Stand 1973!). Auf S.73 findet sich eine Liste "Kirchenbücher vor dem 30jährigen Krieg".

Hier noch der Link zum Bestand "Ki" im Hess. Staatsarchiv Marburg, auf den oben ebenfalls schon hingewiesen wurde:


Auch wenn für diese Kirchenbücher leider mit keiner raschen Onlinestellung zu rechnen ist, scheinen doch für alle (?) / die meisten (?) Mikrofiches vorzuliegen, die vor Ort in Marburg einzusehen sind. Das o.g. "Ortsverzeichnis der verfilmten Kirchenbücher" interpretiere ich so, dass die EKKW ebenfalls über Kopien dieser Filme verfügt.

Stimmt das? Könnte man sich die "Marburger Filme" theoretisch auch im Lesesaal des Landeskirchlichen Archivs in Kassel ansehen? Vielleicht kann Herr Heidtmann-Unglaube an der Stelle aufklären.

Vielen Dank und beste Grüße
 
Stimmt das? Könnte man sich die "Marburger Filme" theoretisch auch im Lesesaal des Landeskirchlichen Archivs in Kassel ansehen? Vielleicht kann Herr Heidtmann-Unglaube an der Stelle aufklären.

Vielen Dank und beste Grüße
Das stimmt, Microfiches der im Hessischen Staatsarchiv Marburg, Bestand Ki lagernden Kirchenbücher sind im Landeskirchlichen Archiv vorhanden und können genutzt werden. Das ist besser als nichts, aber die Qualität ist bescheiden und das Lesen entsprechend anstrengend. Ob die Fiches alle im Bestand Ki vorhandenen Kirchenbücher wiedergeben, müsste überprüft werden.
 
Oh, das ist ja wunderbar oder, wie sie sagen, besser als nichts! Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung, Herr Heidtmann-Unglaube.
 
Das stimmt, Microfiches der im Hessischen Staatsarchiv Marburg, Bestand Ki lagernden Kirchenbücher sind im Landeskirchlichen Archiv vorhanden und können genutzt werden. Das ist besser als nichts, aber die Qualität ist bescheiden und das Lesen entsprechend anstrengend. Ob die Fiches alle im Bestand Ki vorhandenen Kirchenbücher wiedergeben, müsste überprüft werden.
Ich kenne zumindest ein Beispiel, wo die entsprechenden Microfilme im Landeskirchlichen Archiv in Kassel nicht vorliegen. Das Kirchenbuch von Amönau liegt in Marburg, ist im Staatsarchiv auch als Mikrofilm verfügbar, und ist in der Bestandsliste der verfilmten Kirchenbücher der EKKW gelistet. Auf Nachfrage sagte man mir im Archiv in Kassel aber, dass die entsprechenden Mikrofilme dort nicht verfügbar sind.
 
Ich kenne zumindest ein Beispiel, wo die entsprechenden Microfilme im Landeskirchlichen Archiv in Kassel nicht vorliegen. Das Kirchenbuch von Amönau liegt in Marburg, ist im Staatsarchiv auch als Mikrofilm verfügbar, und ist in der Bestandsliste der verfilmten Kirchenbücher der EKKW gelistet. Auf Nachfrage sagte man mir im Archiv in Kassel aber, dass die entsprechenden Mikrofilme dort nicht verfügbar sind.
Da scheint etwas falsch verstanden worden zu sein, von welcher Seite auch immer. Jedenfalls liegen Microfiches von den ab 1624 geführten Kirchenbüchern von Amönau mit Oberndorf und Warzenbach im Landeskirchlichen Archiv vor.
 
Da scheint etwas falsch verstanden worden zu sein, von welcher Seite auch immer. Jedenfalls liegen Microfiches von den ab 1624 geführten Kirchenbüchern von Amönau mit Oberndorf und Warzenbach im Landeskirchlichen Archiv vor.
Danke für den Hinweis!
Inzwischen habe ich alle für mich relevanten Fragen in Marburg klären können, aber es ist gut zu wissen, dass die Verfilmung doch in Kassel vorliegt.
 
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