Name im Eheeintrag

Liebe Ahnenforscher,

ich habe ein Namens- bzw. Abstammungsproblem – wie anders, es geht um meine Familie „Hannemüller“.

Ganz konkret – es geht um meinen möglicherweise ältesten zurückliegenden Vorfahren Sebastian (von ihm habe ich aber leider weder Geburts- noch Sterbedaten).

Was ich aber vielleicht habe, ist sein Eheeintrag. Das Problem: die Namen. Es ist nämlich ein etwas eigenartiger Eintrag, was diese betrifft.

Sebastian
- Eheeintrag 1595
(Dmca) IIII (post Trinit.)
Sebastian Schütz (/Schulz?), ein Sohn Bastian Ohnemühlers von Mansfeldt.
J. Ursula eine nachgelassene Tochter Laurentÿ Horns von Frauendorff.
http://www.archion.de/p/da114ddfc7/

Von Sebastian gibt es u.a. auch folgenden Pateneinträge:
- 9.12.1602 „(…) die Gevatter sindt, Bastian Anymüller der Schütze…“ http://www.archion.de/p/4d77421eb2/
- 22.4.1609 „(…) die Gevattern sindt, Bastian Anymüller der Schulze…“
http://www.archion.de/p/f83c51d364/

Was ich auch habe, sind (mindestens) vier Kinder von Sebastian: 3 Mädchen und einen Jungen:
1) Ursula*16.8.1597
- Geburtseintrag: 16. [Augusti] Ursula ein Kind Sebastiani Ahnemüllers des Schützens (?). Die Pathen Gregorius Rothe____ J. Ursula eine nachgel. Tochter H. Otto von Drosthens (?) Anna uxor Hans Haydens des Schaeffers. http://www.archion.de/p/86c55ad4b8/
(Pateneinträge von 1610 und 1612 sind auch vorhanden)

2) Margarethe*2.8.1600
- Geburtseintrag 1600: den 2. Augusti ist Bastian Ahnemüllers _______ Tochter getauft und Margaretha genannt, die Pathen sind (…) http://www.archion.de/p/6fbb107096/

Eine dieser Töchter stirbt 1616:
Den 22 Decemb: ist Bastian Anymüllers Tochter welche zwey ihar
gesiechet, in der Nacht verschieden, und den 24 dieses Mo: in grosser Ver-
samlung des Volcks nach geschener Leichp⟨re⟩dig in ihr Ruhebett eingelegt.
http://www.archion.de/p/2b8323ea3d/

3) Anne*30.10.1602
- Geburtseintrag 1602: den 30. Octob. ist Bastian Anymüllers Tochter mit nam Anne getauft;
die Gevattern sind Anna, die Frau Schäfferin Daniel Bernhardels eheliche
Hausfrau, Hans Töpfer von Dossigs und Ursula Bartholomay __Roswigs ??__
des Stadrichters Waib. http://www.archion.de/p/08dc837141/
Vorhanden sind auch Pateneinträge, z.B. 19.1.1620: „die Gevattern sindt (…) Jungfer Anne Sebastian Anymüllers des Schulzen Tochterhttp://www.archion.de/p/2b861da3a6/
Diese Tochter heiratet dann auch und bekommt Kinder…. also, kein Problem.

4) Georg*30.1.1605 †8.8.1650, Förster zu Neheßdorf
- Geburtseintrag 1605: Den 30 January nachts gegen morgen ist Bastien Anijmüllers Sohn iung worden // und den andern Tag getaufft und Görgy genannt, (…) denatus a(nn)o 1650. den 8. Augusti. http://www.archion.de/p/27c84d0b47/
Dieser Sohn ist ganz unproblematisch, er heiratet, bekommt Kinder, stirbt – und da geht die Linie dann auch weiter.

