Erbitte Lesehilfe - Crailsheim 1652

Hallo,

ich benötige eine Lesehilfe für den Hochzeitseintrag oben links auf dieser Seite http://www.archion.de/p/5cebab561b/ eines Crailsheimer Kirchenbuches.

Das ganze ist ein recht langer Eintrag, der wohl die Schwangerschaft der Braut zur Ursache hat (der gemeinsame Sohn kommt knapp 5 Monate später zur Welt). Mir wäre auch schon mit dem ersten Abschnitt, insbesondere bei der Identifkation der Herkunft des Bräutigams, sowie Nachnamen und Herkunft (wenn es darum in Zeile 6 geht ?) der Braut.

Vielen Dank,

Dietrich
 
Ein kleiner Anfang zum Ausfüllen / Verbessern
anderer Helfer :

Michaäel Schäfer, Peter Schäfers zu --- Ehelicher Sohn,
Spital Becks, und Barbara, Hanß ---, Bürger und Schusters S.
nachgelaßene Eheliche Tochter, gedachten Spitalß Köchin.
Sein am Mittwoch, wegen vorgangener Unzucht und Schwängerung
--- --- Er Schäfer --- allerdings gestendig sein wollen, und sich be----
---- mit Nein, diesen mit Ja, an--- ---- verschworen, vermög --- ---
copuliert worden:
dabey merckwürdig, ---, alß bey -- denem Kirchgange Ihme
von der ersten Hochzeitt person
glück gewünschet worden,
Ihme die Naß anfangen so heftig
zu schweißen, daß er in der Kirchen --- vor dem Altar
--- --- --- und gewähret, biß er wider --- ---, da doch,
wie sein Vatter und er selbsten ültro bejaet,
ihm die Zeitt seines Lebenß sonsten die Naß niemahls geblutet,
welches der --- ---- für ein Straff Gottes gehalten, weil er, wie auch die
--- --- nicht Kränzen umbgangen und --- --- --- --- die
Uhrsachen möchte --- werden, --- --- wähnte --- ,
ist auch ---
nach aller --- zu ---- gefallen.

(schweißen = bluten)

(falls ich mit dem "Spital Beck" richtig vermutet habe,
findet sich sicher mehr in der Geschichte des Spitals Crailsheim)

https://www.crailsheim.de/stadtleben/crailsheim-allgemein/geschichte/


mfG
 
Ergänzungen:

"Michäel Schäfer, Peter Schäfers zu Dürnberg Ehelicher Sohn, spital Beckh, vnd Barbara, Hanß Freitag, Burger vnd schusters S. nachgelassene Eheliche Tochter, gedachten spitalß Köchin.
Sein am Mittwoch, wegen vorgangener vnzucht vnd Schwängrung deren doch Er Schäfer nicht allerdings gestendig sein wollen, vnd sich Beede, Jener mit Nein, diese mit Ja, anfangs hat verschworen, vermög (christlich-kirchlich) Ordnung copulirt worden; dabey Merckhwürdig, d alß bey angehendem Kirchgange Ihme von der Ersten Hochzeitt personen glückgewündschet worden, Ihme die naß anfangen so heftig zuschweißen d eß in der Kirchen vnd vor dem Altar gantze Lachen gewesen, vnd gewähret biß Er wieder heim kommen, da doch, wie sein Vatter vnd Er selbsten ultro bejaet, d Ihm die Zeitt seines Lebenß sonsten die nas niemahls geblutet, welches der Gemein Mann für ein straff Gottes gehalten, weilen Er, wie auch die (??) mit Kräutern vmbgangen vnd vielfeltig" (??)

ab hier sind mir mehrere Wörter unklar und wenn ich oder jemand anders es entschlüsseln kann, wird sich vielleicht ein Sinn ergeben und wir können erfahren, wer am Ende ("möchte geschlagen werden, die erwähnte" ??)

"nach allem Lang zu Boden gefallen" ist.

So ist der Text vielleicht noch nicht 100% richtig widergegeben, aber etwas flüssiger zu lesen; für das Ende brauche ich noch eine gute Idee, ich vermute, dass das Wort "ursachen" nicht richtig ist, habe aber noch keinen besseren Vorschlag zu bieten.

Rainer
 
Hallo,
Freitag ist richtig als Familienname.
Der Ort Dürnberg, wo soll dieser sein ?

Wirklich mit viel Mühe diesen extrem schwierigen Text übertragen.

Sven
 
Es könnte Dürrenberg im Jagstkreis gewesen sein,
gehörte zu Hall; nur ca. 32 km von Crailsheim entfernt.
(Kirchenbücher Schwäbisch Hall bei Archion online)
mfG
 
zur Ortssuche:

"Dürnberg gehört ins Capitul zu Crailsheim", zitiert nach "Selecta Norimbergensia" von 1769, ein Buch, das in keinem Regal fehlen sollte.

