Halo Freezard,
das trage ich gerne nach. Mit der Fragestellung, wann der Begriff Ackermann gebräuchlich wird, hat sich für den Raum um Berlin Peter Bahl näher beschäftigt, bekannt als Staatsarchivar im Geheimen Staatsarchiv preußischer Kulturbesitz in Berlin Dahlem und Lehrbeauftragter an der Uni Potsdam und in diversen weiteren Funktionen, die in dem Wikipedia-Artikel über ihn aufgelistet sind.
In dem Band 36 (2000) der Schriftenreihe der Stiftung Stoye untersucht er in der Einleitung die Geschichte der Begriffe in Zusammenhang mit Teltow. In Teltow ist der Begriff Ackermann zunächst ungebräuchlich. Er wird erstmals 1771 verwendet, zuvor 1767 auch einmal in der Variante "Ackerbürger". Der Begriff bleibt zunächst selten, die Verwendung nimmt dann aber über 1800 doch rasant zu.
Forscht man selbst in den umliegenden Dörfern wie etwa Zehlendorf, Steglitz, Britz, so findet man das ziemlich genau bestätigt. Auch weiter entfernt, etwa in der Prignitz, kann man dies etwa zum gleichen Zeitraum finden.
Frank-Jürgen Seider ist dem nachgegangen und hat zu jedem Haus und Hof in Teltow die Grundakten überprüft und festgestellt, dass die Ackerleute den zuvor für große Höfe verwendeten Begriff Hüfner komplett ersetzt haben, Schriftenreihe der Stiftung Stoye Band 49 (2008). Es sind die 23 größten Höfe, deren jeweilige Besitzer als Ackermann oder Ackerbürger bezeichnet werden, die weiteren landwirtschaftlichen Betriebe werden mit anderen Bezeichnungen versehen, so beispielsweise "Gärtner", was mit den heutigen Bezeichnungen bekanntlich nichts zu tun hat. Es gab daher sogar extra eine Gilde, die "Ackerkommune", mit der auch der gehobene soziale Status der großen Höfe unterstrichen wurde.
Im norddeutschen Raum zwischen Elbe und Weser gibt es den Begriff bis heute überhaupt nicht, wie man etwa dem kulturhistorischen Lexikon von Helmut R. Tödter über dieses Gebiet entnehmen kann.
Bei Ackermann hätte ich auch eher an den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank und weniger an einen Landwirt gedacht.
Hessen liegt bei mir weniger im Focus. Es ist natürlich klar, dass der Begriff "irgendwo" schon im Mittelalter gebräuchlich war, sonst könnte Herr Ackermann nicht diesen Familiennamen tragen. Ich nehme als interessante neue Information mit, dass der Begriff auch ohne die ihm offenbar nur regionsabhängig zugebilligte Bedeutung benutzt wird, jedenfalls in Hessen.
Gruß, Tonx