Doppelnamen

Knifflige Sache: In Meiningen waren vor dem 17ten Jahrhundert Doppelnamen weit verbreitet. In meinem Fall heißen die Vorfahren in den Kirchenbüchern wechselweise entweder Berth, Berth-Haubenstein oder Haubenstein. Ich vermute nun, das Berth der eigentliche Name und Haubenstein eine Art Ortszusatz ist. Es gab damals zum einen den Gutshof Hau(b)enstein bei Fladungen und zum anderen das Waldstück Haubenstein direkt bei Meiningen. Hier drei Beispiele:

Adam Berth-Haubenstein *18.02.1615:

Adam Berth-Haubenstein *13.06.1651

Angeblich Georg Willhelm Berth-Haubenstein *28.10.1556:

Was meint ihr? Ich bin für jede Anregung Dankbar ...
 
Guten Morgen.

Im vorliegenden Fall handelt es sich um ein klassisches Beispiel von sog. "Genanntnamen" oder auch "Vulgonamen"

[Latein: vulgo = allgemein, für gewöhnlich]


Ihr erstgenanntes Beispiel: Bert sonst Haubenstein
Ihr zweitgenanntes Beispiel: Berthen gnt [genannt] Haubenstein

Im dritten Beispiel: Valten Bert

Hierbei handelt es sich nicht um "Doppelnamen" nach heutigem Verständnis, vielmehr diente diese Namensgebung in nennenswertem Umfang der klaren Unterscheidbarkeit von Familien, oder z.B. auch zur Verdeutlichung von traditionellen Besitzverhältnissen.

Bei der Dokumentation dieser Namen in Ihrem Familienstammbaum sollten Sie diese Namen bitte in gar keinem Fall z.B. führen als "Bert-Haubenstein" oder ähnlich.

BG
 
Hallo und vielen Dank für die prompte Antwort. Eine sehr interessante und aufschlussreiche Information. Der Zusammenhang mit den Besitzverhältnissen erklärt wohl auch, warum es über einen längeren Zeitraum verschiedene Bezeichnungen für verschiedene Familienzweige gibt.

Was für mich aber schwierig bleibt: Für meinen Familienzweig wandelte sich der Name zwischen 1485 bis ca. 1650 von Berth zu Haubenstein. Welchen Nachnamen sollte ich in meinem Stammbaum für diese Fälle führen?

Beste Grüße
 
Du lässt den Namen eben wechseln, weil er sich nunmal ändert. Erst nur Berth, dann Berth gen. Haubenstein, dann nur Haubenstein. Ich persönlich würde da immer ein bisschen auf's Gesamtbild schauen, d.h. wie die Person und seine engsten Verwandten bezeichnet werden, d.h. ab bzw. bis wann welche Variante verwendet wurde.
 
Was für mich aber schwierig bleibt: Für meinen Familienzweig wandelte sich der Name zwischen 1485 bis ca. 1650 von Berth zu Haubenstein. Welchen Nachnamen sollte ich in meinem Stammbaum für diese Fälle führen?

Beste Grüße

(In übereinstimmender Ergänzung zu den vorhergehenden Antworten.)

Dann gehört Ihr Familienzweig -übrigens genauso wie meine väterlichen und auch meine mütterlichen direkten Vorfahren- zu den Familien, bei denen es im Zeitablauf nicht DEN EINEN Familiennamen gegeben hat.

Unter Zugrundelegung Ihres o.a. Beispieles war der Familienname

1556: Bert(h)
1615 und 1651: Bert(h) genannt Haubenstein
[ob Sie hierbei den Begriff: genannt/gnt., vulgo, sonst, auch .... - verwenden, ist dabei für die Aussagekraft als solche ohne Relevanz, nur weglassen dürfen Sie diese "Namensergänzung" nicht!]

Feststehende (aus hinsichtlich der Schreibweise unveränderliche) Familiennamen gibt es in Deutschland ohnehin erst seit Einführung der Standesämter, 1874/1875.
Davor ist beispielsweise für eine identische Familie: Bert = Berth = Berdt oder Haubenstein = Hauenstein = Habenstein usw.

....siehe z.B. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Familienname

....und dort insbesondere auch der Absatz: "Familiennamen nach Region" > "Deutschsprachiger Raum"

Also dokumentieren Sie bitte den jeweiligen Genanntnamen, wann und wo er belegbar(!) erscheint - wandeln Sie ihn nicht um / passen Sie in nicht an "heutige Geflogenheiten" an oder Ähnliches.
Das verfälscht sonst Ihre Familiengeschichte.

BG
 
Okay, vielen Dank für die sehr hilfreichen Tipps. Werde ich in meinem Stammbaum so umsetzen.

@ Schleuse: Guter Hinweis, ich werde mir auch mal Wasungen vornehmen ...

VG, J.Habenstein
 
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