Lenkersheim 1642

Liebe Mitleserinnen und Mitleser,

hier
http://www.archion.de/p/81e0a19a38/
[mal kein Permalink, bei mir gibt es beim Anklicken von Permalinks immer Darstellungsprobleme]
im Kirchenbuch von Kaubenheim (Taufen; Trauungen; Bestattungen; Kommunikanten 1627-1695), Bild 65
kann ich in den Einträgen 3 und 4 nicht alles lesen (kein Problem mit den lateinischen Passagen, es geht nur um die Entzifferung).
Es sind Mutter und Tochter, Emilia Dorothea und Margaretha Dorothea Wieser, (erste) Frau und (erstes) Kind des Kaubenheimers Pfarrers Wilhelm Wieser. Er muß sie sehr geliebt haben - mit seiner zweiten Frau Anna Barbara hat er ab 1643 insgesamt 14 Kinder, aber nirgends las ich da was von "herzliebst" wie hier ...
Das kleine Mädchen war am Ostersonntag des Jahren 1642 (10.4. nach dem julianischen Kalender) geboren worden.

Nr. 3
Aemylia Dorothea Mein
Wilhelmi Wieseri p:t: pastoris
Ordinary herz liebes Eheweib ist
den 13 tag nach der ...burth deß
Sonnabendtß den 23 aprilis zu
Windzheim sanft entschlafen [???]
den ...
und den ... den Montag
den 25 Aprilis zu Kaubenheim
Ehrlich [???] zur Ruhe be... und
begraben worden. Hat die Leichpre-
dig gethan der Ehrwürdige
und Wohlgelehrte H. Johann.
Christoph Z...mann Pfarrer (#)
zu M: Lenkersheim in ... fu-
nebris Cancionis fuit dictum ex
... [muß Psalm heißen] 25 Davidis vs 17 die angst
meineß hertzens ist groß führe
mich auß meinen Nöthen und
dictum die ... sibi
...
Aetatis: 24. jahr weniger 3. tag

Die mit # angemerkte und unten ergänzte Notiz kann ich gar nicht lesen. Es geht um Wilhelm Wiesers Amtskollegen aus Lenkersheim, der die Beerdigung vorgenommen hat und - so reime ich mir zusammen - auch bald (?) verstorben ist.
Leider ist der betreffende Eintrag im Bestattungsregister von Lenkersheim auch nicht gut zu lesen ...
[Wilhelm Wieser folgte diesem Kollegen übrigens 1643 als Pfarrer von Lenkersheim nach.]

Nr. 4
Am Sonnabendt den 2 Juny
Ein Stundt vor Nacht ist mein herzliebß
Töchterlein Margaretha Dorothea
zu Windßh ... (sicher Windsheim) ... und Selig
eingeschlafen und den Sonntag
herauf deß Dom: 4 Trinit: [am vierten Sonntag nach Trinitatis] zu Kauben-
heim ...lich zur Ruhe bestattet
worden. Cancionem funebrem habuit
Reverendus et ... .vir Dng [Dominus; das "g" ist der kleine Schnörkel, der das "us" ersetzt) Leonhard
Bauer pastor Ipsheimensis.
Aetatis: 12 wochen minus 1 Tag

Wie immer bin ich für jede Hilfe dankbar!
Viele Grüße
Susanne
 
Hallo Susanne,

hier mal meine Version - leider kann ich auch nicht Alles auf Anhieb entziffern

Nr. 3
Aemÿlia Dorothea Mein
Wilhelmi Wieserÿ p:t: pastoris
Ordinarÿ hertz liebeß Eheweib ist
den 13 tag nach der Gebburth alß
Sonnabendß den 23 Aprilis zu
Windßheim sanfft und seelich in
dem Hrn. eingeschlaffen und verschieden
und dann hernach den Montag
den 25 Aprilis zu Kaubenheim
Ehrlich zur Erden bestadet und
begraben worden. Hat die Leichpre-
dig gethan der Ehrwürdige
und Wohlgelehrte H. Johann.
Christoph [?Zeremann/Ziremann?] Pfarrer (#)
zu M: Lenkerßheim [???] fu-
nebris Concionis fuit dictum ex
Psal: 25 Davidis vs 17 die Angst
meineß hertzens ist groß, fühere
mich auß meinen Nöthen quod
dictum [???] defunebra [??????????]

