Was ist mit Nicolaus Braun passiert?

Hallo zusammen,

mein gestriger Post hat anscheinend nicht funktioniert ...

Hier noch einmal meine Frage: Im KB Odensachsen (Hessen) fand ich einen etwas längeren Text, den ich nicht ganz entziffern kann. Vielleicht kann mir jemand helfen, der schriftkundiger ist als ich. Der Text steht unter
http://www.archion.de/p/45b7f977cd/

Vielen Dank
Martin Schott
 
Anno 1746
Den 26. Maii ist Niclaus Braun aus Hemenspie-
gel begraben worden, war alt 38 Jahr
3 Monat weniger 3 Tage.
Dieser Mann wurde zu Wehrda todt geschoßen
als das ganze Gericht hinauf ziehen müßen
um einen Halß Eisen Stock, welchen
die H(erren) zu Wehrda sezen laßen,
auszuheben. Es sind damals
4 Personen auf dem Plaz geblieben
vide das NeuKirch(er) Kirchenbuch. Die-
se 2 entleibt sind ohne wieder-
spruch Verabfolget, und über
den Sandberg hieher geführet worden.
 
Vielen Dank für die schnelle Übertragung.

Jetzt stellt sich mir natürlich auch die Frage, was denn da passiert ist. Stand Nicolaus Braun vor Gericht und wurde hingerichtet? Und warum? Was ist mit den 4 Personen? Und wurden davon 2 hingerichtet (entleibt)?

Viele Fragen, lang ist es her.
 
In der Tat, das ist der Halseisenkreig von Wehrda. Siehe auch hier: http://www.archion.de/p/d36be3be31/
Einer meiner Vorfahren, Johannes Melchert kam dabei auch um. Er war der Kutscher der örtlichen Adelsfamilie von Trümbach und der anscheinend treu ergeben.

Die Toten waren (aus der Hessischen Familienkunde)
  • Conrad Gutperlet aus Neukirchen, Leutnant der Landmiliz
  • Nicolaus Braun aus Hermannspiegel,
  • Johann Heinrich Pfannmüller aus Wetzlos
  • Johannes Melchert aus Wehrda, Reitknecht und Trümbachischer Kutscher
  • Andreas Horst aus Wehrda
  • Johann Martin Horst aus Wehrda

Ich versuche momentan auch mehr herauszufinden.
 
Vielen Dank für all diese schönen Zusatzinformationen.

Familienforschung im Kontext geschichtlicher Ereignisse - herrlich - das macht Freude.

:)
 
zu BRAUN Nicolaus † 24.5.1746 im Halseisenkrieg:

"Anno 1746
den24ten May ist Nicolaus Braun
aus Hermannspiegel, zu Wehrda, wohin
er auf obrigkeitlichen Befehl, nebst den
andern Gerichts Unterthanen, wegen
eines Hals Eisen beordert, mit einer
Flinten oder Büchsen durch den Kopf
geschoßen worden, daß er nach einer
Stunde seinen Geist aufgeben mußte,
worauf er denselben Tag noch hierher [Odensachsen]
bracht und d. 26ten dito begraben
worden. Seines Alters 38 Jahr, 3.
Mon. weniger 3 Tage"

demnach ist er geboren am 27.2.1708 siehe auch
Kirchenkreis Hersfeld/Odensachsen, Hermannspiegel, Siegwinden/Taufen, Trauungen, Beerdigungen 1653-1813, #247
 
"Halseisenkrieg - Kurzversion":
Kriegerische Auseinandersetzung zwischen den Oberen von Wehrda (Hessen) und dem Stift zu Fulda, um das Recht einen neuen Pranger (Halseisen), anstelle seines altersschwach gewordenen Vorgängers aufstellen zu dürfen, also die Gerichtshoheit zu erlangen. Fulda schickte Beamte dorthin, um den am 7. Mai 1746 von Wehrdaern neu errichteten Pranger zu entfernen. Die Wehrdaer verteidigten das neue Halseisen unter Zuhilfenahme von Knüppeln, Gabeln und Messern. Es fielen Schüsse und es gab Tote und Verletzte. Der Rückkehr der Fuldaer gewiss, flüchteten sie mit Hab und Gut ins nahe hessische Gebiet – nur ein paar „Weiber und Kinder“ waren zu Hause geblieben. Die 3 Tage später eintreffenden Fuldaer Truppen ließen den Halseisenstock ausgraben, auf Stangen nach Neukirchen tragen und dort wieder einsetzen. Ein jahrelang andauernder Rechtsstreit beschäftigte danach die Gerichte. Quelle: alle HStAM
 
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