Fortsetzung Textlesung, jetzt nur noch mit kleineren Unklarheiten:

"weilen Er, wie auch die Dirne Jenner(?) mit Kräutern vmbgangen vnd vielfeltig Begert d Jahr die Rosenockler(?) möchte geschlagen werden, die erwähnte Dirne, ist auch under(?) dem stehen, nach aller Lang zu Boden gefallen."

Bei dem Wort Dirne bin ich mir jetzt sicher. Handelte es hier sich um eine versuchte Abtreibung (im Jänner), die hier beschrieben wird?
Das rätselhafte Wort fängt anscheinend mit Rosen an, doch vermag ich keinen Sinn zu erkennen.

Rainer
 

Möglicherweise "...vielfeltig begert, dass Ihr die --- möchte .... "
Der Pfarrer schreibt im Buch das "R" eigentlich anders, z. B. bei
dem Wort "Ratsverwandter" ( ? )


Das Paar muss in grosser seelischer Not gewesen sein.
mfG
 
Ich würde das fragliche Wort als "Tosenacker" lesen und da die Dose oder Büchse auch heute (Büchsenmacher für Männer mit Töchtern) noch als Synonym für die Frau (sozusagen das Behältnis für den Nachwuchs) dient, ist das vermutlich eine Anspielung auf sexuelle Aktivitäten. Es gibt anscheinend auch ein Versteckspiel namens Dosenacker, das vielleicht ebenfalls auf diese Art interpretiert werden kann und daher könnte dann auch das "geschlagen" als "abgeschlagen" oder "erwischt" beim Spiel kommen. Der Ausdruck "nach aller Länge" heißt einfach "der Länge nach" oder wie der Franke sagen würde: "Sie hats strecksderlängs highaut". Der Text würde sich dann so lesen:

welches der Gemein Mann für ein straff
Gottes gehalten, weilen Er, wie auch
die Dirne Jmmer mit Kräutern
umbgangen und vielfeltig begert
d Jhr die Tosenacker möchte
geschlagen werden, die erwähnte
Dirne ist auch under dem stehen
nach aller Länge zu Boden gefallen.

Gruß
Hanna

 
zunächst einmal vielen Dank an alle, die so kreativ hier im thread dabei sind.
Wäre es möglich, dass 'Tosenacker' in Wahrheit zwei Worte sind und das letzte eher 'aber' lautet, also im Zusammenhang:
...Ihr die ?Tosen? aber möchte geschlagen werden.... ?
Zum Thema der Ortsangabe, es ginge also um das untergegangene Dürnberg, heute auf dem Stadtgebiet von Schwäbisch Hall ?

mit freundlichen Grüßen

Dietrich
 
"Aber" kann ich hier nicht sehen, möglich wäre vielleicht noch "ader". Das gibt aber auch nicht mehr Sinn. Vielleicht hat ja noch jemand eine Erleuchtung.
Für mich klingt der Eintrag halt so, daß der Pfarrer dem Bräutigam insgeheim unterstellt einen falschen Eid geschworen zu haben und der Braut, daß sie es auf eine Schwängerung abgesehen hatte, vielleicht auch mit Hilfe von Kräutern als "Liebeszauber" und die Strafe beide beim hochzeitlichen Kirchgang in Form von Nasenbluten und Ohnmacht ereilte.
Gruß
Hanna
 
Ich finde, wir können die Lesehilfe abschließen.
Auch ich las zunächst tosenackher, konnte darin aber keinerlei Sinn erkennen. Ich denke mit der schließlichen Hilfe von Hanna sind keine Buchstaben mehr unklar.
Zur Bedeutung: ich denke, dass die Kräuter auch zur Verhütung gebraucht worden sind, die "Dirne" mit deren Hilfe sich ein promiskes Leben ermöglichen wollte und "vielfeltig", nun ja, erst konnte ich mir unter Dosenacker gar nichts vorstellen und nun kriege ich Vorstellungen ...
Es handelt sich ja dabei um ein Versteckspiel, ob da ein obszöner Unterton schon immer dabei war? Leider besitze ich das "Wörterbuch der obszönen Sprache" nicht mehr, ich erinnere mich nur noch, dass es die aberwitzigsten Namen für die Sexualorgane schon gab. Im Englischen ist "to plough" ein solches Wort für den Geschlechtsakt, die Beziehung zum Acker ist damit gegeben. Das Schlagen irritiert mich allerdings schon, und das im Wortschatz eines Gottesmannes!
Das Wort "Dirne" dürfte also tatsächlich abschätzig gebraucht worden sein, es wurde ja früher auch neutral gebraucht. Ich würde jedenfalls daraus schließen, dass bekannt war, dass der Bräutigam nicht der einzige gewesen war, mit dem sie vorehelichen Sex hatte, was sie aus heutiger Sicht nicht mehr so sehr abwertet wie es die damalige Moral tat.
Ich bin froh, dass ich versuchte, den ganzen Text zu lesen, so lernte ich Ausdrücke kennen, die wahrscheinlich in keinem Wörterbuch stehen.
 
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