Aetatis: 24. jahr weniger 3. tag


# Hr. [?Zeremann/Ziremann?] ist in 3. wochen hernach
auch gestorben und zu M. Lenkerßh.
begraben worden



Nr. 4
Am Sonnabendt den 2 Junÿ
Ein Stundt vor Nacht ist mein hertzliebß
Töchterlein Margaretha Dorothea
zu Windßh in Gott sanfft und Seelig
eingeschlafen und den Sonntag
herauf alß Dom: 4 Trinit: zu Kauben-
heim Ehrlich zur Ruhe bestattet
worden. Concionem funebrem habuit
Reverendus et [???] vir Dnus [Dominus] Leonhard
Bauer pastor Ipßheimensis.

Aetatis: 12 wochen minus 1 Tag


Ich hoffe, daß die Formatierung erhalten bleibt. Ansonsten weist Du sicherlich, was in welche Zeile gehört.

Viele Grüsse,
Vera
 
Hier noch ein paar Ergänzungen:

Hat die Leichpre-
dig gethan der Ehrwürdige
und Wohlgelehrte H. Johann.
Christoph [?Zeremann/Ziremann?] Pfarrer (#)
zu M: Lenkerßheim [???] fu-
nebris Concionis fuit dictum ex


Der damalige Pfarrer hieß tatsächlich obwohl es komisch aussieht Johann Christoph Zeaemann. Er war von 1634 - 1635 Pfarrer in Kaubenheim, danach von 1635 bis 1642 in Lenkersheim und er versah in dieser Zeit auch immer wieder die Nachbarpfarreien Ipsheim und Rüdisbronn. In der nächsten Zeile möglicherweise "textus funebris"[Leichenrede].

Dann würde auch die letzte Zeile des Eintrags Sinn ergeben:

dictum [texdus??? ] funebra ipsa sibi elegit
"der von ihr selbst erwählte Leichentext"


Concionem funebrem habuit
Reverendus et [???] vir Dnus [Dominus]Leonhard
Bauer pastor Ipßheimensis.

Hier lese ich "datus". Das würde Sinn ergeben wenn man reverendus mit "Ehrwürdig" und "datus" nicht mit gegeben sondern mit "ergeben" übersetzt. Der Ehrwürdige und Ergebene Mann Herr...

Leonhard Bauer war von 1637 bis 1681 Pfarrer in Ipsheim.

Gruß
Hanna
 
Liebe Vera, liebe Hanna,

habt vielen Dank!

Den Herrn Zäemann hatte ich mittlerweile auch herausbekommen, durch schieren Zufall ... zähes "Gurgeln", sozusagen ... Auf der Suche nach Lazarus Unger, dem Vater der verstorbenen Aemilia Dorothea Wieser, geb. Unger, stieß ich auf "Geschichtliche Nachrichten von den Orten und ehemaligen Klöstern Riedfeld, Münchsteinach und Birkenfeld" von Georg Ludwig Lehnes, 1833. Im Anhang gibt es dort Listen von Klosterverwaltern (ein solcher war der Lazarus Unger) und Pfarrern aus verschiedenen Ortschaften, darunter von Ipsheim: https://books.google.de/books?id=4P...ce=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false

Unter "Zämann" oder "Zäemann" finde ich den Herrn Pfarrer nun auch im Index Personarum der Gesellschaft für Familienforschung in Franken, mit Hinweisen auf weitere Literatur.

Leonhard Bauer, der Ipsheimer Amtskollege, war bei einigen Wieser-Kindern Taufpate.

Nun muß ich "nur noch" endlich herausfinden, ob Wilhelm Wieser wirklich mein 9xUrgroßvater ist!

Viele Grüße
Susanne
 
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