Um zum Anfang – also dem Eheeintrag - zurückzukehren, hier meine Fragen:
1) Kann das der Eheeintrag von „meinem Sebastian“, dem Vater der vorgenannten Kinder sein?
a) - Ist der „Name“ Schütz/Schulz (sorry, meine Leseschwäche) vielleicht so etwas wie ein Übername (in der Onomastik eine Spezifizierung wie z.B. ein Berufs- oder Standesname)?
Oder wie ist zu erklären, dass der Vater anders heißt?
b) - Offensichtlich ist der Sebastian aus dem Eheeintrag ein „Zugezogener“ in Finsterwalde, denn sein Vater kommt aus Mansfeldt (die „Lutherstadt“ im Südharz?) – Vielleicht wusste der Kirchenbuchführer es daher nicht besser zu schreiben? (Dass hier vielleicht eine Verbindung zum Harz besteht, erfreut mich mehr als es mich betrübt, da sich dort die zweite große „Hannemüller“ Sippe befindet)
2) Unterstützen vielleicht die folgenden Indizien meine Annahme?
Ich weiß, dass es keine Beweise sind, aber vielleicht Indizien:
- ein Kind von Sebastian heißt Ursula – genauso wie seine Ehefrau
- der „Zusatz“ Schütz/Schulz taucht nicht nur bei ihm als Pate auf, sondern auch in den Geburts- und Pateneinträgen seiner Kinder.

Ich würde mich sehr freuen, Ihre fachliche Meinung dazu zu erhalten.

Beste Grüße
Netti1

P.S.
Wo ich schon einmal dabei bin…..
Es gibt möglicherweise (!) ein weiteres Kind von Sebastian (außer den 4 oben genannten).
Dies ist eher spekulativ – passt aber in den Zeitraum und könnte mit der Namensproblematik zu tun haben:

Ungesicherte Geburt und Tod
- Geburtseintrag 1596: [July] 22. Maria ein Kind Bastian Schützens/Schulzens. die Pathen,
Bartholomaeus Roßwigk _____________ eine Tochter des r und g. H. Otto von Drosthen (?)
http://www.archion.de/p/2c769dbb72/
- Sterbeeintrag 1596: Augusti 17 Ein frauchen Kindlein des Schulzen Bastiani – Dom.4 Trini.
http://www.archion.de/p/e5cd7cf41a/

Was hier ins Auge fällt ist, dass es diese Paten auch bei den Kindern Ursula und Anna gibt.

 
Zu Frage 1) Das liegt im Bereich des Möglichen und erscheint schlüssig belegt.

Zu Frage 1a) Schütz - Tätigkeitsangabe substituiert hier den Familiennamen - ähnliche Praxis findet sich durchaus vielfältig


Mansfeld(t) kann meinen:

a) Den gleichnamigen Ort im Bereich der früheren Kirchenprovinz Sachsen - Kirchenbücher erhalten ab 1670 bzw. 1668,

https://wiki.genealogy.net/Die_Kirc...chen_Kirchen_in_der_Provinz_Sachsen_(1925)/36

oder

b) Das Gebiet der ehemaligen Grafschaft Mansfeld.

https://de.wikipedia.org/wiki/Mansfeld_(Adelsgeschlecht)


Sollte Letzteres zutreffend sein, sind Ihre Chancen die o.a. Annahme zu belegen um ein Vielfaches höher, weil es in diesem Gebiet durchaus Kirchspiele gibt, deren Kirchenbücher entsprechend weit zurückreichen.

Hier bei Archion bis dato leider nicht verfügbar.

Ferner könnten Sekundär-Quellen wie z.B. Gerichtshandelsbücher etc. hilfreich sein.


(Es macht Freude derart sauberes, fundiertes, genealogisches Vorgehen hier im Forum zu sehen.)

BG und viel Erfolg.
 
Ich danke Ihnen ganz herzlich für die Beantwortung meiner Fragen und die wertvollen Hinweise.
Gefreut habe ich mich über das Lob - besonders von Ihnen... es gibt mir weiter Ansporn. :)
Mit besten Grüßen
Anette
 
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