1754 - und sie heiraten doch!

www.archion.de/p/82bd83520b/

Liebes Forum,
es geht um die zweite Eheschließung des Jahres 1754, mit Happy End für einen Burschen aus dem Allgäu und e Pälzer Mädsche. Leider fehlen mir zwei (recht ähnlich aussehende) Wörter zum vollständigen Lesegenuss - ich freue mich auf Hilfe. Vielen Dank und Grüße, Ulrike

Johannes Eckhardt, Maurer Gesell aus dem Algäu
Catholischer Religion, und Johanna Catharina Doro-
thea Rohrscheibin, weyland Sebastian Rohrscheibs, ge-
wesenen Becker Meisters hinterlassene Eheliche Tochter
wurden nach dreymahliger Proclamation copuliret
den 10. Jan. Darbeÿ versprochen, daß alle Kinder beÿder-
ley geschlechts in der Evangelisch Lutherischen Religion
sollen erzogen werden, als welcher die Braut zugethan.
Pastor Pfeffing Anhir hat sich zwar opponiret, auch ge(warnt??)
und Aufenthalt verursachet, daß die vorge…sene ?? copula-
tion den 20. Nov 1753 nicht geschehen dürffen, deme auch
ziemlich nachgegeben worden, biß Solcher es zu weit betr(ieben)
und dem Herrschaftlichen Befehl nicht nachkommen wollen, sondern auß ??

das Wormser Vicariat provociret, daher dann die von Hochgräfl.
Cantzeley inhibirte copulation in der Evangel. Luth. Kirche
endlich ist befohlen worden von Illustrissimi nostri Hochgräfl. Excellence
 
Schöne Ergänzung, vielen Dank, Rainer, auch für die Lesehilfe! Man freut sich über den entspannten Pfarrer (und seinen Seitenhieb auf den überstrengen Kollegen).
In diesem Taufeintrag kommt wieder das Wort vor, das ich im Traueintrag nicht lesen konnte. Kann man hier ein Pfälzer Dialektwort vermuten - der Pfarrer "hat Gewerr gemacht"?
 
Hm, das passt ja aber vom Kontext her überhaupt nicht - Pastor Pfeffing hat nichts gewährleistet und schon gar nichts gewährt (im Gegenteil). Er hat vielmehr Verzögerung und unnötige Verwirrung verursacht -- und da habe ich inzwischen einen Beleg gefunden, der die Lösung "gewerre" unterstützt:

Man kann "gewerre" eigentlich gut lesen - nur war uns eben das Wort nicht bekannt. :) Ulrike
 
Hm, das passt ja aber vom Kontext her überhaupt nicht - Pastor Pfeffing hat nichts gewährleistet und schon gar nichts gewährt (im Gegenteil).

Wenn ich den hier zitierten Text zugrundelege

https://www.archion.de/p/74e5a7f5fe/ Hallo, hilft nicht beim lesen, aber wichtig, Gruß Rainer

habe ich das von mir bereits zum Ausdruck gebrachte Verständnis zum fraglichen Wort.

Der Pfarrer läßt die Trauung zu (gewährt die Trauung, nachdem ihm offensichtlich nach den bereits erfolgten Proclamationen Zweifel gekommen waren und er eine zweite Meinung angefordert hatte), auf nochmalige Überprüfung durch / nach Rücksprache mit dem Consistorium und damit ist dann auch die vorzeitige Niederkunft legitimiert.

Er hätte beides ja auch ablehnen können. Mit der Einholung einer zweiten Meinung "stiffet" man m.E. auch keine unnötige "Verwirrung".

Das mag man selbstverständlich auch gänzlich anders sehen und es ist nur(!) meine vollkommen unmaßgebliche(!) Meinung.
 
Die Alternativen lauten also:

1. ... er hat sich zwar opponiret, auch gewähr und Aufenthalt verursachet,
2. ... er hat sich zwar opponiret, auch gewerre und Aufenthalt verursachet,

Mir erscheint vom Schriftbild und vom Sinn her nur die zweite Möglichkeit plausibel. We agree to disagree ;-)
 
Die Alternativen lauten also:

Auf den von Ihnen ursprünglich angefragten Eintrag trifft das von der Syntax her zu; auf denjenigen, auf den ich mich bezog, m.E. nicht (darin finden sich Worte wie "opponiret" bzw. "verursachet" nicht).

Für mich ein interessantes Detail am Rande: der Kirchenbuchführer ist hier in beiden Fällen wohl nicht identisch mit dem Pfarrer. Beide Personen scheinen durchaus eine unterschiedliche Sicht auf die theologisch / kirchlich "richtige" Handhabung der Dinge zu haben.
 
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